Seit Markus Duesmann Anfang September 2023 den Vorstandsvorsitz der Audi AG an Gernot Döllner übergeben hatte, ist in der Ingolstädter Konzernzentrale vieles in Bewegung geraten. Der Neue stellte sofort alles auf den Prüfstand – und sorgte damit für Unruhe. In diesem Zuge soll er sogar das Formel-1-Projekt infrage gestellt haben. Diesem Gerücht nahm Döllner in seinem ersten Interview nach der gesetzlich vorgeschriebenen 100-tägigen Schweigepflicht zwar den Wind aus den Segeln; er stehe zu der klaren Entscheidung des Vorstandes.

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Doch mit dessen Arbeit scheint er nicht zufrieden zu sein, weshalb es nun einen zentralen Wechsel im Audi-Führungsgremium gibt. Entwicklungsvorstand Oliver Hoffmann muss seinen Posten nach knapp drei Jahren räumen. Der bald 47-Jährige leitete das Ressort seit dem 1. März 2021 und verlängerte seinen Vertrag erst im vergangenen Jahr um fünf weitere Jahre. Er arbeitet seit 2003 im VW-Konzern und kam 2006 von Lamborghini zu Audi. Der aus dem VW-Management zu Audi gewechselte CEO Döllner, der zuvor bei Porsche tätig war und als Vertrauter des aktuellen VW-Konzern- und Porsche-Chefs Oliver Blume gilt, leitet das Entwicklungsressort in Personalunion künftig selbst.

Döllner sieht bei Hoffmann verschiedenen Medienberichten zufolge die Hauptverantwortung für einen jahrelangen Entwicklungsstau bei der Entwicklung neuer Modelle, Plattformen und Software-Generationen. Große prestigeträchtige E-Auto-Projekte kommen viel später als ursprünglich geplant auf den Markt. Der Q6 E-Tron (siehe Video nach dem ersten Absatz) sollte Ende 2021 vorgestellt werden, ist inzwischen jedoch erst für Sommer 2024 angekündigt. Auch der A6 E-Tron Avant und der nächste Q8 verspäten sich massiv. Wodurch die Gefahr besteht, dass Audi von der Premium-Konkurrenz peu à peu abgehängt wird. Nicht nur von der traditionellen übrigens, sondern auch von jener aus China oder Südkorea.

Hoffmann wird F1-Projekt leiten

Hoffmann muss das Unternehmen aber nicht verlassen. Er übernimmt als Gesamtverantwortlicher und Generalbevollmächtigter die Leitung für Audis Formel-1-Engagement. Vielleicht entspricht der neue Posten stärker der eigentlichen Berufung Hoffmanns; er galt stets als Treiber hinter dem Königsklasseneinstieg der Premiummarke. Andreas Seidl hat als CEO des Audi F1 Teams die Verantwortung für die Umsetzung des F1-Projekts und leitet den Rennstall.

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Erst vor wenigen Wochen sorgte Audi mit einer weiteren personellen Veränderung für Aufsehen. Mit Massimo Frascella verpflichteten die Ingolstädter einen neuen Designchef; der Italiener wechselt von Jaguar Land Rover nach Oberbayern. Sein Vorgänger Marc Lichte soll neue Aufgaben im VW-Konzern bekommen, heißt es. Darauf scheint der 54-jährige Sauerländer, der etwa zehn Jahre das Audi-Design verantwortet hatte, jedoch wenig Lust zu haben. Wie die "Bild" berichtet, will sich Lichte juristisch gegen seine Abberufung wehren.  © auto motor und sport

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