Sony legt im Kampf der Konsolen nach und wagt dabei eine gewisse Extravaganz: Über das Design der PlayStation 5 lässt sich diskutieren, unbestritten sind dagegen der enorme Temposchub durch den verbauten Turbo-Speicher und die Vielfältigkeit des Controllers, der die Branche wachrütteln dürfte.

Mehr Gaming-News finden Sie hier

Natürlich war man vorgewarnt - durch Fotos, Trailer, Unboxing-Videos. Und dennoch ist man zunächst baff, wenn Sonys neue PlayStation 5 vor einem steht und man sich ernsthaft fragen muss: Wohin nur mit diesem weißen Unikum, dessen ungewöhnliches Design irgendwo zwischen Blumenvase, WLAN-Router und UFO anzusiedeln ist.

Die meisten Ikea-Regale dürften jedenfalls vor der schieren Größe der Konsole (39 x 10,4 x 26 Zentimeter) kapitulieren. Egal, ob man sie aufstellt oder hinlegt. Und auch sonst sorgt der Nachfolger der PS4 und PS4 Pro für Aufsehen - positiv wie negativ, wie sich im Praxistest zeigt.

Der Unterschied zwischen der PS5 "Digital Edition" und dem Standard-Modell

In den USA und Japan ist die PS5 bereits seit dem 12. November erhältlich, hierzulande kam sie offiziell am 19. November auf den Markt - zu Preisen von 399 Euro für die "Digital Edition" (PS5 DE) ohne und 499 Euro für das Standard-Modell mit verbautem UHD-Blu-ray-Laufwerk.

Davon abgesehen gibt es keine technischen Unterschiede - ganz im Gegensatz zur bereits am 10. November gestarteten Microsoft-Konkurrenz Series X und Series S, deren Hardware deutlich anders aufgebaut ist.

Sony, PS5, PS4, PlayStation5, PlayStation, Next-Gen, Konsole, Digital, DualSense, Controller, SSD
Die PS5 lässt sich aufstellen oder liegend betreiben. In beiden Fällen ist der mitgelieferte Standfuß hilfreich. © Sony

Wenn das Technik-Herz schneller schlägt

Unter den geschwungenen Plastikflanken der PlayStation5 arbeitet ein Verbund aus einer Acht-Kern-AMD-CPU auf Zen-2-Basis mit variabler Taktung (bis zu 3,5 GHz), einer GPU mit 2.304 Shader-Einheiten und 16 Gigabyte DDR6-Arbeitsspeicher (448 GB/s Bandbreite). Im Zusammenspiel kommt das System nominell auf eine Rechenleistung von 10,28 Teraflops. Zum Vergleich: Die PS4 Pro schafft 4,2 Teraflops, die originale PS4 gar nur 1,84. Microsofts schwarze Series X überflügelt die PS5 indes mit 12 Teraflops.

Mit dieser Hardware-Power im Rücken - so prangt es auf der Verpackung und tönt es aus den PR-Materialien von Sony - soll ein völlig neues Gaming-Erlebnis möglich sein: 4K-Grafiken bei bis zu 120 Bildern pro Sekunde, erleuchtet von HDR und hardwarebasiertem Raytracing - sofern man über den entsprechenden Fernseher mit HMDI-2.1-Eingang verfügt. Eingelöst werden diese Versprechen aber noch nicht ganz. Doch dazu später mehr.

SSD der PlayStation5: Wunder- und Sorgenkind

Darüber hinaus verspricht Sony einen echten "Quantensprung in Bezug auf den Datenzugriff" und meint seine ultraschnelle SSD. Die entpuppt sich als Wunder- und Sorgenkind zugleich.

Einerseits reduziert sie mit einem Datendurchsatz von 5,5 Gigabyte Lade- und Wartezeiten enorm: Vom Systemstart bis zum Dashboard vergehen 23 Sekunden, "Spider-Man: Miles Morales" ist schon nach neun Sekunden geladen. Apropos: Der Marvel-Titel schafft es im laufenden Betrieb sogar fast, ohne Pausen auszukommen.

Sony, PS5, PS4, PlayStation5, PlayStation, Next-Gen, Konsole, Digital, DualSense, Controller, SSD
"Spider-Man: Miles Morales" hat fast keine Ladezeiten mehr - der SSD sei Dank. © Sony

Während PS4-Spieler beim Verlassen eines Lagerhauses eine gefühlte Ewigkeit auf einen Ladebildschirm starren und Däumchen drehen, schwingt sich die freundliche Spinne aus der PS5-Nachbarschaft durch ein Fenster ins grelle Licht - und landet sogleich in der großen weiten Open World. Beeindruckend.

Andere Titel profitieren auf ähnliche, wenngleich nicht ganz so spektakuläre Weise: Wer seine Raubzüge durch England in "Assassin's Creed: Valhalla" vom Startbildschirm aus fortsetzen möchte, muss bei der PS4 etwas mehr als eine Minute lang warten - bei der PS5 sind es dagegen nur elf Sekunden.

Sony, PS5, PS4, PlayStation5, PlayStation, Next-Gen, Konsole, Digital, DualSense, Controller, SSD
Sonys niedliches Sackgesicht Sackboy feiert seine Next-Gen-Premiere in "A Big Adventure". © Sony

Allerdings ist der Speicherplatz der SSD mit 825 Gigabyte Fassungsvermögen nicht gerade üppig ausgefallen. Betriebssystem und Apps lassen letztlich nur rund 667 Gigabyte übrig. Wer also auf die Idee kommt, die Spiele seiner alten PS4 Pro auf die neue Konsole (via WiFi oder LAN-Kabel) umzuziehen, wird sich schnell fragen müssen: Was darf mit in die schnelle, neue Gaming-Zukunft? Und was muss vorerst auf einer externen USB-3.0-Festplatte ausrangiert werden, von wo aus man PS4-Titel immerhin starten kann? PS5-Titel müssen indes zwingend auf den Konsolen-internen Speicher.

Die gute Nachricht: Eine Erweiterung durch eine zweite SSD ist möglich! Ein entsprechender m2-Slot befindet sich unter der Seitenplatte hinter einer Abdeckung.

Die schlechte Nachricht: Die Aktivierung der Schnittstelle wird erst durch ein künftiges Firmware-Update erfolgen. Spätestens dann dürfte Sony auch offiziell verraten haben, welche SSDs überhaupt unterstützt werden. Von "Blindkäufen" sei an dieser Stelle absolut abgeraten.

DualSense-Controller: Die Zukunft fühlen

Wer das ebenfalls vorinstallierte "Astro's Playroom" aus Platzgründen löschen möchte, sollte damit rund vier bis fünf vergnügliche Stunden warten. Das Jump&Run mag kostenlos sein, aber es ist voller Charme, Anspielungen auf die PlayStation-Historie - und die wohl unterhaltsamste Art und Weise, die innovativen Vorzüge des neuen DualSense-Controllers zu präsentieren.

Denn das PS5-Gamepad ist ein echtes Pfund - beziehungsweise ein gutes halbes Pfund, wenn man es auf die Waage legt. 281 Gramm wiegt der Controller und damit 62 Gramm mehr als der PS4-Dualshock, was einerseits dem größeren Akku, anderseits der verbauten Technik geschuldet ist. Die Schultertasten sind "adaptiv" - das heißt: Sie reagieren je nach Spielsituation anders. Wenn also der kleine Roboter in "Astro's Playroom" einen Bogen spannt, spürt man den zunehmenden Widerstand. Wenn eine Waffe blockiert, sperrt sich die Trigger-Taste komplett.

Hinzu kommen feine Vibrationen und Rumble-Effekte, wie man sie bislang nur von Nintendos Switch-Controllern kennt. Wer den DualSense sachte neigt, glaubt, ein paar Astrobots würden durchs Innere kugeln. Selbst der virtuelle Untergrund, auf dem die Spielfigur läuft, gibt feine Haptik-Rückschlüsse über seine Beschaffenheit. Auf diese Art verschmelzen Spielewelt und Realität auf beeindruckende Weise.

Komplettiert wird der Controller, der über ein USB-C-Kabel auflädt, durch ein Touchpad auf der Frontseite, einen Mini-Lautsprecher und ein Mikrofon, das sich für Sprachbefehle, kurze Chats oder Spielereien wie in "Astro's Playroom" nutzen lässt: An manchen Stellen muss der Spieler kräftig pusten, um den Weg freizuräumen.

PS5-Start: Das beste PS5-Game kostet nichts - und zeigt, was der Controller alles kann!

"Astro's Playroom" zeigt, was mit dem Dualsense-Controller der PS5 alles möglich ist. © ProSiebenSat.1

Versprechen noch nicht eingelöst

Dass die Fähigkeiten des DualSense aber noch nicht ausgereizt werden, zeigen die anderen Start-Titel, die wesentlich sparsamer mit den Funktionen umgehen.

Und auch grafisch scheint noch jede Menge Luft nach oben zu sein, wie "Spider-Man: Miles Morales" stellvertretend zeigt: Spieler müssen sich im vom Sony-eigenen Entwicklerstudio Insomniac Games produzierten Action-Adventure entscheiden: Wollen sie den Modus "Bildqualität" mit voller 4K-Auflösung, hoher Sichtweite und schicken Raytracing-Spiegelungen? Oder soll's lieber der Modus "Leistung" mit 60 Bildern pro Sekunde sein, bei dem sich die native Auflösung allerdings dynamisch verringert? Für 4K, schicke Effekte und konstant flüssigen 60, geschweige denn 120 Bildern scheint es (noch) nicht zu reichen.

Auch auf den 8K-Support muss bis zu einem Firmware-Update verzichtet werden, ebenso wie auf eine native 1440p-Videoausgabe - ein Format, das viele WQHL-Gaming-Monitore haben.

Immerhin: Wenn man als Spider-Mans Urlaubsvertretung durch die grandios ausgeleuchteten Schluchten des virtuellen New Yorks schwingt, bleibt der Lüfter der PS5 dezent im Hintergrund. Das Magazin "Gamepro" hat bei fordernden Grafiktests maximal 39,1 Dezibel gemessen - etwas mehr als bei der Xbox Series X. Am meisten Krach macht ohnehin das rotierende optische Laufwerk, sofern man das entsprechende Modell gekauft hat.

Apropos: Wer hofft, in den Elektromärkten noch ein Exemplar zu ergattern, könnte enttäuscht werden. Laut Sony gibt es keine Konsolen im stationären Handel - zum Schutz aller vor COVID-19. Online sind die Vorbesteller-Kontingente jedoch ebenfalls schon vergriffen, was zu Wucherpreisen bei eBay und Co. führt. Es besteht jedoch Hoffnung, dass schon bald Nachschub anrollt.

Und selbst wenn man leer ausgeht, ist das - Hand aufs Herz - aktuell nicht weiter schlimm. Noch gibt es schlicht zu wenige Spiele, die die Anschaffung lohnen würden - vor allem, wenn man schon eine PS4 Pro besitzt und der neuen Glitzer-Benutzeroberfläche mit ihren Schnelllade-Karten noch widerstehen kann.

Welches Zubehör für die PS5 gibt es?

Sony veröffentlicht im Design der PS5 eine Reihe von Zubehörartikeln - darunter eine Ladestation für zwei Gamepads, eine HD-Kamera mit zwei 1080p-Objektiven, eine Medienfernbedienung mit Schnelltasten für die wichtigsten Streaming-Dienste und ein sogenanntes Pulse 3D Wireless Headset. Das unterstützt einen von Sony selbst entwickelten Standard, der virtuellen Raumklang auf Stereokopfhörern erzeugen kann und Spielern ein präzises Erfassen von Geräuschquellen ermöglicht. TV-Lautsprecher, Soundbars oder 2.1-Systeme profitieren vorerst noch nicht von "Tempest 3D AudioTech".

Sony, PS5, PS4, PlayStation5, PlayStation, Next-Gen, Konsole, Digital, DualSense, Controller, SSD
Vom Headset über eine Ladestation bis hin zur Fernbedienung und HD-Kamera: Für die PS5 gibt es jede Menge Zubehör. © Sony


Wie viele Spiele gibt es zum Start der PS5?

Laut Sony ist es das größte Launch-Line-up der PlayStation-Geschichte. Das liegt jedoch weniger an der Handvoll Exklusiv-Titel, sondern vielmehr daran, dass die PS5 zu 99 Prozent mit den mehr als 4.000 PS4-Titeln abwärtskompatibel ist. Das trifft auch auf die PSVR-Titel zu. Für den Betrieb des Virtual-Reality-Headsets ist allerdings ein Adapter nötig, der sich kostenlos bei Sony anfordern lässt.

Diese Titel sollen zusätzlich bis Ende des Jahres für PS5 erscheinen:

  • Marvel's Spider-Man Miles Morales
  • Demon's Souls Remake
  • Sackboy: A Big Adventure
  • Dauntless
  • Haven
  • The Pathless
  • Watch Dogs Legion
  • Assassin's Creed Valhalla
  • FIFA 21
  • Call of Duty Black Ops - Cold War
  • Fortnite
  • NBA 2K21
  • Devil May Cry 5
  • Madden 21
  • Overcooked! All You Can Eat
  • Chivalry 2
  • Destiny 2
  • Dirt 5
  • Bright Memory Infinite
  • Observer: System Redux
  • Rainbow Six: Siege
  • WRC 9
  • Immortals: Fenyx Rising
  • Oddworld: Soulstorm
  • Planet Coaster
  • Bugsnax
  • The Pathless
  • Cyberpunk 2077
  • Puyo Puyo Tetris 2
  • Bridge Constructor: The Walking Dead
  • Override 2: Super Mech League

PS5-Käufer mit PSPlus-Abonnement freuen sich zudem über die "PS4-Collection" als Gratis-Willkommensgeschenk. Diese beinhaltet mehr als 20 teils optimierte PS4-Titel - darunter Kracher wie "God of War", "Uncharted 4", "The Last Guardian" und "The Last of Us".

Für 2021 kündigte Sony bereits weitere Exklusiv-Kracher an - die Rennsimulation "Gran Turismo 7" etwa, das Open-World-Abenteuer "Horizon 2: Forbidden West" sowie das Jump&Run "Ratchet & Clank: Rift Apart", das einem ersten Trailer zufolge komplett ohne Ladezeiten auszukommen scheint.

Sind die PlayStation4-Controller kompatibel mit der PS5? Wie steht es mit anderen Gerätschaften?

Für PS4-Spiele, die auf der PS5-Konsole gespielt werden, können sowohl der alte DualShock 4 und der neue DualSense-Controller verwendet werden. PS5-Spiele wiederum brauchen zwingend einen PS5-Controller.

(tsch)  © 1&1 Mail & Media/teleschau

JTI zertifiziert JTI zertifiziert

"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.