Tumult im Audimax der Universität Wien: Rechtsextreme Identitäre stürmen eine Veranstaltung von Flüchtlingen und bespritzen Besucher mit Kunstblut. Die Fahndung nach Tätern läuft nun auf Hochtouren.

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Im Wiener Audimax ist am Donnerstagabend eine Aufführung von Flüchtlingen gewaltsam gestört worden. Rund 30 Identitäre stürmten die Veranstaltung und randalierten.

"Schutzbefohlene performen Jelineks Schutzbefohlene" lautete der Titel der Veranstaltung im Audimax der Universität Wien, bei der Flüchtlinge aus Syrien, Afghanistan und dem Irak am Donnerstag als Schauspieler auf der Bühne standen. Der Saal war mit rund 800 Zuschauern voll besetzt.

Laut Polizei und Österreichischer HochschülerInnenschaft (ÖH) stürmten um 20:45 Uhr rund 30 Identitäre den Hörsaal: Sie rollten eine Transparent aus mit der Aufschrift "Heuchler - unser Widerspruch gegen eure Dekadenz", schwenkten Fahnen mit dem Identitären-Symbol und bespritzten Personen mit Kunstblut. Zudem warfen sie Flugblätter mit dem Text "Multikulti tötet" um sich.

Zuschauer drängen Randalierer aus dem Saal

Die Polizei spricht von "tumultartigen Szenen", die sich abgespielt hätten. Mehrere Personen aus dem Publikum und die Flüchtlinge auf der Bühne wurden Augenzeugenberichten zufolge geschlagen und gestoßen.

Dabei machten die Rechtsextremen laut ÖH-Sprechern keinen Unterschied zwischen Männern, Frauen oder auch Schwangeren und Kindern, die unter den den Schauspielern waren.

Schließlich sei es Teilen des Publikums gelungen, die Identitären aus dem Saal zu drängen. Zu diesem Zeitpunkt waren bereits elf Funkstreifen der Polizei und die Sondereinheit WEGA unterwegs.

Dabei sind im Bereich der Uni "aufgrund ihres Aussehens" drei Personen überprüft worden, wie Polizeisprecher Thomas Keiblinger im Gespräch mit unserer Redaktion mitteilte. Sie konnten namentlich und als Mitglieder der Identitären identifiziert werden und wurden wegen Körperverletzung angezeigt.

Acht Anzeigen wegen Körperverletzung

Insgesamt klagten nach der gewaltsamen Aktion, die rund sieben Minuten dauerte, acht Menschen über Schmerzen im Baubereich. Sie alle erstatteten Anzeige wegen Körperverletzung.

Ein weiterer, der Polizei bekannter Verdächtiger konnte inzwischen identifiziert werden. Nach den übrigen Tätern fahndet die Polizei derzeit und wertet dafür zahlreiche Handyvideos von der Veranstaltung aus.

Die Vorstellung wurde in Anwesenheit von Polizisten nach dem Vorfall fortgesetzt.

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