Mit "Die Tribute von Panem – Mockingjay: Teil 1" geht eine der erfolgreichsten Kino-Franchises der vergangenen Jahre in die dritte Runde. Im Gegensatz zu seinen relativ ähnlich aufgebauten Vorgängern schlägt der Film einen neuen, ungewohnt ruhigen und noch düstereren Ton an. Eine Rechnung, die aufgeht.

Mehr News über TV-Shows

Wenn der letzte Band einer Buchserie als Zweiteiler ins Kino kommt, liegt der Verdacht nahe, dass das in erster Linie den finanziellen Interessen der Produzenten geschuldet ist. Schließlich ließen sich die beiden anderen Vorlagen ja auch wunderbar in jeweils rund zwei Stunden auf die Leinwand bringen. Anstatt aus "Mockingjay: Teil 1" jedoch einen belanglosen Lückenbüßer zu machen, gelingt Regisseur Francis Lawrence das Kunststück, die Spannung zum großen Finale anzuziehen und zugleich ein beeindruckendes, eigenständiges Werk zu erschaffen.

Die Spiele sind vorbei, die Rebellion beginnt

Katniss Everdeen (Jennifer Lawrence) wurde durch einen geheimen Plan von Rebellen aus der Arena der Hungerspiele befreit. In einer unterirdischen Basis im angeblich zerstörten 13. Distrikt sind die Vorbereitungen für einen Krieg gegen das Kapitol und den skrupellosen Präsidenten Snow (Donald Sutherland) in vollem Gange. Was den Aufständischen fehlt, ist eine Symbolfigur um die unterdrückten Bewohner der restlichen Distrikte zu vereinen.

Für die Drahtzieher der Rebellion um Präsidentin Coin (Julianne Moore) kommt dafür nur eine in Frage: Katniss. Doch die befindet sich in einem Zwiespalt, denn ihr Freund Peeta wurde bei der Rettungsaktion zurückgelassen. In den Fängen des Kapitols soll er nun seinerseits für die Zwecke von Präsident Snow instrumentalisiert werden.

Eines vorneweg: Ein bombastisches Action-Feuerwerk ist "Die Tribute von Panem – Mockingjay: Teil 1" nicht. Nur äußerst selten greift Regisseur Francis Lawrence zu schwerem Geschütz. Der große Schwerpunkt des Films liegt auf dem Kampf der Titelheldin mit ihren eigenen Dämonen. Dass das hervorragend funktioniert, liegt in erster Linie an Oscar-Preisträgerin Jennifer Lawrence, die eine noch intensivere Darbietung abliefert, als in den beiden vorangegangenen Teilen.

Jennifer Lawrence schaukelt das Kind im Alleingang

Dementsprechend tritt der Rest des mit Stars gespickten Casts weitgehend in den Hintergrund. Die Riege der Hochkaräter im "Panem"-Universum wurde mit Julianne Moore als unterkühlter Rebellenführerin gegenüber den Vorgängern zwar um einen weiteren Weltstar erweitert. Dennoch wird den Nebenrollen deutlich weniger Aufmerksamkeit geschenkt als bisher. Woody Harrelson oder Elizabeth Banks etwa, die die ersten beiden Teile mit ihren humorvollen Darstellungen auflockerten, sind nur in einer Handvoll Szenen zu sehen. Besonders hervorzuheben ist aber die Rolle von Josh Hutcherson als Katniss' Freund Peeta Mellark. Der wird vom Kapitol als ideologischer Gegenpol zur Rebellion inszeniert und versucht Katniss in live übertragenen Fernsehansprachen dazu zu bewegen, den Aufständischen den Rücken zu kehren. Dabei durchläuft die zunächst nur am Bildschirm zu sehende Figur einen subtilen Wandel.

Zusätzlicher Schwermut wird dem ohnehin sehr nachdenklichen Film durch den Auftritt des verstorbenen Philipp Seymour Hoffman als Drahtzieher der Revolution verliehen. Immerhin dürfen sich die Fans im kommenden Jahr auf ein letztes Wiedersehen mit dem Oscar-Preisträger freuen. Da "Mockingjay Teil 2" direkt im Anschluss zum ersten Teil abgedreht wurde, wird der Abschluss der "Panem"-Reihe zugleich der Abschied von Philipp Seymour Hoffman.

Dank einer herausragenden Hauptdarstellerin gelingt Regisseur Francis Lawrence mit "Die Tribute von Panem – Mockingjay: Teil 1" auch ohne großes Getöse ein echter Blockbuster. Indem nahezu der komplette Fokus auf der charakterlichen Entwicklung der Heldin liegt, gewinnt die Geschichte eine neue Dimension an inhaltlicher Tiefe. Und macht umso mehr Lust auf das große Finale.

JTI zertifiziert JTI zertifiziert

"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.