Viele von uns bekommen in den nächsten Monaten neue Bankkarten mit neuen Logos und Funktionen für ihr Konto. Die Verwirrung ist groß. Doch es gibt gute Nachrichten: Die neue Bezahlwelt ist weniger kompliziert als gedacht. Was Sie zu den neuen Karten wissen sollten. Fünf Antworten auf die wichtigsten Fragen.

Eine Kolumne
Diese Kolumne stellt die Sicht von Ulrike Sosalla dar. Informieren Sie sich, wie unsere Redaktion mit Meinungen in Texten umgeht.

Bis vor wenigen Tagen dachte ich, ich hätte den Unterschied zwischen Girocard (auch als EC-Karte bekannt) und Debitkarten durchschaut. Bis mich eine Freundin anrief, um wegen ihrer neuen Bankkarte um Rat zu fragen. Auf ihrer neuen Karte prangt ein Mastercard-Logo, sodass sie fast aussieht wie eine Kreditkarte. Doch im Begleitbrief schreibt die Sparkasse, es handele sich um eine Girocard, also die gleiche Karte wie bisher.

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Das war der Moment, in dem ich zugeben musste, dass die neue Kartenwelt doch etwas komplizierter ist als gedacht. Aber, und das ist die gute Nachricht: Sie ist auch kundenfreundlicher als angenommen. Die meisten von uns werden weiter einkaufen und Geld abheben können wie bisher, auch wenn andere Logos auf den Karten sind. Hier kommen fünf Fragen und Antworten, um die Verwirrung aufzulösen.

Frage 1: Warum bekommen viele Bankkundinnen und -kunden neue Karten?

Alles beginnt damit, dass das Kreditkartenunternehmen Mastercard seinen Zahlungsdienst Maestro allmählich einstellt. Vom 1. Juli an geben viele deutsche Banken keine neuen Karten mit Maestro-Funktion mehr aus, andere – wie etwa Deutsche Bank und Commerzbank – folgen später.

Um den Vorgang zu verstehen, muss man wissen, dass unsere Bankkarten quasi aus zwei Teilen bestehen – man kann sich das vorstellen wie ein Auto mit Fahrradträger: Das Auto fährt uns im Inland herum, die Fahrräder brauchen wir am Urlaubsort im Ausland. Maestro (und VPay von Visa) waren die Dachgepäckträger, die bisher auf den meisten Karten montiert waren: Sie wickeln die Zahlungen im Ausland ab.

VPay läuft vorerst weiter, aber Maestro wird ersetzt: Die Banken stellen quasi um auf Heck-Gepäckträger. Die Zahlungen im Ausland laufen nun über Mastercard Debit oder Visa Debit, daher das Mastercard- oder Visa-Logo auf den neuen Karten (das Wörtchen "Debit" bedeutet, dass die Zahlungen sofort vom Konto abgebucht werden und nicht nur einmal im Monat wie bei Kreditkarten).

Kompliziert wird die Sache erst dadurch, dass einige Banken auch das Auto austauschen. Bisher gab es in Deutschland nur Benziner, die Girocard, die an fast allen Bezahlterminals im Land angenommen wird. Einige Banken, etwa ING oder DKB stellen nun – bildlich gesprochen – auf Elektroautos um: Debitkarten von Mastercard oder Visa, die auch Zahlungen im Inland über Mastercard oder Visa abwickeln.

Und wie bei Elektroautos gibt es zunächst Probleme mit dem Aufladen, denn nicht alle Einzelhändler, Restaurants und Automaten akzeptieren Mastercard/Visa. Einen Überblick, welche Karte was kann, gibt Finanztest hier.

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Die gute Nachricht ist: Die Sparkassen, die fast die Hälfte aller Bankkarten in Deutschland ausgeben, bleiben beim bewährten Benziner, also der Girocard – auch wenn künftig das Logo einer Kreditkartenfirma aufgedruckt ist. Deren Bezahlsystem greift aber nur im Ausland. Im Inland gilt: Alles bleibt, wie es ist. Wer eine Girokarte hat, kann wie bisher bundesweit an so ziemlich jedem Kartengerät bezahlen und an Supermarktkassen Bargeld abheben.

Meine Freundin war ausgesprochen erfreut, als sie das hörte, denn gerade kleine Geschäfte und Restaurants akzeptieren oft keine Debitkarten von Mastercard oder Visa. Bei uns in der Ecke stehen in manchen Läden Schilder mit großer roter Schrift auf der Theke: "Nur EC-/Girokarte!!!"

Frage 2: Wie erkenne ich, welche Karte mir meine Bank zugeschickt hat?

Girokarten tragen überwiegend das Girocard-Logo, das sie eindeutig ausweist. Debitkarten von Visa/Mastercard sehen aus wie Kreditkarten, viele haben aber "Debit" auf der Karte vermerkt. Die Bauart des Fahrradträgers erkennt man am aufgedruckten Logo: Maestro, VPay, Mastercard oder Visa. Theoretisch könnten Banken auch Girokarten ohne Zusatzlogo und damit ohne Auslandsbezahlfunktion ausgeben. Bisher hat dies aber keine Bank definitiv angekündigt.

Frage 3: Ich habe von meiner Bank eine Debitkarte von Mastercard oder Visa bekommen. Worauf muss ich achten?

Mit Mastercard- und Visa-Debitkarten kann man in Deutschland nur dort bezahlen, wo auch die entsprechenden Kreditkarten akzeptiert werden. Gerade kleine Geschäfte haben häufig keine Verträge mit Visa und Mastercard, da dies Zusatzkosten bedeutet.

Außerdem ist die Funktion, Bargeld an der Supermarktkasse abzuheben, nur eingeschränkt verfügbar. Bei Rewe und Kaufland etwa geht das (noch) nicht.

Frage 4: Ich reise ins Ausland. Brauche ich zusätzlich noch eine Kreditkarte?

Es ist immer sinnvoll, zwei unabhängige Karten im Ausland dabeizuhaben, um zahlen zu können, auch wenn eine nicht akzeptiert wird. Generell gilt: Die Girocard mit VPay funktioniert nur in großen Teilen der EU, außerhalb aber nicht.

Einschränkungen kann es auch bei Debitkarten mit Mastercard- oder Visa-Logo geben: Es kommt vor, dass Mietwagenfirmen oder Hotels sie nicht als Sicherheit akzeptieren. Eine zusätzliche Kreditkarte ist daher bei Auslandsreisen auf jeden Fall sinnvoll und bei Reisen außerhalb Europas unbedingt empfehlenswert.

Frage 5: Ändert sich was beim Online-Bezahlen?

Hier haben Mastercard und Visa klar die Nase vorn: Trägt eine Karte deren Logo, kann sie für Zahlungen im Netz genutzt werden. Bei Girokarten mit Maestro oder VPay ist das bisher nicht so. In diesem Punkt bringt der Wechsel von Maestro zu Mastercard einen echten Vorteil: Denn wer eine Karte mit Mastercard- oder Visa-Logo hat, kann damit online bezahlen, ganz egal, ob es eine Girokarte oder eine andere Debitkarte ist. Das ging mit den "alten" Girokarten nicht.

Alles in allem bin ich nun fast ein bisschen neidisch auf die nagelneue Karte meiner Freundin. Aber vielleicht nicht mehr lange: Meine eigene Girokarte wird im Dezember ungültig. Ich bin sehr gespannt, was ich dann bekomme: Neuer Fahrradträger, neues Auto – oder alles wie bisher?

Zur Person: Ulrike Sosalla ist stellvertretende Chefredakteurin von "Finanztest" und damit ausgewiesene Fachfrau für Finanzfragen. Das Verbrauchermagazin "Finanztest" gehört zur Stiftung Warentest, die seit 30 Jahren Finanzdienstleistungen testet. Test.de und "Finanztest" sind komplett anzeigenfrei und gewährleisten damit absolute Unabhängigkeit gegenüber Banken, Versicherungen und der Industrie. Die Newsletter der Stiftung Warentest können Sie hier abonnieren.
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