Es geschieht häufiger, als man denkt, dass neue Girocards mitsamt der separat verschickten Pin aus der Post gestohlen werden. Mir ist das vor ein paar Wochen passiert. Mehrere tausend Euro erbeuteten die Räuber. Zwar muss die Bank den Schaden in solchen Fällen erstatten – doch das kann dauern, und es kostet eine Menge Nerven. Deshalb: Drei Tipps, wie Sie sich vor Posträubern schützen.

Eine Kolumne
Diese Kolumne stellt die Sicht von Ulrike Sosalla dar. Informieren Sie sich, wie unsere Redaktion mit Meinungen in Texten umgeht.

In den letzten Jahren habe ich so viel über Phishing, gehackte Konten und im Internet gestohlene Kreditkartendaten gelesen, dass ich schon halb damit gerechnet hatte, dass mir so etwas auch irgendwann passiert. Womit ich nicht gerechnet hatte: Dass ich Opfer eines ganz altmodischen, analogen Postraubs werden würde.

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Alles fing damit an, dass eines Tages mein Geldbeutel weg war. Verloren, gestohlen – das ließ sich nicht mehr nachvollziehen. Also ließ ich schnell alle Karten sperren und klapperte dann Fundbüro und Polizeistation ab – kein Geldbeutel. In den folgenden zwei Wochen trudelten die nachbestellten Karten ein: Kreditkarte, Gesundheitskarte – nur die Girocard fehlte, aber meine Bank war noch nie die schnellste.

Zehn Tage, nachdem ich die Girocard nachbestellt hatte, öffnete ich meine Banking-App, um Geld zu überweisen. Doch beim Anblick des Kontostands blieb mir fast das Herz stehen: Statt eines soliden Plus leuchtete mir ein vierstelliges Minus entgegen. Auf dem Konto fehlten mehr als 3.000 Euro.

Schon ein schneller Blick ergab, dass Profis am Werk gewesen sein mussten. Innerhalb von zwei Tagen hatten sie in elf verschiedenen Edekas quer über die Stadt verteilt jeweils etwas mehr als 200 Euro bezahlt – vermutlich eine Kleinigkeit gekauft und dann die Höchstsumme von 200 Euro in bar mitgenommen. Außerdem hatten sie 999 Euro aus einem Geldautomaten gezogen, wohl wissend, dass die Höchstgrenze hier bei 1.000 Euro voreingestellt ist.

Die Masche ist nicht neu, funktioniert aber offenbar weiterhin. Meine Kollegin Eugenie Zobel hat 2018 exakt das Gleiche erlebt – inklusive gestohlenem Geldbeutel und Edeka-Beutezug durch mehrere Stadtteile. Vor zwei Jahren wurde in Berlin ein Mann verurteilt, der im Jahr 2021 rund 200.000 Euro auf diese Art ergaunert hatte.

Karte sperren lassen und Anzeige erstatten

Also wieder ein Anruf bei der Bank-Hotline, wieder die Karte sperren lassen. Die Mitarbeiterin erstellte auch gleich eine Liste der nicht autorisierten Auszahlungen und versprach, sie an die Betrugsabteilung weiterzuleiten. Außerdem solle ich Anzeige bei der Polizei erstatten und mit dem Beleg zur Filiale gehen.

Die Anzeige geht schnell, denn das lässt sich in Berlin - wie in vielen anderen Bundesländern auch - online erledigen. Mit dem ausgedruckten Bericht gehe ich am nächsten Morgen zur Filiale. Für die Mitarbeiterin am Schalter ist mein Fall Routine. "Wir haben fast jede Woche jemanden hier stehen, dem das passiert ist." Die Bank werde mir einen Fragebogen schicken, um den genauen Ablauf zu klären. Und auch, so lese ich zwischen den Zeilen, um herauszufinden, ob ich die Wahrheit sage und die Karte samt Pin wirklich aus der Post geklaut wurde.

Das Ergebnis entscheidet darüber, wer für den Schaden haftet. Habe ich Girocard und Pin in meinem Besitz und bewahre sie so ungeschickt auf, dass sie mir zusammen entwendet werden können, dann habe ich fahrlässig gehandelt und muss den Schaden selbst tragen. Das gilt übrigens auch, wenn die beiden Briefe aus meinem Briefkasten geklaut werden. In meinem Fall ist das allerdings unwahrscheinlich, denn unser Briefkasten befindet sich im vierten Stock direkt an der Wohnungstür. Wer sich daran zu schaffen macht, hätte ein hohes Risiko, erwischt zu werden.

Kommen die Briefe dagegen auf dem Postweg abhanden, trägt die Bank das Versender-Risiko und muss den Schaden ausgleichen. Was mich zu meiner nächsten Frage bringt: Wenn der Postweg so riskant ist, warum werden die Karten nicht per Einschreiben verschickt? Oder wenigstens mit einer Sperre versehen, die ich nach Empfang aufheben muss? Einige Banken – vor allem Direktbanken - machen das bereits, siehe Tipp 3.

Was also tun, um es Posträubern möglichst schwer zu machen?

Tipp 1: Behalten Sie das Ablaufdatum Ihrer Bankkarten im Auge

Notieren Sie sich, wann Ihre Kreditkarte und Girocard ablaufen. Einige Wochen vorher schickt Ihnen Ihre Bank unaufge­fordert eine neue. Ist die Folgekarte nicht bis zu vier Wochen vor dem Ablaufdatum einge­troffen, fragen Sie die Bank, ob sie eine neue geschickt hat. Erhalten Sie die Karte nicht binnen einer Woche, nachdem die Bank sie abgeschickt hat, lassen Sie sie sperren und bestellen Sie eine neue.

Tipp 2: Bitten Sie die Bank um einen sicheren Versandweg

Vor allem nach Diebstahl oder Verlust der Karte wichtig: Bitten Sie die Bank um einen sicheren Versandweg. Dafür gibt es mehrere Möglichkeiten.

  • Die Girocard wird gesperrt versandt. Nach Empfang heben die Kunden die Sperre im Onlinebanking oder per Telefon auf.
  • Sie holen die Girocard in der Filiale ab, nur die Pin kommt per Post.
  • Nur die Girocard kommt per Post, die Pin vergeben Kunden selbst im Onlinebanking oder in der App.

Tipp 3: Bevorzugen Sie Banken, die Ihnen die Pin nicht per Post senden

Falls Sie ohnehin Ihr Girokonto wechseln wollten: Beziehen Sie in Ihre Überlegungen ein, wie bei Ihrer künftigen Bank Karte und Pin zu Ihnen kommen. Leider gibt es dazu auf den Homepages der Banken keine Angaben, man muss daher einzeln nachfragen. Eine Faustregel ist, dass Direktbanken eher darauf eingestellt sind, die Pin auf elektronischem Weg bereitzustellen.

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Der Aufwand lohnt sich, glauben Sie mir. Bei mir ist es nun genau einen Monat her, seit ich die betrügerischen Auszahlungen entdeckt habe. Einmal hat sich die Bank bei mir gemeldet – aber leider die falsche Abteilung. Meine Betrugsmeldung war irrtümlich an die Kreditkartenabteilung geschickt worden, die für Girokarten aber nicht zuständig ist. Also war ich nochmal bei der Filiale und habe den ganzen Vorgang noch einmal eingereicht. Das Konto steckt derweil weiter im Dispo.

Um die Sache zu beschleunigen, habe ich nun an die Bank geschrieben und sie aufgefordert, mir den fehlenden Betrag innerhalb von zwei Wochen zurückzuzahlen. Der Brief ging natürlich per Einschreiben raus – sicher ist sicher. Jetzt bin ich gespannt – und habe so eine Ahnung, dass die Geschichte noch nicht ganz ausgestanden ist.

Über die Autorin

  • Ulrike Sosalla ist stellvertretende Chefredakteurin von "Finanztest" und damit ausgewiesene Fachfrau für Finanzfragen.
  • Das Verbrauchermagazin "Finanztest" gehört zur Stiftung Warentest, die seit 30 Jahren Finanzdienstleistungen testet. Test.de und "Finanztest" sind komplett anzeigenfrei und gewährleisten damit absolute Unabhängigkeit gegenüber Banken, Versicherungen und der Industrie. Die Newsletter der Stiftung Warentest können Sie hier abonnieren.

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