Community-Masken, MNS oder FFP: Ein Begriffswirrwarr macht es schwer, sich für die richtige Gesichtsmaske zu entscheiden. Doch die Unterschiede sind wesentlich für die Schutzwirkung. Und eine der besten Selbstschutz-Masken birgt sogar eine Gefahr für andere.

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Langsam hatten sich die meisten Deutschen an das Maskentragen gewöhnt - mit dem guten Gefühl, zumindest einen Teil zur Eindämmung der Corona-Pandemie beitragen zu können. Dann behauptete Ärztekammer-Präsident Klaus Reinhardt in der ZDF-Talkshow Markus Lanz aber, dass es keine wissenschaftliche Evidenz für die Schutzwirkung von Masken gebe.

Das sorgte sicherlich nicht nur beim Moderator für Verwirrung. Bei Reinhardt selbst führte es im Laufe der Sendung zumindest zur Überlegung, dass es doch nicht so ganz richtig gewesen war, was er da gesagt hatte. Er ruderte zurück und erklärte zum Ende: "Die Maske hat eine Wirkung, ja. Punkt." Es komme eben darauf an, wie sie getragen wird, versuchte er zu beschwichtigen.

Etwas länger brauchte Arzt und Medizinjournalist Christoph Specht. Bei einer ZDF-Sendung im Februar hielt er eine dieser oft im Alltag getragenen chirurgischen Masken in die Kamera und erklärte: "Das Virus tanzt hierdurch Tango." Ein halbes Jahr später sagte er dann in einem Beitrag des ZDF, dass sich an der Aussage nichts geändert hat, verwies aber gleichzeitig auf eine Studie, die eine Schutzwirkung eben dieser OP-Masken nachgewiesen hatte - mit dem Hinweis, dass es sich um eine Laborstudie handelt mit Kopfmodellen und künstlichen Aerosolen. Ansonsten sei alles andere eine "babylonische Begriffsverwirrung", sagte Specht. Es komme eben darauf an, über welche Masken man spreche.

Damit hat der Medizinjournalist in jedem Fall recht, denn Masken sind nicht gleich Masken - wir erklären die Unterschiede.

Welche Masken-Arten gibt es eigentlich?

Das Bundesamt für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) unterscheidet zwischen zwei Gruppen von Masken: solchen aus handelsüblichen Stoffen - oft selbstgenäht - und solchen, die aufgrund von gesetzlichen Vorgaben und Normen eine bestimmte Schutzwirkung erfüllen müssen. In die zweite Kategorie gehören sowohl die medizinischen OP-Masken als auch die FFP-Masken. Beide werden im medizinischen Umfeld eingesetzt.

Selbstgenähte Masken

Diese Mund-Nasen-Bedeckungen werden beispielsweise durch Anleitungen aus dem Internet aus Alltagsstoffen genäht und deshalb oft als DIY-Masken (Do it yourself) oder als Community-Masken bezeichnet. Sie dürfen nicht als medizinische Gesichtsmasken oder als offizielle Schutzausrüstung in Verkehr gebracht werden. Eine richtige Schutzwirkung ist in der Regel nicht nachgewiesen. Laut BfArM kann der Tröpfchenauswurf aber beim Husten und der Atemstrom reduziert werden. Deshalb könnten sie einen Beitrag zur Reduzierung der weiteren Ausbreitung von Viren leisten.

OP-Masken/MNS

Diese auch als MNS (Mund-Nasen-Schutz) oder chirurgische beziehungsweise medizinische Gesichtsmasken bezeichneten Produkte werden derzeit am häufigsten im Alltag getragen. Es handelt sich um die flach am Gesicht anliegenden Masken meist in blauer Farbe. Sie bestehen aus mehreren Lagen Vlies. Die Masken dienen laut BfArM vor allem für den Fremdschutz und nur begrenzt dem Eigenschutz. Sie könnten Mund und Nase des Trägers lediglich vor Tröpfchen des Gegenübers schützen. Hier gibt es das Problem, dass der Träger die Luft nicht nur durch das Filtervlies einatmet, sondern auch an den Rändern der Maske vorbei.

Kosten: OP-Masken gibt es für etwa 50 Cent das Stück in Boxen mit größeren Stückzahlen.

FFP-Masken

Partikelfilternde Halbmasken (FFP steht für Filtering Face Piece) dienen vom Grundsatz her dem Eigenschutz des Trägers. Sie sollen den Träger vor Partikeln, Tröpfchen und Aerosolen schützen. Es gibt sie in verschiedenen Filterstärken. Beim Einsatz gegen Coronaviren empfiehlt das Robert-Koch-Institut FFP2- und FFP3-Masken. Sie werden auch von Pflegekräften und Ärzten genutzt, die infizierte Personen behandeln.

Beim Kauf sollte man darauf achten, dass die Masken die Prüfanforderung DIN EN 149:2009-08 erfüllen. Das ZDF-Verbrauchermagazin Wiso hat unlängst recherchiert, dass viele FFP-Masken aus China mit schlechter Qualität im Umlauf sind, die aufgrund einer alten Zulassung noch verkauft werden dürfen. Um sicherzugehen, sollten Käufer auf eine CE-Zertifizierung mit einer vierstelligen Nummer für die Zertifizierungsstelle achten.

Im Gegensatz zu selbstgenähten und OP-Masken haben FFP-Masken zwar eine höhere Eigenschutzwirkung, allerdings aber auch einen Nachteil: Das Atmen fällt schwerer. Daher ist die Maske nicht für jeden geeignet und sollte auch nur zum kurzfristigen Einsatz kommen.

Kosten: FFP2-Masken kosten etwa 1,50 Euro das Stück in Boxen mit größeren Stückzahlen.

FFP-Masken mit Ventil

Ein Ventil an einer FFP-Maske bedeutet nicht, dass diese Maske einen noch höheren Schutz garantiert. Masken mit Ventil filtern stattdessen nur die eingeatmete Luft, nicht die ausgeatmete Luft. Sie bieten also keinen Fremdschutz und sind bei einer Corona-Infektion des Trägers gefährlich für Passanten. Nur Masken ohne Ventil filtern die ein- und ausgeatmete Luft und bieten Eigen- und Fremdschutz.

Was man bei Masken beachten muss

Damit Masken helfen, sollten sie relativ neu sein und nicht "durchgesabbert" beziehungsweise halbfeucht, warnt Ärztepräsident Klaus Reinhardt. Das gilt besonders für FFP-Masken. Denn sie haben eine zusätzliche Filterleistung durch elektrostatische Kräfte an der Oberfläche. Sie sind quasi geladen. Werden sie feucht, verringert sich ihre Filterleistung. Das gilt auch nach dem Waschen.

Alltagsmasken lassen sich dagegen waschen - bei mindestens 60 Grad. Nach Einschätzung von Virologe Christian Drosten lassen sich die Viren auch mit einem Bügeleisen abtöten.

Bei Bartträgern sitzt die Maske schlechter. Sie sollten sich rasieren. Gerade die FFP-Masken zum Selbstschutz funktionieren nur, wenn die Masken dicht an der Haut anliegen und an den Rändern keine Luft durchlassen.

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Der jährliche Report der amerikanischen Bürgerrechtsorganisation "Freedom House" zeichnet ein besorgniserregendes Bild für die Internetfreiheit. Unter dem Deckmantel der Corona-Pandemie halten laut Analyse Informationskontrolle und Überwachungsmechanismen Einzug in die Netzpolitik. Besteht auch in Deutschland Grund zur Sorge? Vorschaubild: picture alliance / SvenSimon

Das sagt die Wissenschaft

  • Für die Wirkung von Alltagsmasken wurde oft die Jena-Studie genannt. Forscher aus Deutschland und Dänemark hatten den Infektionsverlauf in der thüringischen Stadt verfolgt. Sie kamen zu dem Ergebnis, dass Alltagsmasken den Luftstrom beim Sprechen und Husten hemmen und dadurch die Übertragbarkeit infektiöser Partikel dämmen.
  • Auch für Kliniken gibt es Nachweise zur Maskenwirkung. So kam es in der Universitätsklinik Hamburg-Eppendorf zu weniger Ansteckungen mit dem Coronavirus, nachdem dort eine Maskenpflicht eingeführt wurde.
  • Das Max-Planck-Institut für Chemie hat die Wirkung von Alltagsmasken untersucht und bereits für diese einfache Form der Masken eine Schutzwirkung festgestellt. Für kleinere Partikel lässt die Schutzwirkung allerdings nach. Von den alltagstauglichen Materialien für Masken zeigte eine Mischung aus Jersey- und Biberstoffen die stärkste Wirkung.
  • Wissenschaftler des Argonne National Laboratory bei Chicago hatten ebenfalls die Wirkung von Stoffen bei Alltagsmasken untersucht. Sie kamen in ihrer Studie zu dem Ergebnis, dass zweilagige Masken aus Baumwolle und Seide gute Schutzwirkung selbst bei Partikelgrößen unter 300 Nanometer haben. Der ungefähre Durchmesser eines Sars-CoV-2-Virus liegt bei 60 bis 120 Nanometer. Allerdings hängen die Viren meist an größeren Tröpfchen.
  • Experimentell wurde die Wirkung von OP-Masken getestet - beispielsweise an Hamstern. Bei einer Studie aus Hong Kong wurde der Käfig der infizierten Hamster mit Vlies abgegrenzt, das Infektionsrisiko bei den gesunden Hamstern im Nachbarkäfig sank um mehr als 60 Prozent.
  • In einer amerikanischen Untersuchung beschossen Wissenschaftler Filterstoffe von FFP-Masken mit 300 Nanometer großen Tröpfchen und kamen auf eine Schutzwirkung von 99,9 Prozent. Für Tröpfchen, die kleiner als 300 Nanometer waren, lag die Schutzleistung noch bei 85 Prozent. Bereits eine kleine Öffnung zwischen Maske und Haut sorgte dafür, dass die Schutzwirkung auf 34 Prozent sank.
  • Die zusammengefasste Forschungslage im Wissenschaftsmagazin "The Lancet" zeigt, dass die Wirkung von OP-Masken höher ist als die von Alltagsmasken und dass FFP-Masken den höchsten Schutz bieten. Die Wissenschaftler verweisen aber auf einen noch effektiveren Schutz: ein Mindestabstand von einem Meter, besser zwei oder drei.

Maskenpflicht wird im Alltag ausgeweitet

Bundesweit gilt bereits die Maskenpflicht im Handel und im ÖPNV. Wer sich nicht daran hält, muss mit Bußgeldern rechnen. In Baden-Württemberg beispielsweise sind bei Verstößen gegen die Maskenpflicht in Bussen und Bahnen mindestens 100 Euro fällig.

Da viele Städte und Landkreise in Deutschland zu Risikogebieten zählen, wird auch die Maskenpflicht verschärft. So gilt seit Dienstag beispielsweise in den Innenstadtbereichen der Dresdner Alt- und Neustadt eine Maskenpflicht auf öffentlichen Plätzen. Die Polizei hat Kontrollen gemeinsam mit dem Ordnungsdienst der Stadt angekündigt.

In den Krankenhäusern in Deutschland gilt ohnehin eine Maskenpflicht. "Alle Mitarbeiter tragen bei uns OP-Masken in allen Bereichen", sagt Martin Große, Geschäftsführer der KMG-Kliniken Kyritz und Pritzwalk in Brandenburg,im Gespräch mit unserer Redaktion. "Bei einem Coronafall wechseln alle Mitarbeiter auf dieser Station auf FFP2- oder FFP3-Masken."

Zur Beginn dieses Jahres hätte es Probleme gegeben, überhaupt Masken für den Klinikbedarf zu beschaffen, sagt Große. Auch seien die Preise in die Höhe geschossen. Aber seit Mai gebe es keine Probleme mehr und die Lager seien wieder gefüllt.

Verwendete Quellen:

  • Gespräch mit Martin Große, Geschäftsführer der KMG-Kliniken
  • Empfehlungen des Bundesamtes für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) zur Verwendung von Masken
  • IZA Institute of Labor Economics: Face Masks Considerably Reduce COVID-19 Cases in Germany: A Synthetic Control Method Approach
  • Argonne National Laboratory: Filtration efficiency of common cloth mask fabrics
  • University of Hong Kong: HKU hamster research shows masks effective in preventing COVID-19 transmission
  • zdf.de: Wiso - Minderwertige FFP-2-Masken - Weniger Schutz vor Corona-Viren
  • The Lancet: Physical distancing, face masks, and eye protection to prevent person-to-person transmission of SARS-CoV-2 and COVID-19: a systematic review and meta-analysis
  • Fachmagazin Nature: Studie zur Wirkung von FFP-2-Masken im Vergleich zu anderen Schutzmasken
  • Thieme Public Health Emergency Collection: Analyse über den wissenschaftlichen Stand zur Ausbreitung des Virus und die Wirkung von Masken
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