Neue Erkenntnisse im Fall der fünf getöteten Kinder aus Solingen. Die Kinder seien anscheinend erstickt worden, gab die Polizei bekannt. Gegen die Mutter wurde ein Haftbefehl wegen Mordes erlassen.

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Die fünf tot aufgefundenen Kinder aus Solingen sind den Ermittlern zufolge vermutlich erstickt. Es gebe auch Hinweise, dass sie sediert worden seien, sagte Staatsanwalt Heribert Kaune-Gebhardt am Freitag in Solingen, ohne Details zu nennen. Das habe die Obduktion der Leichen ergeben.

Ein Richter habe Haftbefehl gegen die Mutter erlassen. Der Vorwurf laute auf Mord in fünf Fällen, sagte der Staatsanwalt weiter. Die 27-Jährige sei nach einem mutmaßlichen Suizidversuch weder vernehmungs- noch haftfähig.

Tote Kinder in Solingen: Polizei gibt weitere Details bekannt

Die fünf Kinder seien laut Angaben der Ermittler am Mittwoch oder Donnerstag getötet worden. Der Tatzeitpunkt liege zwischen dem Mittwochnachmittag und dem Donnerstagvormittag, sagte der Leiter der Mordkommission, Marcel Maierhofer, am Freitag in Solingen.

Die dringend verdächtige Mutter hat die Tat wohl in einem Zustand der emotionalen Überforderung begangen, sagte er weiter. Zuvor habe sie ein Jahr von ihrem letzten Mann, dem Vater von vier ihrer Kinder, getrennt gelebt.

Sie habe die Tat ihrer eigenen Mutter in einem WhatsApp-Chat gestanden und sich dann in Düsseldorf vor einen Zug geworfen. Dabei habe sie schwere, aber nicht lebensgefährliche innere Verletzungen erlitten.

Schulbesuch rettet sechstem Kind möglicherweise das Leben

Überlebt hat nur der älteste Sohn (11). Ihn ließ die Mutter mit einem Anruf, wonach es in der Familie einen Todesfall gegeben habe, aus dem Unterricht holen, so die Ermittler. Die 27-Jährige fuhr dann mit dem Elfjährigen in einem Zug nach Düsseldorf und verabschiedete ihn beim Umsteigen nach Mönchengladbach, wo er seine Oma besuchen sollte.

Der Elfjährige habe aber in einem schulischen Gruppenchat mitgeteilt, dass alle seine Geschwister tot seien. Das sagte Einsatzleiter Robert Gereci am Freitag in Solingen. "Er befindet sich im sicheren Familienumfeld", erklärten die Ermittler.

Keine Anhaltspunkte für Kindeswohlgefährdung

Laut Ermittlerangaben habe es zudem keine Anhaltspunkte für eine Kindeswohlgefährdung gegeben. "Wir haben keinerlei Anhaltspunkte für irgendeine Auffälligkeit in der Familie", sagte Heribert Kaune-Gebhardt von der Staatsanwaltschaft Wuppertal am Freitag.

Zuvor hatte die Stadt mitgeteilt, dass die Familie der fünf getöteten Kinder dem städtischen Jugendamt vor der Tat bereits bekannt war. "Der Familie wurden von der Stadt Solingen erforderliche Unterstützungen gewährt. Das Jugendamt hat zusätzlich mögliche Hilfsangebote unterbreitet", erklärte die Stadt. "Erkenntnisse zu Auffälligkeiten oder einer potentiellen Gefährdung der Kinder gab es zu keinem Zeitpunkt."

Politiker bestürzt

Der Fall löste weithin Bestürzung aus. Er mache "traurig, wütend und fassungslos zugleich", teilte Bundesfamilienministerin Franziska Giffey (SPD) mit. Die Tat übersteige "unsere Vorstellungskraft von dem, was Menschen imstande sind zu tun".

Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) sagte in Düsseldorf, der Fall lasse "einen im Tagesgeschäft innehalten" und an die "wichtigen Dinge im Leben" denken. "Unsere Behörden werden jetzt alles tun, um diesen Vorgang aufzuklären." (mgb/dpa)

Wenn Sie oder eine Ihnen nahestehende Person von Suizid-Gedanken betroffen sind, wenden Sie sich bitte an die Telefon-Seelsorge unter der Telefonnummer 08 00/ 11 10 - 111 (Deutschland), 142 (Österreich), 143 (Schweiz).

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