"Kommt ein Mann auf eine Polizeiwache ...". Was wie ein Witz klingt, hat sich für Beamte einer bayerischen Wache genau so zugetragen. Wobei ihnen die Situation in der Tat wie ein schlechter Witz vorgekommen sein dürfte.

Mehr Panoramathemen finden Sie hier

Am Donnerstagabend betrat ein Mann zur Krimi-Prime-Time um 20.15 Uhr die kleine Polizeiwache in Poing, einer Gemeinde im Landkreis Ebersberg, wenige Autominuten vor den Toren Münchens.

Wie der "Merkur" berichtet, war der Mann selbst gar nicht aus Poing, die Wache für seine Belange also eigentlich nicht zuständig. Und doch fragte er nonchalant, ob gegen ihn denn etwas vorliegen würde.

Die Beamten wunderten sich kurz, kamen der Bitte des 40-Jährigen aber nach. "Die hilfsbereiten Beamten fragten seine Personalien im Fahndungscomputer ab", erzählt Poings stellvertretender Polizeichef Manfred Winter im Gespräch mit dem "Merkur".

Beamte trauen ihren Augen nicht

Was ihnen der Computer über den Mann ausspuckte, verschlug ihnen dann aber doch kurz die Sprache. Gegen den Mann lag ein Haftbefehl zur umgehenden Vollstreckung vor.

Da hätten seine Beamten "schon etwas gestaunt", erzählt Winter. Der 40-Jährige wurde umgehend festgenommen und musste die Nacht in einer Zelle verbringen.

Am nächsten Tag wurde er zum überfälligen Haftantritt in die Justizvollzugsanstalt gefahren, wo er nun eine Gefängnisstrafe über zwei Jahre und vier Monate absitzen muss.

Diese Strafe war bereits rechtskräftig, doch der Verurteilte hatte sie nicht angetreten. "Er war untergetaucht", meint Winter. Aus diesem Grund war der Haftbefehl auch im Computersystem hinterlegt und für alle Dienststellen abrufbar.

Möglicherweise hatte der Mann, der sich unter anderem des Diebstahls schuldig gemacht hat, diesen Umstand nicht bedacht. Warum er sich jedenfalls freiwillig auf eine Polizeidienststelle begab, um seine Daten abrufen zu lassen, bleibt unklar.

Dass der Mann betrunken oder anderweitig nicht in Vollbesitz seiner geistigen Kräfte gewesen sein könnte, verneinte die Polizei auf Nachfrage des "Merkur".

Polizeichef Weber meinte nur schmunzelnd: "Wir sind dankbar." Wenn Ganoven-Jagd doch nur immer so einfach wäre ... (mwo)

Verwendete Quellen:

  • Münchner Merkur: "Liegt gegen mich was vor?"
JTI zertifiziert JTI zertifiziert

"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.