Allen Alarmrufen vor der Erderwärmung zum Trotz wollen die allermeisten Öl- und Gasunternehmen einer neuen Datenauswertung zufolge ihre klimaschädliche Produktion stark ausbauen. Dies treffe auf 96 Prozent der 700 erfassten Förderfirmen in der öffentlichen Datenbank Global Oil & Gas Exit List (GOGEL) zu, teilten die Naturschutzorganisation Urgewald und weitere 50 NGO-Partner am Mittwoch in Berlin mit. Kurzfristige Expansionspläne hat demnach auch der staatliche Öl- und Gaskonzern Adnoc der Vereinigten Arabischen Emirate. Der Golfstaat ist ab Ende November Gastgeber der UN-Klimakonferenz in Dubai.
Insgesamt 1023 Unternehmen planen den Daten zufolge neue Flüssiggas-Terminals, Pipelines oder Gaskraftwerke. Nils Bartsch von Urgewald sagte, das Ausmaß der Ausbaupläne sei erschreckend. Um die Erderwärmung auf ein erträgliches Maß einzudämmen, müsse die Öl- und Gasproduktion schnell runtergefahren werden. "Stattdessen sorgt die Industrie dafür, dass sich die Klimakrise immer weiter zuspitzt."
Die Datenbank enthält laut Urgewald 1623 Unternehmen, die Öl und Gas fördern oder neue fossile Infrastruktur wie Terminals für Flüssiggas (LNG), Öl- und Gaspipelines oder Gaskraftwerke entwickeln. Die aufgeführten Firmen seien verantwortlich für 95 Prozent der weltweiten Öl- und Gasproduktion.
Aufgelistet werden auch 539 Unternehmen, die aktuell daran arbeiten, kurzfristig insgesamt 230 Milliarden Barrel Öläquivalent (boe) aus bisher unerschlossenen Öl- und Gasfeldern in die Produktion zu bringen. Ein Barrel Öläquivalent entspricht etwa 159 Litern. Die sieben Unternehmen mit den größten kurzfristigen Expansionsplänen sind demnach Saudi Aramco (16,8 Milliarden boe), QatarEnergy (16,5), Russlands Gazprom-Konzern (10,7), Petrobras aus Brasilien (9,6), Adnoc mit Sitz in den Vereinigten Arabischen Emiraten (9,0) sowie TotalEnergies (8,0) und ExxonMobil (7,9). "Diese sieben Unternehmen allein sind für ein Drittel der unmittelbar bevorstehenden Öl- und Gas-Expansionspläne verantwortlich", heißt es in der Mitteilung.
Zu den Plänen des Adnoc-Konzerns aus den Vereinigten Arabischen Emiraten schreibt Urgewald: "Während Adnoc-Konzernchef Sultan Ahmed al-Dschaber den Ende November beginnenden Weltklimagipfel in Dubai leiten wird, befindet sich sein Unternehmen auf direktem Kollisionskurs mit dem 1,5-Grad-Ziel." Erst vor kurzem habe Adnoc eine endgültige Investitionsentscheidung für ein riesiges Gasprojekt namens Hail & Ghasha bekanntgegeben. Das Projekt solle im Marawah-Biosphärenreservat entstehen, das viele gefährdete Arten beherberge und das größte Meeresschutzgebiet im Arabischen Golf sei, rügte Urgewald. © dpa
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