Nach dem Wirbel um einen abgesagten Auftritt hat sich die Kabarettistin Lisa Eckhart zu Wort gemeldet. Vorwürfe, sie würde antisemitische und rassistische Klischees bedienen, weist die Österreicherin von sich und beklagt, dass - im Gegensatz zur Politik - im Kulturbetrieb die Grenzen des Sagbaren immer weiter beschränkt werden.

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Die österreichische Kabarettistin Lisa Eckhart hat Vorwürfe, sie bediene sich antisemitischer und rassistischer Klischees, deutlich zurückgewiesen. "Es gibt teilweise ein boshaftes Missverstehen", sagte Eckhart der Deutschen Presse-Agentur in Wien.

Bei manchen scheine es einen klassisch konditionierten Reflex zu geben, auf Reizworte zu reagieren. "Wie geht man mit Antisemitismus und Rassismus um? Erhebt man sie zum Tabu oder degradiert man sie zum Witz? Ich bin immer auf der Seite des Humors", so Eckhart.

Wenn man ihre Auftritte genau anschaue, trieften sie fast schon beschämend vor Humanismus und Feminismus. "Wenn mich jemand entlarven will, dann sieht er das." Aber natürlich verpacke sie ihre Botschaft nicht ganz so plump, sagte die 27-Jährige.

Lisa Eckhart würde eine größere Debatte begrüßen

Eckhart, deren Debütroman "Omama" nächste Woche erscheint, war wegen Sicherheitsbedenken vom Hamburger Literaturfestival Harbourfront ausgeladen worden. Eine erneute Einladung lehnte Eckhart ab. PEN-Präsidentin Regula Venske hatte die Ausladung scharf kritisiert.

"Ob die Gewalt von rechten oder linken Extremisten, von religiösen Eiferern oder Psychopathen angedroht wird: Wir dürfen uns ihr nicht in vorauseilendem Gehorsam beugen", so Venske.

Eckhart würde es begrüßen, wenn ihr Fall eine größere Debatte anstieße. Die Kultur sei von rechts und links unter Beschuss. Viele Menschen könnten offenbar mit Kunst, die herausfordere, die Sicherheiten und "erleuchtete Sittlichkeit" infrage stelle, nicht mehr umgehen.

Eckhart: Grenzen des Sagbaren nur in Kultur beschränkt

"Warum wird auf dem Rücken der Kultur eine politische Korrektheit ausgetragen, die in der Politik ihren Platz hätte?" Während im Politischen die Grenzen des Sagbaren ausgeweitet würden, würden sie in der Kunst immer mehr beschränkt.

Satire werde immer schwieriger in einer Gesellschaft, die sehr darauf bedacht sei, Schmerzen und Kränkungen auszuradieren. "Eine Gesellschaft, die keinen Sinn mehr im Schmerz sieht, hat naturgemäß ein Problem mit Satire."

Die jüngste Debatte werde keine Konsequenzen auf ihre Arbeit haben, meinte Eckhart. "Ich genieße Narrenfreiheit. Die gilt aber nur auf der Bühne." Sie sei grundsätzlich für einen respektvollen Umgang. (dpa/dh)

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