Vor über 500 Jahren erließ Herzog Wilhelm IV. von Bayern das bekannte Reinheitsgebot für Bier. So lang sollten Sie Ihren Vorrat zwar besser nicht lagern – doch eine Weile über das Verfallsdatum hinaus geht durchaus.
Der Kasten Bier leert sich langsamer als gedacht oder die Grillfeier, für die er angeschafft wurde, ist ins Wasser gefallen? Dann stellt sich die Frage: Wie lange ist Bier eigentlich genießbar?
Die kurze Antwort: womöglich länger, als Sie denken. Zwar ist Bier - anders als Wein oder Spirituosen - eines der wenigen alkoholischen Getränke, bei dem ein Mindesthaltbarkeitsdatum (MHD) auf der Flasche oder Dose angegeben werden muss, sagt Daniela Krehl, Ernährungsexpertin bei der Verbraucherzentrale Bayern. Doch wegschütten müssen Sie Bier mit abgelaufenem MHD nicht direkt.
Die Frage ist: Schmeckt das Bier noch?
"Das Mindesthaltbarkeitsdatum heißt eigentlich nur, dass der Hersteller bis dahin eine Genussgarantie geben kann, also dass der Geschmack wie frisch abgefüllt ist und ausreichend Kohlensäure enthalten ist", erklärt Krehl. "Das heißt nicht, dass das Bier, wenn das Mindesthaltbarkeitsdatum überschritten ist, gesundheitsgefährdend ist oder irgendwelche Krankheitskeime enthalten kann."
Dafür sorgt neben dem Alkoholgehalt auch der leicht saure pH-Wert des Bieres. Selbst alkoholfreies Bier sei wegen letzterem in der Regel über das Mindesthaltbarkeitsdatum hinaus genießbar, so Krehl.
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Es geht also vor allem um die Frage: Schmeckt das Bier noch? Und das testet man am besten einfach mit einem kleinen Schluck. Vorab kann man außerdem prüfen, ob das Bier trüber aussieht als gewöhnlich - und am Getränk schnuppern. "Wenn es irgendwie untypisch riecht, sollte man vielleicht lieber die Finger davon lassen."
Und was ist mit dem angebrochenen Partyfass?
Einmal angebrochene Partyfässer braucht man besser so schnell wie möglich auf. Daniela Krehl empfiehlt, sie nicht länger als ein bis zwei Tage im Kühlschrank zu lagern. Über den Zapfhahn können theoretisch Keime hineingelangen. "Das größte Problem wird aber vermutlich sein, dass die Kohlensäure entweicht und so ein schales Bier einfach kein Geschmackserlebnis ist."
Das Bier kann man in diesem Fall aber noch als "Geschmacksbringer" etwa in Bratensoßen oder für den Bierteig verwenden. Bier, das nur ein wenig Kohlensäure eingebüßt hat, lässt sich laut der Verbraucherschützerin meist auch noch gut mit Zitronenlimo als Radler trinken oder mit Sprudelwasser als saure Schorle.
Dunkle Biere lassen sich besonders gut lagern
Übrigens: Damit sich der Geschmack möglichst lange hält, sollte man Bier dem Deutschen Brauer Bund zufolge am besten nach dem Einkauf so schnell wie möglich in den kühlen, dunklen Keller stellen. Die ideale Lagertemperatur liege demnach bei vier bis sieben Grad.
Je dunkler und alkoholreicher ein Bier ist, desto besser eignet es sich außerdem zum Lagern. Wer Portwein mag, ist dann auch mit Doppelbock oder dunklem Bock gut beraten. Denn diese Biere können dem Brauer Bund zufolge im Laufe der Zeit sogar eine sherryartige Note ausbilden, die an ebenjenen erinnert. (dpa/mak)
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