In dem Fall des toten Mädchens Peggy ist neue Bewegung gekommen. Die Polizei hat mehrere Anwesen eines Beschuldigten durchsucht. Peggys Schicksal zählt zu den rätselhaftesten Vermisstenfällen in Deutschland. Wir haben noch einmal alle Geschehnisse im Überblick.

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7. Mai 2001: Die damals neunjährige Peggy aus Lichtenberg verschwindet auf dem Heimweg von der Schule. Sie wird noch am Abend als vermisst gemeldet. Wochenlang wird nach dem Mädchen gesucht - ohne Erfolg.

August 2001: Der geistig behinderte Gastwirtssohn Ulvi K. wird festgenommen. Er steht im Verdacht, Peggy ermordet zu haben. Er gibt an, sich an Peggy und drei weiteren Kindern sexuell vergangen zu haben.

Oktober 2002: Die Ermittler präsentieren den damals 24 Jahre alten Tatverdächtigen als mutmaßlichen Mörder der Schülerin.

Februar 2003: Die Staatsanwaltschaft erhebt Anklage wegen Mordes gegen K.

Oktober 2003: Der Prozess gegen Ulvi K. beginnt am Landgericht Hof. Wegen fehlerhafter Besetzung der Strafkammer platzt dieser nach fünf Verhandlungstagen.

November 2003: Das Verfahren beginnt erneut.

Ulvi K. zu lebenslanger Haft verurteilt

30. April 2004: Ulvi K. wird wegen Mordes an Peggy zu lebenslanger Haft verurteilt. Das Landgericht Hof glaubt, er habe Peggy missbraucht und sie dann aus Angst, sie könnte ihn verraten, umgebracht. Grundlage ist dabei ein Geständnis, das der Angeklagte bei der polizeilichen Vernehmung gemacht hat, aber vor Gericht widerruft. Zudem war bei dem Geständnis weder ein Verteidiger anwesend, noch gibt es davon eine Tonbandaufnahme.

September 2010: Ein wichtiger Zeuge widerruft seine Aussage und erhebt schwere Vorwürfe gegen die Ermittlungsbehörden.

April 2013: Der Anwalt des geistig behinderten Mannes beantragt die Wiederaufnahme des Falls.

Dezember 2013: Das Landgericht ordnet die Wiederaufnahme des Falls an.

Mai 2014: Das Gericht beendet die Beweisaufnahme vorzeitig. "Bis zum heutigen Tag ist kein einziger Sachbeweis für das damalige Geständnis von Ulvi K. gefunden worden", heißt es zu Begründung. Das Landgericht hebt die Verurteilung gegen Ulvi K. auf.

Februar 2015: Die Staatsanwaltschaft Bayreuth stellt ihre Ermittlungen ein. Ein Ermittlungsverfahren gegen Unbekannt wird aber aufrechterhalten, um mögliche Spuren weiterzuverfolgen.

März 2015: Das Oberlandesgericht Bamberg entscheidet, dass der ursprünglich verurteilte Mann aus der Psychiatrie entlassen werden soll.

Pilzsammler findet Teile von Peggys Skelett

Juli 2016: Ein Pilzsammler findet in einem Wald im thüringischen Landkreis Saale-Orla Reste eines Skeletts. Polizei und Staatsanwaltschaft teilen kurz danach mit, dass die Knochen "höchstwahrscheinlich" von Peggy stammen.

Oktober 2016: Der Fall Peggy ist plötzlich auch Teil des NSU-Prozesses. In der Nähe des Knochen-Fundortes der Schülerin wurde die DNA des Rechtsterroristen Uwe Böhnhardt an einem Stück Stoff gefunden. Dies sei eine "Trugspur" hieß es später. Das Teilchen wurde zwar zweifelsfrei einem Kopfhörer zugeordnet, der 2011 in den ausgebrannten Wohnwagen gefunden wurden, in dem Bönhardts Leiche lag. Doch weder das Baumwollgewebe noch die DNA Böhnhardts wären nach 15 Jahren in einem Wald noch so gut erhalten gewesen.

März 2017: Die Ermittler räumen ein: Die Böhnhardt-DNA ist durch eine Panne an den Fundort von Peggys Leiche gelangt. Bei der Spurensicherung wurde das gleiche Werkzeug verwendet wie nach Böhnhardts Tod 2011. Beide Fälle haben nichts miteinander zu tun.

September 2018: Die Polizei durchsucht mehrere Anwesen eines 41 Jahre alten Beschuldigten. Der Mann habe bereits früher zum "relevanten Personenkreis" im Zusammenhang mit dem Verschwinden von Peggy gezählt, teilten Polizei und Staatsanwaltschaft mit. Nun sei er wieder in den Fokus der Ermittler gerückt, weil inzwischen Untersuchungsergebnisse zu Spuren vom Fundort von Peggys Knochen vorliegen und frühere Erkenntnisse neu bewertet wurden. Der 41-Jährige sei vernommen und danach wieder entlassen worden. "Zum Inhalt der Aussage können wegen der andauernden Ermittlungen keine Angaben gemacht werden", hieß es.

21. September 2018: Polizei und Staatsanwaltschaft teilen mit, dass gegen den 41 Jahre alten Manuel S. wegen Mordes ermittelt wird. Er sei aktuell der einzige Verdächtige. S. hat laut Polizei ein Teilgeständnis abgelegt: Er gibt zu, den "leblosen Körper" von Peggy in einem Waldstück in Thüringen vergraben zu haben. (ms/mgb/ank/dpa)

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