Ein Fall, wie er wohl nur einmal im Leben eines Richters vorkommt, wurde jetzt vor dem Amtsgericht Würzburg verhandelt. Es ging um sexuelle Nötigung und Körperverletzung.

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Weil sich ein 48-jähriger Würzburger ins falsche Bett gelegt hatte, musste er sich jetzt vor dem Amtsgericht verantworten. Doch so einfach, wie es klingt, war der Fall nicht. Oberstaatsanwalt Thorsten Seebach brachte es laut "Bild" auf den Punkt: "Wenn man das als Drehbuch einreicht, würde das als völlig abstrus abgelehnt." Doch was war geschehen?

Sex-Abenteuer geht schief

Das ganze Verwirrspiel ereignete sich bereits im Mai vergangenen Jahres. Der angetrunkene 48-Jährige - laut "t-online" soll er 1,8 Promille Alkohol im Blut gehabt haben - erhielt von einer 62-jährigen Kollegin ein zweideutiges Angebot. Laut "Bild" schrieb sie ihm eine WhatsApp-Nachricht mit folgendem Text: "Für den Fall, dass ich einschlafe, ein Schlüssel liegt oberhalb der Briefkästen. Komm und sei mein Gast. Sofa oder Bett, komme, wie du es brauchst."

Der Mann interpretierte die Einladung als Gelegenheit zum Geschlechtsverkehr und begab sich zur Wohnung der Kollegin. Dort fand er den Schlüssel für das Mehrfamilienhaus und irrte anschließend im dunklen Hausflur umher. Wie "t-online" schreibt, sollen die Lichter im Flur wegen eines Stromausfalls nicht funktioniert haben.

Er fand die vermeintliche Tür seiner Bekannten und öffnete sie. Was er nicht wusste: Der Schlüssel passte auch in das Schloss einer anderen Wohnung im Haus. Der 48-Jährige ging ins Schlafzimmer, zog sich aus und legte sich zu seiner vermeintlichen Kollegin ins Bett. Er begann, auch sie auszuziehen, und die beiden hatten Geschlechtsverkehr. Die betroffene 33-jährige Frau vermutete in dem Sexualpartner ihren Ehemann und ließ es geschehen. Die Verwechslung fiel erst auf, als sie ihr Gegenüber mit "Hase" ansprach und dieser den Namen seiner Bekannten nannte.

Daraufhin stieß sie ihn weg, schaltete das Licht an und rief um Hilfe. Ihr wahrer Ehemann und Freunde von ihm hörten ihre Schreie und begannen auf den Fremden einzuprügeln. Laut "Bild" schlugen sie ihn sogar "krankenhausreif".

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Schlüssel passte in zwei Wohnungstüren

Eine Frage, die sich nun bei der Verhandlung stellte, war, warum der Schlüssel in zwei Wohnungen im Haus passte. Die Kollegin des Angeklagten, die als Zeugin geladen war, konnte hier Licht ins Dunkel bringen. "Meine Nachbarin sollte mal auf meine Katzen aufpassen, als ich im Kran­kenhaus war. Da merkte sie, dass ihr Schlüssel auch bei mir passt. Ich hatte es ver­gessen, ging davon aus, dass die Stadtbau ihren Zylinder ausgetauscht hat." Das war wohl nicht der Fall.

Der Angeklagte entschuldigte sich im Prozess am Montag mehrmals bei seinem Opfer, heißt es bei der "Bild". "Ich habe gelacht, weil ich die Situation so ab­surd empfand. Ich dachte ja, ich sei bei Frau S."

Die Geschädigte konnte jedoch kein Verständnis für den 48-Jährigen aufbringen. "Wissen Sie eigent­lich, was Sie angerichtet ha­ben? Ich fühle mich dreckig, mein ganzes Leben ist ka­putt."

Am Ende wurde der 48-Jährige wegen sexuellen Übergriffs zu einer Geldstrafe von 2.400 Euro verurteilt. Oberstaatsanwalt Seebach laut "Bild": "Das ist für die Ge­schädigte natürlich furchtbar. Aber auch der Angeklagte ist ein Opfer, weil er vom dazu gerufenen Ehemann der Frau und seinen Freunden schwer verprügelt wurde."

Für den Anwalt der Nebenklage handelte es sich dabei klar um eine Vergewaltigung. Er schloss nicht aus, den 48-Jährigen sowie die Stadtbau zivilrechtlich zu belangen. (the)

Verwendete Quellen:

  • Bild.de: ER zog im Dunkeln die falsche Frau aus!
  • t-online.de: Mann schläft versehentlich mit falscher Frau – Strafe
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