Immer mehr Menschen bevorzugen Fleischprodukte mit Tierwohl-Kennzeichnungen. Für Hähnchenfleisch aus einem Betrieb aus Thüringen wurde dieses Siegel nun entzogen. Zwei große Supermarktketten stoppten den Verkauf der Ware.

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Laut einer Umfrage des Bundesverbandes des Deutschen Lebensmittelhandels (BVLH) ernähren sich mittlerweile rund zwölf Prozent der Menschen in Deutschland vegetarisch oder vegan. Auch beim Fleischkauf selbst achten seit geraumer Zeit immer mehr Menschen auf Tierwohl-Siegel, wie etwa die Albert-Schweitzer-Stiftung schon 2019 herausfand.

Bereits im Jahr 2019 orientierten sich demnach 42 Prozent der Käufer an Tierwohl-Kennzeichnungen oder griffen zu Bio-Artikeln. Bei manchen dieser Kennzeichnungen gibt es jedoch Lücken, wie auch in einer Mastanlage in Thüringen.

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Vorwürfe einer Tierschutzorganisation

Zwischen 2019 und 2023 schleuste die Tierschutzorganisation Aninova zwei verdeckte Ermittler in eine Hähnchenmastanlage in Waldeck im Saale-Holzland-Kreis bei Jena ein, wie auch der MDR berichtete. Die Tierschützer tarnten sich als Probearbeiter und filmten heimlich die offenbar rechtswidrige Tötung von etwa 250 Hühnern. Daneben seien auch erhebliche Verstöße gegen hygiene- und seuchenrechtliche Vorschriften aufgedeckt worden, wie "Bild" berichtete.

Das zuständige Veterinäramt wurde im Juli informiert. Ein Tierarzt erstellte daraufhin ein 50-seitiges Gutachten. Seit August dieses Jahres ermittelt auch die Staatsanwaltschaft Gera wegen des Verdachts auf Verstoß gegen das Tierschutzgesetz.

Rewe, Penny und Astenhof stoppen den Verkauf

Hauptabnehmer Rewe, der Fleisch unter der Eigenmarke "Ja" verkaufte, stoppt den Bezug von Geflügelfleisch aus der Hähnchenmastanlage. Bereits seit Ende November werden in Rewe- und Penny-Filialen laut einer Stellungnahme gegenüber MDR keine Waren mehr aus dem Mastbetrieb verkauft. Auch weitere Konsequenzen gegen den Lieferanten schließe die Rewe-Gruppe nicht aus.

Auch die Sprehe-Gruppe verkauft nach den Vorwürfen der Tierquälerei vorerst kein Geflügelfleisch mehr aus der Mastanlage. Das Fleisch wurde unter der Marke Astenhof Frischgeflügel in einem Teil der Sprehe-Gruppe verkauft. In einer offiziellen Erklärung gab das Unternehmen an, den betroffenen Mastbetrieb vorsorglich aus ihrer Lieferkette entfernt zu haben. Zudem seien auch Mitarbeiter, die im Verdacht stehen, mit den Anschuldigungen in Verbindung zu stehen, gekündigt worden.

Tierwohl-Kennzeichnung entzogen

Nach den Vorwürfen hat auch die Initiative Tierwohl reagiert und dem betroffenen Betrieb das Tierwohl-Siegel entzogen. Dieses Siegel, das erkennbar machen soll, welches Fleisch aus einem Tierwohl-Betrieb stammt, ist eine freiwillige Selbstverpflichtung der Fleischbranche zur Verbesserung der Tierhaltung. Für rund 89 Prozent der Menschen in Deutschland ist dies auch eine wichtige Orientierung beim Kauf, wie aus dem Ernährungsreport 2022 des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) hervorgeht.

Gesetzlich werden diese Siegel bisher nicht überwacht. Ab Herbst dieses Jahres gibt es aber eine neue staatliche Kennzeichnung für Fleisch, die allerdings zunächst nur für Schweinefleisch gilt. Frühestens ab 2025 soll das Label verpflichtend sein. Die Neuerung der Tierwohl-Kennzeichnung sollen Verbraucherinnen und Verbrauchern dann Informationen zu fünf Haltungsstufen "Stall", "Stall und Platz", "Frischluftställe", "Auslauf oder Freiland" und "Bio" geben.

Verwendete Quellen:

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