• Der Prozess um den Terroranschlag von Nizza ist zu Ende.
  • Alle acht Angeklagten werden zu Haftstrafen verurteilt, bei der Verkündung der Haftstrafen ertönt Applaus im Gerichtssaal.
  • Zwei Männer müssen für 18 Jahre hinter Gitter.

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Im Terrorismusprozess zum Lkw-Anschlag in Nizza mit 86 Toten im Jahr 2016 sind alle acht Angeklagten für schuldig befunden worden. Zwei Freunde des von der Polizei erschossenen Täters wurden am Dienstag von einem Pariser Gericht wegen Beteiligung an einer terroristischen Vereinigung zu jeweils 18 Jahren Haft verurteilt.

"Sie haben den Täter moralisch und materiell unterstützt", sagte der Vorsitzende Richter am Dienstag in Paris. Die übrigen sechs Angeklagten wurden unter anderem wegen Waffenhandels zu Haftstrafen zwischen zwei und zwölf Jahren verurteilt. Bei der Urteilsverkündung zeigten sich viele Anwende erleichtert und applaudierten.

Attentäter fuhr mit Lkw in Menschemenge und tötete zahlreiche Menschen

Seit September rollte ein Spezialgericht in Paris den Anschlag in Nizza auf. Mehr als 2000 Angehörige und Opfer traten als Nebenklägerinnen und Nebenkläger auf. Über vier Wochen hinweg berichteten sie vor Gericht von ihren Erinnerungen an die Attacke und von den Spuren, die der Terrorakt bei ihnen hinterlassen hat.

Am 14. Juli 2016, dem französischen Nationalfeiertag, war der Tunesier Mohamed Lahouaiej Bouhlel auf der Flaniermeile Promenade des Anglais in Nizza mit einem tonnenschweren Lastwagen in eine Menschenmenge gerast. Er schoss auch auf Menschen.
Letztlich gab es 86 Todesopfer, darunter zwei Schülerinnen und eine Lehrerin aus Berlin. Mehr als 200 Menschen wurden verletzt. Der Gewalttäter wurde nach der Tat erschossen.

Es gab keine Verbindung zum IS

Obwohl der Attentäter 2016 von der Polizei getötet wurde, waren die Vorbereitung seiner Tat sowie seine Gesinnung wesentlicher Bestandteil des Prozesses. Die Staatsanwaltschaft kam zu dem Schluss, dass der Mann über weitaus mehr als bloße Neugier für die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) verfügte.

Er habe sich zahlreiche Köpfungsvideos der Terrormiliz angesehen, intensivste - irgendwann tägliche - Recherchen betrieben etwa zum Geschehen in Syrien und dem Irak, zu Terroraufrufen, zum IS und zu Al-Kaida wie auch zum Aufputschmittel Captagon, das als "Dschihadisten-Droge" gilt. "Der Täter wollte (dem Anschlag) sehr eindeutig eine dschihadistische Dimension geben", hieß es im Schlussplädoyer der Anklage.

Der IS hatte den Anschlag damals für sich reklamiert. Laut Staatsanwaltschaft war dieses angebliche Bekenntnis trotz der Radikalisierung des Täters aber reiner Opportunismus, eine Verbindung zum IS habe es nicht gegeben. (dpa/afp/thp)

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