Klappt es dieses Jahr mal wieder mit der weißen Weihnacht? Diese Frage bewegt viele, je näher es Richtung Heiligabend geht. Doch wie realistisch ist diese Wunschvorstellung? Ein Wetter-Experte gibt eine Prognose für die Feiertage.

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Es ist das Idealbild von Weihnachten: Während draußen eine weiße Schneedecke die Landschaft überzieht, versammelt sich die Familie mit einer heißen Tasse Tee um den hell erleuchteten Baum. Leider klappt das mit der Schneedecke nur selten. Und – Spoiler! – auch dieses Jahr wird das wohl für die allermeisten von uns so sein.

"Die Chancen für weiße Weihnachten stehen nicht so gut", sagt Andreas Walter vom Deutschen Wetterdienst (DWD). In fast allen Regionen Deutschlands sei die Wahrscheinlichkeit extrem gering. Aber eben nur fast.

"Am größten ist die Wahrscheinlichkeit auf weiße Weihnachten in den östlichen Mittelgebirgen und im Bayerischen Wald oberhalb etwa 700 bis 800 Metern", so der Experte. In der Nacht zu Donnerstag wird dort Schnee erwartet. Und der könnte bis Heiligabend liegenbleiben, so Walter.

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Weiße Weihnachten? In den meisten Regionen wird es dafür viel zu warm

Außerhalb dieser Regionen sorgt eine Warmfront jedoch für mildere Temperaturen. So könnten an Heiligabend in Baden-Württemberg, Teilen Bayerns und im Rhein-Main-Gebiet sogar zweistellige Temperaturen erreicht werden. Auch im Westen Deutschlands sieht Walter so gut wie keine Chance auf Schnee. Dasselbe gilt für die meisten Regionen in Ostdeutschland sowie für die Küstengebiete, die traditionell weniger Schnee abbekommen.

Ein klein wenig Hoffnung macht Walter dann doch: "Wie es am ersten und zweiten Weihnachtstag weitergeht, ist noch nicht ganz klar." Zwar könne man mit einer Woche Vorlauf meist eine recht zuverlässige Vorhersage treffen, jedoch gebe es zurzeit eine sehr komplexe Wetterlage.

Verantwortlich dafür ist unter anderem der Jetstream, der mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 180 Knoten (ca. 320 km/h) Kurs auf Deutschland nimmt. "Das ergibt eine Gemengelage, die schwer zu beurteilen ist", erklärt Walter.

Früher war mehr Schnee! Stimmt das überhaupt?

Schnee an Weihnachten – das gab es in den allermeisten Orten Deutschlands 2010 zum letzten Mal. Die meisten Kinder kennen also gar nicht, was wir als typische Weihnachtsstimmung bezeichnen. Doch ist diese Vorstellung generell überhaupt realistisch? Oder entspringt sie eher einer romantischen Verklärung?

Wetter-Experte Jörg Kachelmann empfiehlt im "Spiegel", sich von dem Ideal der weißen Weihnacht zu lösen. Denn dieses stelle eher die Ausnahme als die Regel dar. Das belegt Kachelmann mit historischen Wetterkarten.

Aber war früher nicht tatsächlich mehr Schnee? Die Älteren von uns erinnern sich doch an prachtvolle Schneelandschaften, Schlittenfahrten und ausgelassene Schneeballschlachten? Nicht umsonst kommt der Weihnachtsmann ja per Schlitten.

Der DWD hat dieses Phänomen untersucht. Dabei zeigt sich zwischen den Jahren 1961 und 2021 "in allen Höhenintervallen eine mehr oder weniger starke Abnahme der Schneetagezahl." In den Hochlagen liegt diese bei rund 30 Prozent, in den tiefen Lagen sogar bei etwa 50 bis 65 Prozent.

Klimawandel macht weiße Weihnachten immer unwahrscheinlicher

Die Wahrscheinlichkeit, dass überhaupt Schnee fällt, nimmt also deutlich ab. Dass der Schnee dann auch noch an einem ganz bestimmten Tag Ende Dezember liegt, bezeichnet Jörg Kachelmann als "so alltäglich wie eine Marienerscheinung".

Und die Wahrscheinlichkeit wird wohl aufgrund des Klimawandels noch weiter sinken. "Wir beobachten eine generelle Zunahme der Temperatur", sagt Andreas Walter. "Und das gilt eben auch für den Winter."

2023 wird laut dem EU-Erdbeobachtungsprogramm Copernicus mit hoher Wahrscheinlichkeit das wärmste Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen. Wenn die Entwicklung so weitergeht, müssen wir unser Bild vom perfekten Weihnachten wohl ändern.

Verwendete Quellen

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