• Schon früher wurde aus royalen Kreisen Unmut über die Netflix-Produktion "The Crown" geäußert.
  • Die vierte Staffel der Serie über das Leben der britischen Königsfamilie soll sich Kritikern zufolge aber zu viele historische Freiheiten erlauben.
  • Inzwischen hat sich sogar der Kultur- und Medienminister des Landes in die Kontroverse eingeschaltet.

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Die jüngste Staffel der Netflix-Serie "The Crown" um die britische Königsfamilie steht zunehmend in der Kritik. Es gebe eine "moralische Verantwortung", den Zuschauern klar zu machen, dass es sich um ein Drama und nicht um historische Fakten handelt, räumte auch die Schauspielerin Helena Bonham Carter in einem Podcast ein. Sie verkörpert in der dritten und vierten Staffel Prinzessin Margaret, die Schwester von Königin Elizabeth II..

Es gebe Unterschiede zwischen "unserer Version" und der "wirklichen Version". "Das sind verschiedene Dinge", sagte die Schauspielerin in dem offiziellen Podcast. Sie lobte aber ausdrücklich die Arbeit und Recherchen des leitenden Drehbuchautors Peter Morgan, der die Drama-Serie entwickelte.

"The Crown": Viele Auszeichnungen, aber wie nah an der Realität?

"The Crown" hat bereits viele renommierte Auszeichnungen erhalten, darunter Emmys und Golden Globes. Die neue Staffel spielt in den 1980er Jahren. Dabei geht es auch um die Beziehung zwischen Prinzessin Diana (Emma Corrin) und Prinz Charles (Josh O'Connor), der eine Affäre mit Camilla hatte.

Charles kommt in der Serie nicht gut weg. Britische Medien hatten bereits mit Verweis auf enge Vertraute des Prinzen über wütende Reaktionen der Royals auf "The Crown" berichtet - jedoch ohne klare Quellen zu nennen. Thronfolger Charles selbst soll die Serie angeblich nicht ansehen.

Britische Generäle kritisieren Gruß der Queen-Darstellerin

Doch es geht bei der Kritik an der Serie nicht nur um die Beziehungen der Royals. War die damalige Premierministerin Margaret Thatcher (Gillian Anderson) so wie in der Serie dargestellt?

Ihr Biograf Charles Moore wies zurück, dass das Verhältnis zwischen der Queen und der Eisernen Lady so schwierig war wie in "The Crown" dargestellt. Als ziemlich sicher gilt aber, dass sich Thatcher auf dem Landsitz der Queen im schottischen Balmoral zwischen all den jagdbegeisterten Royals unwohl fühlte und am liebsten Reißaus genommen hätte.

Für Lord Forsyth aus dem britischen Oberhaus ist die Serie nicht weit entfernt von der Satire-Sendung "Spitting Image". Millionen Zuschauer weltweit vergöttern dagegen "The Crown".

Die Macher haben es allerdings auch nicht leicht, nehmen Kritiker doch jedes Detail unter die Lupe. So haben ehemalige britische Generäle den militärischen Gruß von Queen-Darstellerin Colman kritisiert: "Die schlaff angewinkelte Hand würde jeden respektablen Stabsfeldwebel verrückt machen", zitierte die "Times" Ex-General Richard Dannatt.

Britischer Minister fordert Warnhinweis vor "The Crown"-Episoden

Sogar der britische Kultur- und Medienminister Oliver Dowden hat sich inzwischen in die Diskussion um die Serie eingemischt. Wie er bereits ankündigte, will er noch in dieser Woche einen Brief an den US-Streamingdienst Netflix schreiben: "Ich fürchte, dass eine Generation von Zuschauern, die diese Geschehnisse nicht erlebt hat, Fiktion für Tatsache halten könnte", sagte er der "Mail on Sunday".

Einem Bericht des "Guardian" zufolge will Dowden Netflix deshalb dazu bewegen, einen Warnhinweis vor den Folgen der Serie einzublenden. Dieser soll den Zuschauern klarmachen, dass die Ereignisse in "The Crown" nicht vollständig mit der Realität übereinstimmen.

Auch der jüngere Bruder der bei einem Autounfall gestorbenen Prinzessin Diana hält Klarstellungen für ratsam. Ein Hinweis vor jeder Episode, dass nicht alles in "The Crown" real sei, könnte hilfreich sein, sagte Charles Spencer dem Fernsehsender ITV.

Die Idee solcher Warnhinweise stößt aber trotz der Kritik an der Serie nicht nur auf Zustimmung. Wie der Historiker Alex von Tunzelmann dem "Guardian" sagte, mache Netflix bereits jetzt klar, "dass es sich um Fiktion" handle. Schließlich werde die Serie auch als Drama beworben.

Ähnlich äußerte sich der Ex-Pressesprecher des Königshauses, Dickie Arbiter gegenüber "Sky News". Die Serie sei schlicht ein Unterhaltungsprodukt, solange die Zuschauer sie als solches wahrnehmen würden.

Auch die Gefahr, dass "The Crown" das Ansehen der britischen Royals nachhaltig beschädigen könnte, sieht Arbiter nicht. Die Monarchie habe schließlich bereits alle Arten von Krisen bewältigt. (thp)

Verwendete Quellen:

  • Sky news: The Crown affair storyline 'nonsense', says Queen's ex-press secretary
  • The Guardian: UK culture secretary to ask Netflix for 'health warning' that The Crown is fictional
  • Deutsche Presse-Agentur

  © dpa

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