Eine Frage an die Fahrerinnen und Fahrer eines Elektroautos, die zu den Lesenden dieses Artikels gehören: Wie weit kommen Sie mit ihrem Fahrzeug maximal mit einer Akkuladung? 300 Kilometer? Vielleicht 400? Oder gar 500? Doch wie groß die Reichweite auch immer sein mag: Die Mitglieder des Teams TUfast Eco, das aus Studentinnen und Studenten der TU München (TUM) besteht, können über diese Werte nur milde lächeln. Sie haben ein Elektroauto entwickelt, das mit einer Batterieladung 2.573,79 Kilometer weit kommt.

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Das wurde sogar als offizieller Weltrekord anerkannt. Unter dem Titel "Greatest distance by electric vehicle, single charge (non-solar)", auf Deutsch: größte Entfernung mit einem Elektrofahrzeug, einmalige Aufladung (nicht solar), ist die Truppe fortan im Guinness Buch verewigt. Bei ihrer Fahrt hat sie den alten Rekord übrigens schlichtweg pulverisiert; er lag bei "nur" 1.608,54 Kilometern.

Mit 15,5 kWh und 0,54 PS

Natürlich handelt es sich bei dem Auto, das diese Leistung geschafft hat, nicht um ein Serienmodell. Die ebenso schmale wie flache Flunder trägt den Namen "muc022", wurde eigens für derartige Rekordfahrten entwickelt und gebaut und für die Reichweiten-Bestmarke optimiert. Sie weist einen cw-Wert von 0,159 auf und wiegt lediglich 170 Kilogramm ohne Menschen am Steuer.

Wer nun glaubt, für den Spitzenwert war ein XXL-Akku nötig, sieht sich von den Nachwuchs-Technikern eines Besseren belehrt: Die Kapazität des für den Rekordversuch etwas vergrößerten Energiespeichers beträgt lediglich 15,5 Kilowattstunden. Dafür ist sein permanenterregter Synchronmotor mit 400 Watt (0,54 PS) ziemlich schwach auf der Brust. Doch in Kombination hält das Antriebspaket den Energieverbrauch bei lediglich 0,6 Kilowattstunden pro 100 Kilometer. Zum Vergleich: Selbst extrem effiziente E-Autos schaffen zwölf bis 13 kWh/100 km.

Nach 99 Stunden war der Akku leer

Kein Wunder, dass es sehr lange dauerte, bis die Batterie leer war: 99 Stunden oder 4,125 Tage rollte der muc022 durch einen leeren Hangar am Flughafen München, während auf dem Messegelände in Riem und in der Innenstadt die IAA zelebriert wurde. Hier konnte der Einsitzer seine Kilometer unabhängig von den Wetterbedingungen abspulen. Insgesamt dauerte der Rekordversuch sechs Tage, weshalb die Weltrekordler auf Feldbetten im Hangar campierten. Für die Siegerehrung durften die Teammitglieder raus ans Tageslicht: Sie fand im Herzen Münchens am Marienplatz statt.

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Da die Auto-Spezialisten unter den Studierenden der TUM und die Mitglieder des TUfast-Teams traditionell Rekordjäger sind, dürften sie den nun errungenen Bestwert lediglich als Zwischenstation auffassen. Ein Nachfolgemodell für den muc022 gibt es nämlich bereits. Der muc023 zeichnet sich durch ein nochmals geringeres Gewicht, einen erhöhten Wirkungsgrad einzelner Komponenten und einen deutlich verringerten Luftwiderstand aus.  © auto motor und sport

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