Seit Jahrzehnten lockt das sagenumwobene Ungeheuer Nessie Touristen nach Schottland an den Loch Ness. Jetzt soll endlich der Beweis für seine Existenz geliefert werden.

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Es wird eng für Nessie: Mit der größten Suchaktion seit Jahrzehnten wollen Interessierte dem Mythos des Loch Ness in Schottland aufs Neue nachspüren. Ende August sollen Experten und Freiwillige mit modernster Technik den See in den Highlands genau untersuchen. Über Wasser sollen tagelang Drohnen mit Infrarotkameras Wärmebilder erzeugen, unter der Oberfläche wird ein Hydrophon – eine Art Unterwassermikrofon – akustische Signale aufzeichnen.

Nessie lockt Tausende Touristen nach Schottland

"Es ist eine organisierte Beobachtung des Loch Ness, das ist großartig", sagte Vollzeit-Nessie-Sucher Steve Feltham der Deutschen Presse-Agentur (dpa) am Donnerstag. "Je mehr Augen auf das Wasser gerichtet sind, desto besser." Feltham sucht seit mehr als 30 Jahren direkt am See nach dem "Monster" – länger als jeder andere.

Nessie ist wohl die bekannteste Botschafterin für Schottland. Seit Jahrhunderten gibt es immer wieder Berichte über Sichtungen eines angeblichen Seeungeheuers oder eines großen, unbekannten Wesens im Loch Ness.

Nessie
Das wohl berühmteste Foto aus dem Jahr 1934, welches das sagenumwobene Ungeheuer von Loch Ness zeigen soll: Nessie. Inzwischen ist bewiesen, dass das Foto fake ist. © IMAGO/TT/Pressens Bild

Der Nessie-Tourismus nahm vor gut 90 Jahren Schwung auf, nachdem die Lokalzeitung "Inverness Courier" über die Begegnung einer Hotelmanagerin im Ort Drumnadrochit mit einem "Wassermonster" berichtet hatte. In dem Hotel befindet sich mittlerweile das Loch Ness Centre, das über Nessie und den See informiert und Touren anbietet. Das Zentrum arbeitet bei der Suche mit der Gruppe Loch Ness Exploration (LNE) zusammen. Zuletzt wurde der See 1972 systematisch nach einem unbekannten Lebewesen durchsucht – ohne Ergebnis.

"Wir hoffen, dass wir eine neue Generation von Loch-Ness-Enthusiasten inspirieren können", sagte Alan McKenna von LNE der britischen Nachrichtenagentur PA. "Indem man sich dieser großformatigen Oberflächensuche anschließt, hat man die Gelegenheit, persönlich zu diesem faszinierenden Geheimnis beizutragen, das so viele Menschen auf der ganzen Welt fasziniert hat."

Ist Nessie ein großer Aal?

2019 kamen Wissenschaftler auf die Vermutung, dass es sich bei Nessie nicht um ein Seeungeheuer, sondern um einen Aal handeln könnte. Darauf wiesen Ergebnisse einer umfangreichen DNA-Analyse von Wasserproben aus dem Loch Ness in Schottland hin. "Es gibt ein sehr großes Vorkommen an Aal-DNA", sagte der Forscher Neil Gemmell von der Universität Otago in Neuseeland. Hinweise auf ein saurierartiges Untier gebe es nicht.

"Unsere Daten geben keinen Aufschluss über ihre Größe, aber angesichts der bloßen Menge des Materials können wir nicht ausschließen, dass riesige Aale in Loch Ness sind", sagte Gemmell. Die Wissenschaftler hatten 250 Wasserproben von allen möglichen Stellen des größte natürlichen britischen Wasserreservoirs genommen. Die Daten lieferten ein umfangreiches Bild vom Leben in dem See – von kleinsten Bakterien bis hin zu größeren Tieren.

Gemmell wies darauf hin, dass Forscher bereits 1933 vermutet hätten, dass es sich bei dem Seeungeheuer um einen Aal handelt. Taucher hätten von "Aalen dick wie Beine" und mutmaßlich bis zu vier Metern Länge berichtet.

Wissenschaftler widerlegt Aal-Theorie

Die Aal-Theorie könnte jetzt aber ein US-Forscher widerlegen. Floe Foxon von der amerikanischen Folk Zoology Society und der britischen University of Nottingham hat die Theorie mathematisch untersucht. Seine Ergebnisse wurden laut "Welt" bereits per Peer-Review-Verfahren geprüft und im Journal "JMIRx Bio“ veröffentlicht.

Foxon rechnete aus, wie groß die Wahrscheinlichkeit ist, dass ein Aal die angenommene Größe von Nessie erreichen könnte. Die Antwort: Die Chancen stehen sehr schlecht. Genauer gesagt liegt die Wahrscheinlichkeit einem Aal in Nessie-Größe zu begegnen bei 1:50.000. Bei noch größeren Aalen geht die Wahrscheinlichkeit gegen null.

"Die Ergebnisse entkräften somit die Theorie, dass ein oder mehrere große Aale für die angeblichen Nessie-Sichtungen verantwortlich sein könnten", heißt es bei der "Welt" weiter. Die Studie verleihe laut Foxon einem Thema, "das ansonsten so glatt wie ein Aal ist", wissenschaftliche Genauigkeit.

"Entgegen der landläufigen Meinung kann die Schnittstelle zwischen Volkskunde und Zoologie wissenschaftlich analysiert werden und hat das Potenzial, wertvolle Erkenntnisse über anthrozoologische Phänomene zu liefern", so der Forscher.

Seit mehr als 1.500 Jahren wird ein riesiges Ungeheuer in den dunklen Tiefen des schottischen Loch Ness vermutet. Theorien über Nessie gibt es reichlich, mal ist es ein Überlebender der Dinosaurier-Zeit, mal ein Baumstamm, ein Fisch, ein Watvogel oder schlicht Wellen, die sich unheimlich auftürmen. Die frühesten Berichte über ein geheimnisvolles Wesen werden dem Heiligen Columban von Iona zugeschrieben, der im sechsten Jahrhundert das Christentum nach Schottland brachte. (afp/dpa/the)

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