Dass die Zinsen gestiegen sind, hat sich herumgesprochen - sollte man meinen. Es gibt trotzdem noch viele, die einen Teil ihrer Ersparnisse auf Konten herumliegen haben, für die es nur sehr, sehr wenig Zinsen gibt: Girokonto, Sparkonto, schlecht verzinstes Tagesgeld wie bei vielen Sparkassen. Warum jetzt genau der richtige Zeitpunkt ist, um das zu ändern.

Eine Kolumne
Diese Kolumne stellt die Sicht von Ulrike Sosalla dar. Informieren Sie sich, wie unsere Redaktion mit Meinungen in Texten umgeht.

Kennen Sie die Shrinkflation? Das ist eine Art von Inflation, die sich darin äußert, dass die Packungen kleiner werden – fürs gleiche Geld natürlich. In meinem Kühlschrank ist mir die Shrinkflation kürzlich in Form meines Lieblingsjoghurts begegnet. Beim Einkaufen hatte ich gar nicht gemerkt, dass der Becher jetzt nur noch 400 statt 500 Gramm enthält. Erst als mein Sohn das Ding in einem Zug leergelöffelt hat, habe ich das Kleingedruckte unter die Lupe genommen – und siehe da: 20 Prozent weniger Inhalt für den gleichen Preis. Empörend.

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Die Zinsen stabilisieren sich

Noch viel unauffälliger kommt die Zinsflation daher. Sie besteht darin, dass sich einfach gar nichts ändert – vor allem nicht der Zinssatz für mein Tagesgeldkonto. Während die Inflation steigt und an den Ersparnissen nagt, während die Europäische Zentralbank den Banken inzwischen 3,75 Prozent Zinsen zahlt, wenn sie Geld bei ihr parken, halten viele Banken still, ganz still. Ihre Hoffnung: Dass es vielen Menschen zu mühsam ist, ein anderes Konto zu suchen.

Ob die Zinsen nun 0,5 Prozent jährlich betragen wie bei der Sparkasse Berchtesgadener Land oder 1,0 Prozent wie bei der Postbank, ist da fast schon egal. Beides ist viel zu wenig, um die Geldentwertung auch nur ansatzweise auszugleichen – während Banken und Sparkassen mit den Spargroschen Gewinne machen.

Das empört mich genauso. Aber anders als beim Joghurt kann ich mich relativ leicht dagegen wehren. Und nicht nur das: Nüchtern betrachtet ist gerade ohnehin ein guter Zeitpunkt, um einen Zins-Check zu machen. Die Inflation stabilisiert sich, und voraussichtlich – hoffentlich - sinkt sie in der nächsten Zeit wieder. Und noch wichtiger: Die Zinsen steigen nicht mehr so rasant wie zuvor. Wenn ich jetzt ein gut verzinstes Konto suche, stehen die Chancen gut, dass ich in sechs Monaten nicht wieder wechseln muss.

Der Vergleich lohnt sich

Einen Wermutstropfen allerdings gibt es: Das Zins-Hoch hat auch unseriöse Anbieter angelockt. Manche Webseiten versprechen hohe Zinsen, sammeln das Geld ein und verschwinden damit. Eine einfache Möglichkeit, um seriöse Zinsportale zu finden: Die Zinsvergleiche von Finanztest für Tagesgeld und Festgeld führen nur vertrauenswürdige Angebote auf.

Sollten Sie auf einen Anbieter stoßen, der dort nicht aufgeführt ist und attraktive Zinsangebote bewirbt, ergreifen Sie am besten zwei Vorsichtsmaßnahmen: Zuerst suchen Sie im Internet nach Bewertungen und Erfahrungsberichten zu diesem Anbieter. Oft warnen Anwälte, bei denen Kundenklagen landen, früh vor dubiosen Firmen. Zweitens: Melden Sie uns den Anbieter unter warnliste@stiftung-warentest.de. Finanztest hat noch weitere Tipps, wie Sie unseriöse Zinsportale erkennen.

In jedem Fall wichtig: Auch bei seriösen Angeboten checke ich, in welchem Land die Einlagensicherung eines Tagesgeld- oder Festgeldanbieters angesiedelt ist. Die Faustregel lautet: Je höher die Bonität eines Landes, desto wahrscheinlicher ist, dass die Einlagensicherung im Fall von Bankenpleiten funktioniert und der Staat genug Geld für Entschädigungen hat. Deshalb empfiehlt Finanztest nur Anlagen aus EU-Ländern mit einer hohen Bonität – wie Deutschland, Frankreich, Niederlande oder auch Tschechien – und zusätzlich aus Norwegen.

Es gibt eine Menge Angebote am Markt, bei denen beides stimmt, die Seriosität und die Zuverlässigkeit der Einlagensicherung. Ich habe meinen Notgroschen jetzt umgeparkt auf ein anderes Tagesgeldkonto. 3,65 Prozent statt 1 Prozent pro Jahr – mein kleiner persönlicher Sieg über die Zinsflation.

Über die Expertin: Ulrike Sosalla ist stellvertretende Chefredakteurin von Finanztest und damit ausgewiesene Fachfrau für Finanzfragen. Das Verbrauchermagazin Finanztest gehört zur Stiftung Warentest, die seit 30 Jahren Finanzdienstleistungen testet. Test.de und Finanztest sind komplett anzeigenfrei und gewährleisten damit absolute Unabhängigkeit gegenüber Banken, Versicherungen und der Industrie. Die Newsletter der Stiftung Warentest können Sie hier abonnieren.
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