Spätestens seit der Finanzkrise 2007 sind Banker ein ideales Feindbild. Dass manche Finanzhaie sich diesen Ruf redlich verdient haben, zeigt Martin Scorsese in "The Wolf of Wall Street", der auf den Memoiren von Jordan Belfort basiert. Der Börsenmakler wurde mit Aktien zum reichen Mann, während seine Kunden all ihr Geld verloren. Leonardo DiCaprio darf hier einmal mehr zeigen, wieso er zu den ganz Großen gehört.

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Jordan Belfort (DiCaprio) will reich werden. Daran lässt er nie einen Zweifel und deshalb gibt es für ihn nur einen möglichen Arbeitsplatz: die Wall Street. Dort lernt er schnell, dass der Weg zum Reichtum am kürzesten ist, wenn man gar nicht erst versucht, für seine Anleger Gewinne zu erwirtschaften. Nach einem kurzfristigen Rückschlag gründet er seine eigene Firma und wird schnell zum Börsenstar.

Mit dem Geld kommen Partys, Drogen und Frauen. Jordan Belfort genießt jede Minute seines Lebens als "Master of the Universe", wie sich die Top-Verdiener der Wall Street unbescheiden nennen. Wäre da nicht ein ehrgeiziger und gerechtigkeitsfanatischer FBI-Agent, der ihm zunehmend das Leben schwer macht.

Martin Scorsese mag älter geworden sein, aber noch kein bisschen ruhiger. Zu sagen, "The Wolf of Wall Street" wäre rasant inszeniert, wäre noch untertrieben. Der Zuschauer steckt von Anfang an mitten drin in den sexuellen Ausschweifungen, dem Protz und dem Drogenkonsum seines Protagonisten. Mit Einzelheiten der Betrügereien verschont uns Scorsese: Leonardo DiCaprio setzt zwar einmal an, das Vorgehen zu erklären, winkt dann aber ab und erklärt "Wie das geht, ist langweilig und kompliziert. Die eigentliche Frage ist: War das alles legal? - Natürlich nicht."

Erinnerungen an "Casino" und "Goodfellas" werden wach

Streckenweise erinnert "The Wolf of Wall Street" an die Scorsese-Klassiker "Goodfellas" oder "Casino" - mit dem Unterschied, dass hier niemand umgebracht wird. Leonardo DiCaprio spielt Jordan Belfort mit vollem Einsatz und zeigt, wieso er derzeit Scorseses Lieblingsschauspieler ist. Auch die Nebenrollen sind hervorragend besetzt: Jonah Hill brilliert als skurriler Kompagnon, die bislang weitgehend unbekannte Australierin Margot Robbie als zweite Ehefrau Belforts. In kleinen Rollen dürfen sich Matthew McConaughey, Rob Reiner und Jean Dujardin austoben.

In der Tradition von Oliver Stones "Wall Street" bietet Martin Scorsese hier einen schonungslosen und extrem unterhaltsamen Blick in das Leben von Finanzspekulanten, denen die Folgen ihres Handelns egal sind, solange sie reich werden. Drei Stunden Spieldauer sind zwar eine Ansage, aber wenn der Abspann läuft, dann merkt man, dass sich jede einzelne Minute gelohnt hat.

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