Nach dem tödlichen Hai-Angriff in ägyptischen Badeort Hurghada sorgen sich viele Urlauber in den Urlaubszielen am Mittelmeer. Auch vor der Küste Mallorcas wurde nun ein Hai gesichtet. Doch wie wahrscheinlich ist es, auf Mallorca Opfer eines Hai-Angriffs zu werden?

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Es sind diese Bilder, die einem nur schwer wieder aus dem Kopf gehen: Der brutale Angriff von einem Hai auf einen nur wenige Meter vom Ufer entfernt schwimmenden Touristen im ägyptischen Badeort Hurghada. Die verzweifelte Hilfeschreie und schließlich das schreckliche Ende des jungen Mannes. Später wurde der Hai als Tigerhai identifiziert.

Diese Haie sind nach dem Walhai, dem Riesenhai und dem Weißen Hai die viertgrößte Hai-Art der Welt. Sie können zwischen 5 und 7,5 Meter lang und bis zu 1.000 Kilogramm schwer werden. Angesichts dieses schrecklichen Ereignisses und der bevorstehenden Urlaubszeit fragen sich viele Touristen: Ist mein Urlaub am Mittelmeer eigentlich sicher oder kann ich auch auf Mallorca, einer der beliebtesten Ferien-Destination der Deutschen, Opfer einer Hai-Attacke werden? Denn die Angst, selbst Opfer eines Angriffs aus der Tiefe zu sein, ist bei uns Menschen tief verwurzelt.

Eine Entwarnung vorweg: Tigerhaie kommen im Mittelmeer nur sehr selten vor. Aber insgesamt gibt es 47 Hai-Arten, die im Mittelmeer heimisch sind. Doch nur wenige stellen eine ernste Gefahr für den Menschen dar. Die meisten leben in Gewässern, in denen touristische Badegäste nie schwimmen würden. Denn Haie mögen die Tiefen der Ozeane, in Küstennähe begegnet man ihnen daher nur äußerst selten.

Wie wahrscheinlich ist eine Hai-Begegnung?

Die Sichtung von einem Hai am Strand wird daher sehr oft mit großer Aufregung wahrgenommen und von den Medien anschließend dramatisiert. Schlagzeilen wie "Hai-Alarm auf Mallorca", "Angler ziehen Monster aus der Tiefe" oder "Hai taucht plötzlich auf" verfälschen die tatsächliche Wahrscheinlichkeit einer Begegnung mit dem Knorpelfisch. Zudem sind die meisten Haie, die von Menschen gesichtet werden, völlig ungefährlich.

Der Meeresräuber als Indikator für ein intaktes Öko-System

Erst kürzlich hat eine Touristin am belebten Strand Cala LLombards bei Palma de Mallorca einen etwa zwei Meter langen Blauhai in Ufernähe gefilmt. Dieser Hai gehört laut Organisation "Shark Med" zur häufigsten, rund um die Balearen vorkommenden Hai-Art. Und in den vergangenen Tagen hatten Fischer einen etwa drei Meter langen Grauhai in den nördlichen Gewässern der Insel als Beifang am Haken. Unvergessen ist auch das Auftauchen eines Weißen Hais vor einigen Jahren in den Gewässern rund um Mallorca.

Natürlich sind solche Hai-Sichtungen den meisten Touristen nicht geheuer und lösen verständlicherweise großes Unbehagen aus. Doch die mallorquinischen Forscher freuen sich. Die Existenz der Meeresräuber ist ein gutes Zeichen für das maritime Öko-System der Baleareninsel. Über die Hälfte aller Arten stehen auf der Roten Liste und werden trotzdem weiterhin bejagt. Mittlerweile ist das Mittelmeer der gefährlichste Ort für den Räuber.

Haie stehen für ein intaktes Öko-System.
Haie stehen für ein intaktes Öko-System. © Foto: unsplash.com/Thomas Borb (Symbolfoto)

Überfischung bedroht Haie

Die Stiftung "Marilles", die sich um die Bewahrung der maritimen Lebensräume rund um die Balearen kümmert, erklärte, dass es Mitte des 20. Jahrhunderts viel mehr Haie vor Mallorca gegeben habe. Vor allem wegen der Überfischung des Mittelmeeres sind die Haie rund um Mallorca inzwischen sehr selten geworden.

Aber um das Aussterben heimischer Hai-Arten zu verhindern, hat das Aquarium Palma erst vor kurzem 20 kleine Katzenhaie aus einem Zuchtprogramm rund um den Nationalpark Cabrera in die Freiheit entlassen. Weitere Aussetzungen sind in den Meeresschutzgebieten an der Westküste Mallorcas geplant.

Das Ziel ist, die heimisches Meereswelt zu erhalten. Die Tiere sind mit Sendern ausgestattet, um Rückschlüsse über ihre Bewegungen zu erhalten. Sorgen müssen Urlauber wegen diesem Räuber nicht. Sie sind klein und leben eher am Boden. Und sie haben auch kein Interesse daran, zu uns Menschen an den Strand zu kommen.

So verhält Du Dich richtig bei einer Hai-Sichtung

Urlauber, die einen orientierungslos wirkenden Hai oder Delfin beobachtet, sollten sofort die Strandwache alarmieren oder die Notrufnummer 112 anrufen. Dann kümmert sich das Aquarium Palma darum und verständigt Spezialisten. Private Rettungsversuche solltest Du vermeiden. Zu groß ist die Gefahr, das Tier zusätzlich zu verletzen oder noch mehr zu stressen. Generell gilt: nicht anfassen.

Und auch, wenn Du noch im Wasser bist und einen Hai bemerkst, musst Du nicht sofort flüchten. Experten raten, ruhig zu bleiben, das Tier im Auge zu behalten und andere Schwimmer zu warnen. Fühlst Du Dich unwohl, solltest Du langsam rückwärts aus dem Wasser gehen.

Hollywood-Filme und reißerische Schlagzeilen suggerieren und bekräftigen stets aufs Neue unsere Angst vor einem potenziellen Hai-Angriff. Doch Tatsache ist: Bisher wurde im gesamten westlichen Mittelmeer noch kein einziger Angriff von einem Hai auf einen Badegast registriert. Die Wahrscheinlichkeit, von einer Kokosnuss erschlagen oder vom Blitz getroffen zu werden, ist deutlich größer.

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Der Hai steht somit einem entspannten Badeurlaub auf Mallorca bestimmt nicht im Wege. Ganz im Gegenteil: Es ist der Hai, der Angst vor dem Menschen haben sollte. Denn wissenschaftliche Studien belegen, dass der Bestand der fantastischen Räuber in den vergangenen Jahrzehnten durch Überfischung und Umweltverschmutzung um circa 90 Prozent gesunken ist. Eine Hai-Sichtung im Mittelmeer ist aus Sicht von Mutter Natur also eher ein Grund zur Freude als zur Panikmache.  © Deine Tierwelt

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