In der Fortsetzung seines Komödienklassikers "Anchorman" beweist Will Ferrell einmal mehr, dass er der König des intelligenten Klamauks ist. Als Old-School-Nachrichtensprecher schert er sich einen Dreck um Gleichberechtigung, Feminismus oder Political Correctness – und ist damit Wegbereiter für die Art News-Magazine, die uns heute von so manchem Privatsender als "Nachrichten" verkauft werden.

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Wir befinden uns in New York zu Beginn der 1980er Jahre. Die Gleichberechtigung von Männern und Frauen steckt noch in den Kinderschuhen und Afro-Amerikaner werden in Teilen der Gesellschaft als Menschen zweiter Klasse behandelt.

Ron Burgundy wird mit seinem News-Team für die Nachtschicht von GNN, dem ersten 24-Stunden-Nachrichtensender der Welt, gebucht. Und weil man zwischen zwei und fünf Uhr morgens mit echten News keine Quoten macht, setzen die vier auf alles, was seriöse Magazine nicht mit der Kneifzange anfassen würden.

"Wieso sollen wir den Menschen sagen, was sie hören müssen und nicht das, was sie hören wollen?" Mit diesem Leitspruch mischt Ron Burgundy (Will Ferrell) die Redaktion von GNN auf. Überraschung: Mit Berichten über Silikon-Implantate, Verfolgungsjagden und einem Crack-Selbstversuch werden sie zu den Quotenkönigen des Nachrichtensenders. So viel Erfolg sorgt natürlich für Neid und Missgunst bei Kollegen und Konkurrenten. Und an eine vernünftige Ehe und Kindererziehung ist nicht im Traum zu denken.

Will Ferrell als König des intelligenten Klamauks

Ron Burgundy ist Will Ferrells Paraderolle. Teil eins war ursprünglich kein Kassenerfolg – außerhalb Europas lief er in kaum einem Kino und auch in Amerika rannte das Publikum nicht gerade in Scharen in die Kinosäle. Mit der Zeit entwickelte er sich aber auf DVD zum Hit. Kein Wunder, liefert der Film so viele legendäre Szenen und Sprüche, dass es bei manch anderem Komiker für eine ganze Karriere reichen würde. Die Nebendarsteller Steve Carrell ("Little Miss Sunshine") und Paul Rudd ("Immer Ärger mit 40") sind mittlerweile selbst zu Stars geworden und so war es nicht schwer, für die Fortsetzung die passenden Geldgeber zu finden.

Auch "Anchorman 2" bietet wieder absurden Humor vom Feinsten. Wenn Ron Burgundy zum Beispiel der Familie seiner schwarzen Freundin einen Besuch abstattet und dabei kein Klischee auslässt, das er aus TV-Serien kennt, dann ist das pures Comedy-Gold. Streckenweise ist die Handlung nicht wirklich stringent und wirkt eher wie eine Aneinanderreihung von Sketchen – aber wen interessiert das schon, wenn die Witze fast ausnahmslos zünden?

Höhepunkt ist wie schon in Teil eins eine Schlacht, die sich die verschiedenen News-Sendungen liefern. Alleine die Anzahl der Gastauftritte ist sensationell und kann sich ohne Probleme mit dem Staraufgebot von Woody-Allen-Filmen messen lassen. Natürlich wird hier nichts verraten, nur so viel: "Geschichte ist auch News – nur viel später erzählt."

Ganz nebenbei ist "Anchorman 2" auch noch eine beißende Kritik an dem modernen Nachrichtenjournalismus, bei dem Quoten mehr zählen als Inhalte und wo auf Sorgfalt zugunsten von Populismus verzichtet wird. "Fox News" ist ebenso angesprochen wie CNN – und auch hierzulande gibt es Nachrichtenhäuser, die sich durchaus ertappt fühlen dürfen.

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