"Germany's next Topmodel" zündet die nächste Drama-Rakete. Wäre ja sonst auch langweilig so eine Model-Doku: Lächeln, Foto, fertig. Also flogen gestern Abend die Fetzen und vor allem Elena C. musste echte Opferbereitschaft zeigen.

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Jede Staffel "Germany's next Topmodel" braucht ein Opfer. Das gehört quasi zum guten Ton der Sendung. Aber sagen wir nicht Opfer, das klingt so nach Schulhof.

Sagen wir lieber "Person, mit Defiziten, sich in gruppendynamische Prozesse einzugliedern, was aber aus dramaturgischen Gründen seitens der Produktionsfirma gerne in Kauf genommen und ebenso punktuell wie eskalationsbegleitend präsentiert wird".

Na gut, bleiben wir bei Opfer, auch wenn es etwas derbe klingt. Ein Opfer ist man bei "Germany's next Topmodel" aber nicht von Anfang an. Da muss man reinwachsen.

Ist auch immer ein bisschen situationsbedingt und auch viel schwieriger zusammenzuschneiden als zum Beispiel "die Zicke" - die Rolle ist schnell vergeben. Nein, beim Opfer muss die Produktionsfirma aufpassen wie ein Schießhund.

Das sind ganz feine Prozesse, die da in einer Gruppe ablaufen. Sobald es irgendwo nach Ärger riecht, musst du da sein. Du musst Kameramann und Seismograph zugleich sein.

Elena C. ist raus – rein statistisch

Außerdem ist die Opfer-Rolle nicht so individuell angelegt wie bei der Zicke. Es braucht das perfekte Zusammenspiel gleich mehrerer Personen: das Opfer, eine Wortführerin, die Gruppe, die sich auf die Seite der Wortführerin schlägt, ein Model, das trotzdem noch Mitleid mit dem Opfer empfindet und am Ende braucht es natürlich noch die Eskalationsszene.

Eine GNTM-Opfer-Folge ist ja quasi nichts ohne eine Eskalationsszene. Damit die glaubwürdig ist, vorher aber noch schnell alles zusammenschneiden, was jemals über das Opfer so Abfälliges gesagt wurde.

Und die Produktionsfirma hat ganze Arbeit geleistet. Schon in den Folgen zuvor hat man eine immer größer werdende Antipathie zwischen der Elena C. und der Jasmin langsam aufgebaut. Daher weiß der Topmodel-Gucker auch, dass die Elena C. das Opfer ist und die Jasmin die Wortführerin.

Allerdings weiß er damit auch, dass Elena C. nun raus ist aus dem Rennen ums Model-Krönchen. Denn - das ist noch so eine GNTM-Regel: Das Opfer gewinnt nie.

Das wird man so aber nicht in den Gesetzesbüchern der Fernsehtopmodelsendungenverbände finden, das sind eher Straßenregeln. So was wie das "Wer holt, der hat" des Bolzplatzes.

Aah, ein Mann!

Wie dem auch sei: In der gestrigen Folge ist der Streit dann eben eskaliert. Doch dazu gleich mehr. Muss so sein. Wegen des Spanungsbogens. Ist hier nicht anders als bei den Topmodels. Sorry.

Vorher geht es für die Damen nämlich noch zu einem Coaching. Die Lektion: Wie verhalte ich mich bei einer Sprechrolle, insbesondere, wenn ich einem männlichen Model gegenüberstehe?

Umgang mit männlichen Models ist bei GNTM ja schon ein Klassiker. Da hatten ja schon einige Mädchen Berührungsängste.

Viel leichter geht es aber, wenn die Male-Models wirklich gut aussehen: "Wir haben zwei super Jungs ausgesucht, die sehen wirklich gut aus", erklärt Juror Michael Michalsky. Na da haben die Damen aber Glück, dass die wirklich gut aussehen.

Elena K. hatte schon Angst, dass die nicht wirklich gut aussehen: "Ich hoffe, die sehen wirklich gut aus." Und, was soll man sagen, die sehen wirklich gut aus.

"Germany's next Topmodel": Eine wirklich hässliche Botschaft

Doch das ist alles nur Vorgeplänkel für den großen Dreh am nächsten Tag. Der sieht Folgendes vor: Die Mädchen betreten einzeln und im Hochzeitskleid eine Kirche. Am Altar wartet der vermeintliche Bräutigam. Das Mädchen läuft zu ihm hin und dann entspinnt sich irgendein vorher auswendig gelernter Dialog.

Der Clou, den sich Heidi Klum dabei gedacht hat: Die Mädchen wissen nicht, dass das Male-Model kein klassischer Beau ist, sondern ein sogenanntes Ugly Model - also jemand, der nicht den gängigen Schönheitsidealen entspricht.

Der Witz bei der Sache, so der Klum'sche Plan: Die Mädchen müssen trotz des ungewohnten Anblicks, professionell reagieren, denn die Szene wird nur einmal gedreht.

Na, wenn das nicht mal eine wirklich großartige Botschaft an das junge Zielpublikum ist: Lasst uns mal die Mädchen aus der Fassung bringen, indem sie einen hässlichen Menschen ansehen müssen!

Wie kommen all die Kritiker nur darauf, dass "Germany's next Topmodel" ein merkwürdiges Menschenbild verbreitet? Jasmin jedenfalls hat die Botschaft verstanden: "Ich bin so froh dass ich die Erste war und jetzt sehen kann, wie jedes Mädchen einen Schock bekommt."

Laura B. muss gehen

Diesen zynischen Dreh gewonnen hat, laut Selbstauskunft der Topmodel-Jury, übrigens die Elena C. Ausgerechnet. Das sorgt für noch mehr Unmut bei der Gruppe.

Doch damit nicht genug: Beim Casting für einen Lockenwickler gewinnt wieder die Elena C. und was macht sie? Sie freut sich nicht angemessen darüber! Weil sie Angst hat, dass die anderen Mädchen dann noch saurer auf sie sind - mit dem Erfolg, dass die anderen Mädchen jetzt noch saurer auf sie sind.

Manchmal kann man aber auch machen, was man will.

Egal, irgendwann ist genug und die Elena C. ist fällig. Kurz bevor sie ihren "Entscheidungswalk" zu gehen hat, knallt es hinter den Kulissen. Denn die Elena C. hat … Oder anders formuliert: Die Elena C. ist … Hm.

Was genau jetzt der Grund ist, warum Elena C. die Böse ist, wird auch nach dem ganzen Gezeter nicht so ganz klar. Irgendwie soll sie falsch sein.

Wann, wo, wie und warum spielt aber ohnehin keine Rolle. Die Eskalationsszene ist im Kasten, die Opfer-Folge steht.

Opfer ihrer mäßigen Schauspielkünste wurde indes Laura B. Dass sie im Kindergarten mal eine Muschel gespielt hat, war offenbar zu wenig Vorbereitung. Der Braut-Dreh wurde ihr zum Verhängnis, sie ist raus.

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