Wissenschaftler suchen unermüdlich nach einem Medikament gegen das Coronavirus. Forscher aus Münster sind diesem Ziel mit einer Studie nun vielleicht ein bisschen näher gekommen. Sie fanden heraus, dass ein altbekanntes Medikament gegen Depression die Weiterverbreitung von SARS-CoV-2-Viren im Körper effektiv unterbindet. Und das ist noch nicht alles.

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Seit knapp zehn Monaten hält die Corona-Pandemie die Welt nun schon in Atem. Angesichts der bislang nur wenigen Therapieoptionen beschränken sich Forscher bei der Suche nach einem Gegenmittel für COVID-19 nicht auf die Suche nach neuen Arzneistoffen.

Auch bereits zugelassene Medikamente werden auf eine mögliche Wirksamkeit gegen das Virus geprüft. Auf diesem Weg ist nun auch ein bekanntes Antidepressivum ins Visier der Forschung geraten.

Wissenschaftler vom Institut für Medizinische Biochemie der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster (WWU) haben die Möglichkeit untersucht, Fluoxetin als Medikament gegen COVID-19 einzusetzen. Die Studienergebnisse wurden jetzt in der Fachzeitschrift "Emerging Microbes & Infections" veröffentlicht.

Fluoxetin ist ein seit gut 40 Jahren eingesetztes Antidepressivum – auch bekannt als Prozac. Dieser Wirkstoff lindert die Depression, indem er die Konzentration des Botenstoffs Serotonin – auch bekannt als "Glückshormon" – in den Synapsen des Gehirns erhöht.

Er gehört damit zur Gruppe der sogenannten Selektiven Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer (SSRI). Nun könnte das Medikament auch eine entscheidende Rolle in der Behandlung von Corona-Patienten spielen.

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Antidepressivum als Mittel gegen Corona: Weitere Wirkstoffe im Fokus

Die Forschungsgruppe unter der Leitung von Ursula Rescher befasst sich mit Wirkstoffen, die an der "Schnittstelle" von Wirt und Erreger wirken. Ziel ist es, Medikamente zu finden, die die Aufnahme von SARS-CoV-2-Viren in eben diesem Bereich hemmen und die Schwere einer COVID-19-Erkrankung verringern.

Das Forscherteam fand dabei heraus, dass Fluoxetin offenbar effektiv das SARS-CoV-2-Virus hemmen kann, indem es sowohl die Aufnahme der Erreger in die Zellkultur als auch ihre Weiterverbreitung unterbindet, ohne dabei Zellen oder Gewebe zu beschädigen.

Doch damit nicht genug: Fluoxetin könnte nicht das einzige Medikament sein, das im Kampf gegen Corona helfen könnte. Weitere Versuche der Wissenschaftler haben gezeigt, dass auch Wirkstoffe bereits bekannter Medikamente wie Amiodaron (Mittel zur Behandlung von Herzrhythmusstörungen) und Imipramin (Antidepressivum) die Aufnahme und Verbreitung von SARS-CoV-2 in der Zelle hemmen.

Die genannten Stoffe sind als verträglich bekannt und in ihrer klinischen Anwendung weit verbreitet. Daher zeigen sich die Forscher der WWU aufgrund ihrer Ergebnisse besonders optimistisch: "Die Erforschung von lizenzierten und sich bereits in Gebrauch befindenden Arzneimitteln könnte dazu führen, dass viele Wirkstoffe auch antiviral eingesetzt werden", so Ursula Rescher. Und davon würden dann durch mehr Therapieoptionen auch COVID-19-Patienten profitieren.

Verwendete Quellen:

  • Medizinische Fakultät Münster: "'Hemmschuh' zwischen Wirt und Erreger: WWU-Forscher untersuchen Antidepressivum als mögliches Mittel gegen COVID-19"
  • Taylor & Francis: "Targeting the endolysosomal host-SARS-CoV-2 interface by clinically licensed functional inhibitors of acid sphingomyelinase (FIASMA) including the antidepressant fluoxetine"
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