UNICEF Deutschland: 70 Jahre im Einsatz für eine bessere Welt

Das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen wurde 1946 gegründet, um Kindern in Europa nach dem Zweiten Weltkrieg zu helfen und ihr Überleben zu sichern. Auch Mädchen und Jungen im kriegszerstörten Deutschland kam diese internationale Hilfe zugute.

Das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen und seine Vorläuferorganisation, die United Nations Relief and Rehabilitation Administration, hatten ab 1945 im kriegszerstörten Europa 20 Millionen Tonnen Hilfsgüter verteilt. Allein in Berlin stellte die UNICEF-Mission 1948 zum Beispiel 416 Tonnen Lebertran, 96 Millionen Lebertran-Kapseln und 9.000 Kilo Milchpulver bereit.

Der deutsche UNICEF-Ableger des Kinderhilfswerks wurde am 30. Juni 1953 in Köln gegründet - aus Dankbarkeit für die humanitäre Hilfe der internationalen Gemeinschaft nach dem Zweiten Weltkrieg. Nach der Überwindung der größten Not in Europa setzt die Organisation alles daran, das Elend der Kinder in der damals sogenannten "Dritten Welt" zu lindern. UNICEF-Teams heilen zum Beispiel in Asien Millionen Menschen von Himbeerpocken.

Seit seiner Gründung setzt sich das Deutsche Komitee für UNICEF in Deutschland und der ganzen Welt für die Rechte und Bedürfnisse von Kindern ein. Unterstützt wird das Engagement von Tausenden Ehrenamtlichen, Gemeinden, Unternehmen, Stiftungen wie United Internet for UNICEF, aber auch von ehrenamtlichen prominenten Botschaftern - wie beispielsweise Sir Peter Ustinov, der bis zu seinem Tod 2004 eng mit dem Deutschen Komitee verbunden war.

Zahlreiche Meilensteine für Kinder wurden seither erreicht. 1971 testet UNICEF in Bangladesch eine einfache Mischung aus Salz und Zucker im Kampf gegen lebensgefährlichen Durchfall. 3.700 Cholera-Erkrankte erhalten das genannte Orale Rehydratationssalz (ORS) – sie überleben. Die 28 Gramm schweren Tütchen werden Mitte der 70er Jahre bereits in 60 Ländern produziert. Die renommierte Zeitschrift "The Lancet" bezeichnete ORS als "die vielleicht größte medizinische Errungenschaft des 20. Jahrhunderts".

In den 80er Jahren dringt UNICEF zusammen mit der Weltgesundheitsorganisation darauf, Impfen hygienisch und sicher zu machen. Mit Einwegspritzen, die nach dem Einsatz automatisch unbrauchbar werden, wird eine einfache und kostengünstige Lösung gefunden. Große Impfkampagnen, wie hier in der Türkei, schützen in den 80er Jahren Millionen Kinder gegen lebensbedrohliche Krankheiten.

1989 verabschieden die Vereinten Nationen die UN-Konvention über die Rechte des Kindes. Sie garantiert jedem Kind das Recht auf Überleben, Entwicklung, Schutz und Beteiligung. UNICEF Deutschland trägt in den folgenden Jahren maßgeblich dazu bei, die Kinderrechte in Deutschland bekannt zu machen und ihre Umsetzung im eigenen Land voranzutreiben.

1997 wird die Journalistin und Moderatorin Sabine Christiansen die erste offizielle Botschafterin von UNICEF Deutschland. Später werden weitere prominente Persönlichkeiten, die sich seit Jahren ehrenamtlich für die Organisation engagieren, zu UNICEF-Botschaftern und -innen ernannt. Aktuell tragen Julian Draxler, Alexander Gerst, Mats Hummels, Franziska Knuppe, Udo Lindenberg, Dirk Nowitzki, Eva Padberg, Katja Riemann, Nina Ruge, Riccardo Simonetti sowie weiterhin Sabine Christiansen diesen Titel.

1998 ruft UNICEF Deutschland zusammen mit dem Foto-Modell Waris Dirie zum Kampf gegen die Mädchenbeschneidung auf. Mit Hilfe von Spenden aus Deutschland werden in den nächsten Jahren Bildungs- und Aufklärungsprogramme unterstützt, durch die sich beispielsweise im Senegal (Foto) Tausende Dörfer zur Abkehr von der Tradition entscheiden.

Am 26. Dezember 2004 löst ein schweres Erdbeben im Pazifik eine große Flutkatastrophe aus, der über 200.000 Menschen zum Opfer fallen. UNICEF leistet nach dem Tsunami umfassende Not- und Wiederaufbauhilfe in einer der größten Hilfsaktionen seiner Geschichte.

Seit 2006 arbeitet die Stiftung United Internet for UNICEF mit dem Deutschen Komitee zusammen. Sie zählt zu den größten Unternehmenspartnern von UNICEF Deutschland und wurde von Ralph Dommermuth, Gründer der United Internet AG, sowie Tessa Page (rechts im Bild) ins Leben gerufen.

2010 nimmt die Bundesregierung den ausländerrechtlichen Vorbehalt zur Kinderrechtskonvention zurück. Das bedeutet, dass auch geflüchteten Kindern in Deutschland zentrale Rechte wie beispielsweise auf Bildung und Schutz zustehen. Bis heute gibt es jedoch große Defizite bei der Umsetzung dieser Rechte.

Im Frühjahr 2011 beginnt der bis heute anhaltende syrische Bürgerkrieg. UNICEF führt in Syrien und seinen Nachbarländern eine seiner größten, bis heute anhaltenden Hilfsoperationen durch – unterstützt durch die deutsche Bundesregierung sowie private Spenden aus Deutschland.

Um Partizipation und Engagement von Kindern und Jugendlichen weiter zu stärken, startet UNICEF Deutschland 2013 ein strukturiertes "JuniorTeamer"-Programm für 15- bis 17-Jährige. Damit gibt es bei UNICEF eigene ehrenamtliche Gruppen für Jugendliche, Studierende und Erwachsene, die sich gemeinsam für Kinderrechte engagieren.

Im gleichen Jahr verpflichten sich die ersten sechs Städte und Gemeinden, sich an der neuen Initiative "Kinderfreundliche Kommunen e.V." zu beteiligen. Bis heute haben sich 50 Städte und Gemeinden dem Programm von UNICEF Deutschland und dem Deutschen Kinderhilfswerk angeschlossen.

Gemeinsam mit dem Bundesfamilienministerium startet 2016 die bundesweite Initiative zum Schutz von geflüchteten Kindern in Flüchtlingsunterkünften. Hierfür werden gemeinsam mit fachlichen Partnern Mindeststandards erarbeitet und Fachkräfte weitergebildet. UNICEF reagiert damit auf die prekäre Lage hunderttausender geflüchteter Kinder.

Nach verheerenden Wirbelstürmen in Mosambik 2019 ermöglichen Spenden aus Deutschland schnelle Hilfe für die Kinder – auch durch die Stiftung United Internet for UNICEF. Diese werden zum Beispiel für sauberes Trinkwasser, medizinische Versorgung, Notschulen und Unterstützung für mangelernährte Kinder eingesetzt.

Schulschließungen, Einkommensverluste der Eltern, häusliche Gewalt: Die Covid-19-Pandemie hat ab dem Frühjahr 2020 dramatische Auswirkungen für Kinder – überall auf der Welt. UNICEF ist an der Seite der besonders benachteiligten Kinder und hält die Versorgungskette für die ärmsten Länder trotz der Kontakt- und Transportbeschränkungen aufrecht. In der weltgrößten Impfkampagne COVAX stellt UNICEF sein Know-how bei Beschaffung und Logistik bereit.

Fast drei Jahre Covid-19-Pandemie, der 2022 ausgebrochene Krieg in der Ukraine und die weltweit spürbaren Auswirkungen des Klimawandels werden für viele Kinder zur existenziellen Bedrohung. Das Engagement Hunderttausender Menschen in Deutschland trägt entscheidend dazu bei, dass UNICEF Mädchen und Jungen schnell mit dem Nötigsten versorgen und ihre Lage langfristig verbessern kann.

In Deutschland bleibt es eine Kernaufgabe von UNICEF, die Kinderrechte deutlich zu stärken und darauf zu drängen, sie in der Verfassung zu verankern. Der UN-Ausschuss für Kinderrechte hatte Deutschland dazu immer wieder aufgefordert; bereits die Vorgängerregierung hatte sich dazu verpflichtet. Der aktuelle Koalitionsvertrag sieht die Aufnahme der Kinderrechte ins Grundgesetz vor.

Die Schwerpunkte der internationalen Arbeit von UNICEF liegen aktuell auf den Krisen im Sudan, am Horn von Afrika oder in Ländern wie Afghanistan, Jemen und Syrien. Deren Überleben unter härtesten Bedingungen zu sichern erfordert innovative Lösungen sowie weltweite Partnerschaften.