• Ein Elternpaar erfindet im Herbst 2020 eine angebliche Vergewaltigung seiner Tochter in einer Koblenzer Kita und veröffentlicht den Vorwurf in einem Video.
  • Über die Kita bricht ein Shitstorm herein. Der beschuldigte Erzieher erleidet einen Herzinfarkt.
  • Jetzt sind die Eltern nicht mehr aufzufinden. Ihr Antrag auf Asyl in der Bundesrepublik war zuvor abgelehnt worden.

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Die verschwundenen Eltern, die medienwirksam die Vergewaltigung ihrer Tochter in einer Koblenzer Kita erfunden haben sollen, sind zur Aufenthaltsermittlung ausgeschrieben.

Wie ein Sprecher der Stadt Koblenz der Deutschen Presse-Agentur mitteilte, würden sie im Falle einer Polizeikontrolle "zur Kontaktaufnahme mit der zuständigen Ausländerbehörde aufgefordert". Die Eltern hätten vergeblich Asyl in Deutschland beantragt: "Die Asylverfahren waren beendet und sie damit zur Ausreise verpflichtet." Nach einem Gespräch "betreffend eine freiwillige Ausreise" seien sie verschwunden: "Wir haben keine Idee, wo sich die Familie jetzt befindet." Ihre Nationalität teilte der Sprecher nicht mit.

Im Herbst 2020 hatte die Mutter im Internet auf arabisch mit deutschen Untertiteln den Vorwurf erhoben, ihre damals vierjährige muslimische Tochter sei in einem katholischen Kindergarten von mehreren Männern vergewaltigt worden. Zehntausende klickten das Video an.

Erzieher aus Koblenzer Kita erhielt Morddrohungen und wurde depressiv

Die Polizei ermittelte nach eigenen Angaben rasch und gründlich - die Vorwürfe waren nicht haltbar. Dennoch brach über die Kita, ihren damals einzigen männlichen Erzieher und die Ermittler selbst ein internationaler Shitstorm herein. Der Erzieher wurde nach Morddrohungen nach eigener Auskunft depressiv und berufsunfähig. Zudem habe er einen Herzinfarkt erlitten.

Gegen die Eltern des Mädchens wurden keine Ermittlungen wegen Vortäuschens einer Straftat eingeleitet, wie der Koblenzer Generalstaatsanwalt Jürgen Brauer vor wenigen Wochen mitteilte: "Es muss derzeit davon ausgegangen werden, dass die Eltern davon überzeugt sind, dass es zu einem Missbrauch ihres Kindes gekommen ist." Allerdings wurden wegen der Anfeindungen von Erzieher, Kolleginnen und Polizei vor allem im Internet 137 Ermittlungsverfahren gegen andere Menschen eingeleitet und bereits mehrere Geldstrafen verhängt. (dpa/hau)

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