Erdogate, Varoufake und Verafake: Jan Böhmermanns größte Coups

Sein wohl erster ganz großer Coup war 2015 der sogenannte Varoufake. Damals ging ein Video um die Welt, das den damaligen griechischen Finanzminister Yanis Varoufakis zeigte, wie er bei einer Rede offenbar einen Stinkefinger präsentierte. (Archivbild)

Der Clip wurde so populär, dass er es in beinahe jede Nachrichtensendung schaffte und sogar bei Günther Jauch heiß diskutiert wurde. Finanzminister Varoufakis wehrte sich öffentlich gegen das Video und dementierte, jemals diese Geste gemacht zu haben.

Trieb er es mit diesem Scherz zu weit? Mit dem Erdogate löste Jan Böhmermann 2016 eine ganze Staatsaffäre aus – heute ist es auch bekannt als Böhmermann-Affäre. In einem als Schmähkritik getarnten Gedicht an den türkischen Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdogan überzog er diesen mit besonders obszönen Beleidigungen.

Sogar Angela Merkel war in die Affäre verwickelt. Der Klage Erdogans gab sie statt, ganz zum Ärger Böhmermanns, der für Meinungsfreiheit plädierte. Etwas Gutes hatte die Schmähkritik: Der Paragraf zur Beleidigung ausländischer Staatschefs wurde abgeschafft.

Noch im selben Jahr folgte der nächste Skandal des Satirikers. Wen Böhmermann diesmal besonders im Auge hatte? Vera Int-Veen und ihre Sendung "Schwiegertochter gesucht".

Der Coup gelang. In seiner Sendung deckte der Moderator auf, dass Kandidaten nicht würdevoll behandelt wurden. So wurde bei einer Frage nach dem Alkoholkonsum beispielsweise angegeben, dass kein Bier getrunken werde, obwohl der Schauspieler die Frage, ob er täglich Bier trinke, bejaht hatte. "Ihr habt Robin und seinen Vater noch dümmer gemacht, als wir sie uns ausgedacht haben", sagte Böhmermann in seiner Sendung. RTL entschuldigte sich später.

2018 hat sich Jan Böhmermann die deutsche Popmusik und deren Stars vorgenommen. Besonders Max Giesinger ("80 Millionen") war ihm dabei ein Dorn im Auge. Böhmermanns These war in etwa, dass die deutsche Popmusik nach dem immer gleichen Schema arbeitet und deshalb oft gleich klingt.

Um das zu beweisen, wagte der Moderator ein Experiment. Er paarte Tweets der YouTuber Bibi Claßen (l.) und Sami Slimani (r.) mit Kalendersprüchen, die von Schimpansen aus dem Gelsenkirchener Zoo ausgesucht wurden.

Am 6. Mai 2019 war Jan Böhmermann in der ORF-Sendung "Kulturmontag" eingeladen und provozierte dort vor allem mit Aussagen gegen den damaligen Bundeskanzler Sebastian Kurz. So bezeichnete Böhmermann es als "unseriös", dass Österreich von einem "32-jährigen Versicherungsvertreter" geführt werde.

Darüber hinaus rief er bei der "Zeit" zur Solidarität mit dem von der FPÖ kritisierten ORF-Moderator Armin Wolf auf. Im Anschluss hatte sich der österreichische Sender öffentlich von den politischen Aussagen Böhmermanns distanziert, was wiederum von einigen Autoren als "Selbstzensur" kritisiert wurde.

Die Ibiza-Affäre führte im Mai 2019 zum Bruch der damals in Österreich regierenden Koalition aus ÖVP und FPÖ. Außerdem kostete das Video dem damaligen Vizekanzler Heinz-Christian Strache den Job.

Nach der Veröffentlichung des Ibiza-Videos wurde spekuliert, dass Böhmermann daran beteiligt gewesen sei. Er hatte bereits im April, bei der Verleihung des österreichischen TV-Preises Romy, in einer Videobotschaft Anspielungen gemacht. Der verantwortliche Sender ZDF bestritt daraufhin in einer Stellungnahme jegliche Beteiligung Böhmermanns an der Produktion des Ibiza-Videos. Böhmermann ließ durch seinen Manager jedoch mitteilen, dass er das Video schon Wochen vor dem Bekanntwerden der Affäre gekannt habe.

Mit #Neustart19 wagte Jan Böhmermann im August 2019 erneut ein Experiment. In seiner Sendung witzelte er über die Spitze der SPD. Laut dem Satiriker wollte einfach niemand SPD-Vorsitzender werden.

Eine weitere Enthüllung gelang dem "Neo Magazin Royale" mit den Frontex Files. In der Sendung hieß es 2021, man wolle dem europäischen Grenzschutz bei der offenen Kommunikation helfen. Dabei ging es unter anderem um die Rettung von Flüchtlingen aus Seenot, für die auch die Europäische Grenz- und Küstenwache (Frontex) zuständig ist.

In Zusammenarbeit mit mehreren Forschern deckte Böhmermanns Redaktion jedoch einen wahren Skandal um Frontex auf. Unter anderem zeigten Videos Frontex-Boote, die durch nahes, schnelles Vorbeifahren dafür sorgten, dass Schlauchboote umkehren mussten und in Gefahr gebracht wurden. (Symbolbild)