• Dutzende Menschen sind bei der Flutkatastrophe im Ahrtal Mitte Juli ums Leben gekommen.
  • Zum Krisenmanagement der örtlichen Behörden sind nun Fragen aufgetaucht.

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Die Staatsanwaltschaft Koblenz prüft nach der Flutkatastrophe im Ahrtal die Einleitung eines Ermittlungsverfahrens wegen des Anfangsverdachts der fahrlässigen Tötung und der fahrlässigen Körperverletzung. Dabei gehe es um möglicherweise unterlassene oder verspätete Warnungen oder Evakuierungen der Bevölkerung, teilte die Behörde am Montag mit.

In diese Prüfung sollen neben der "umfangreichen Presseberichterstattung" auch Feststellungen aus Todesermittlungsverfahren sowie allgemeine polizeiliche Hinweise aus der Katastrophennacht vom 14./15. Juli einbezogen werden. Gegen wen sich der Anfangsverdacht richtet, wurde in der Mitteilung nicht gesagt.

Es lägen inzwischen auch polizeiliche Erkenntnisse zum Tod von zwölf Menschen in einer Betreuungseinrichtung in Sinzig vor, hieß es weiter. Diese würden daraufhin ausgewertet, ob sich aus ihnen der Anfangsverdacht von Straftaten ergebe. Im Erdgeschoss des Wohnheims war das Wasser innerhalb kürzester Zeit schnell gestiegen, die Menschen konnten nicht mehr in Sicherheit gebracht werden.

Trotz präziser Warnungen erst spät Katastrophenfall ausgerufen

Am Wochenende waren erneut Fragen im Zusammenhang mit dem Krisenmanagement in der Nacht des Unwetters laut geworden. Nach einem Bericht der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" (FAZ) soll trotz präziser Warnungen erst spät der Katastrophenfall ausgerufen worden sein. Die Kreisverwaltung habe neben online veröffentlichten Informationen im Laufe des Abends mehrere automatisierte E-Mails des zuständigen Landesamts für Umwelt erhalten, in denen auch der prognostizierte enorme Pegelstand von fast sieben Metern mitgeteilt worden sei, heißt es in dem Bericht.

Landrat Jürgen Pföhler (CDU) wies die Vorwürfe am Sonntag zurück. Er betonte zudem, die Wiederherstellung der Versorgung der Menschen im Flutgebiet habe derzeit oberste Priorität. Innenminister Roger Lewentz (SPD) hatte mehrfach erklärt, dass die Abläufe rund um die Warnungen und Einleitung von Rettungsmaßnahmen im Ahrtal aufgearbeitet werden sollen.

Nach den Unwettern und dem darauf folgenden Hochwasser in Rheinland-Pfalz, Nordrhein-Westfalen und Bayern Mitte Juli wurden inzwischen mehr als 180 Todesopfer registriert. Das rheinland-pfälzische Ahrtal war von der Katastrophe besonders betroffen. In dem Bundesland stieg die Zahl der Todesopfer nach Angaben der Polizei bis Montag auf 138. Weitere 26 Menschen galten noch als vermisst. Keine Angaben macht die Polizei bislang zur Frage, wie viele Menschen in den einzelnen Orten ums Leben kamen.

Einsatzleiter verteidigt Rettungseinsatz im Ahrtal

Der Einsatzleiter Heinz Wolschendorf verteidigte am Montag den Rettungseinsatz im Ahrtal. "Wir haben letztendlich alles, was möglich war, getan, um die Bevölkerung zu unterstützen und Rettungsaktionen durchzuführen", sagte er. Wegen der Dimension des Einsatzes seien "gewisse Dinge" am Anfang aber einfach nicht zu überblicken gewesen.

Laut FAZ habe das Landesumweltamt schon am Vortag der Flut, am Nachmittag des 14. Julis, Prognosen veröffentlicht, die einen Pegelstand der Ahr von 3,70 Meter vorhergesagt hätten. Am Abend gegen 21:30 Uhr habe die Landesbehörde dann einen erwarteten Pegelstand von fast sieben Metern genannt. Dennoch habe der Landkreis erst gegen 23:00 Uhr den Katastrophenfall ausgerufen. (dpa/afp/mf)

Bericht: Landkreis Ahrweiler missachtete Hochwasserwarnungen vor Katastrophe

Im Ahrtal wurden die Bewohner beinahe unvorbereitet von der verheerenden Flutkatastrophe getroffen. Laut einem Bericht der FAZ hätten Menschenleben gerettet werden können, denn die alarmierenden Informationen lagen rechtzeitig vor.
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