• Rund 900.000 Rohingya-Flüchtlinge aus Myanmar leben noch immer in Bangladesch.
  • Die meisten von ihnen flohen im August 2017 in das Nachbarland, als die Verfolgung und Gewalt im Bundesstaat Rakhine gegen die Minderheit brutal eskalierte.
  • Der Großteil hat Zuflucht in den Flüchtlingslagern Kutupalong und Nayapara gefunden, mehr als die Hälfte sind Kinder.
  • Ihre Zukunft bleibt ungewiss, die humanitäre Lage in den Lagern ist teils katastrophal.

Mehr zu United Internet for UNICEF

Über vier Jahre ist es her, dass massenhaft Männer, Frauen und Kinder von Myanmar nach Bangladesch fliehen mussten. Die Fliehenden sind Rohingya, eine muslimische Volksgruppe, die in Myanmar lebt. Sie werden dort nicht als Staatsbürger akzeptiert, haben keine Rechte. Das führt dazu, dass sie teils keine Geburtsurkunden besitzen, keine Pässe, dass sie keine Arbeit finden, ihre Kinder nicht zur Schule gehen können.

Kutupalong wird zum größten Flüchtlingscamp der Welt

Immer wieder begehrten Rohingya dagegen auf, zum Beispiel im Jahr 2017. Damals verübte die Rebellengruppe Arakan Rohingya Salvation Army (ARSA) mehrere Anschläge. Ihr Ziel war es, einen eigenen Ro­hingya-Staat zu gründen – dort, wo heute das Verwaltungsgebiet Rakhaing liegt. Die Polizei und die Armee von Myanmar antworteten mit einer Welle von Gewalt: Sie zündeten Dörfer an, töteten Rebellen, Frauen und Kinder. Wer konnte, floh. Die Weltgemeinschaft urteilte klar: Das ist Völkermord.

Flüchtlingsströme trafen im Lager Kutupalong in Bang­ladesch ein, bald drängten sich dort fast eine Million Menschen. Aus der Luft betrachtet, wirken die Zelte und anderen Notunterkünfte im Lager wie ein gigantischer Flickenteppich, der sich über die bewaldete Region legt.

Humanitäre Hilfsorganisationen aus der ganzen Welt arbeiteten zusammen, um die hunderttausenden Rohingya in nur wenigen Monaten anzusiedeln. "Die Menschen kamen in Booten hier an. Sie erhielten jeweils ein kleines Stück Land, ein paar Zeltplanen und etwas Bambus. Die meisten der Geflüchteten waren traumatisiert und standen unmittelbar nach ihrer Ankuft vor der Aufgabe, sich im Flüchtlingslager niederzulassen und dort provisorisch einzurichten", berichtet Peta Barns, UNICEF-Nothilfe-Spezialistin.

Schaffen einer Infrastruktur große Herausforderung

Insbesondere die fehlende Infrastruktur wurde zu einem Problem. "Wir mussten so schnell wie möglich Bohrlöcher für Trinkwasser graben, denn es gab dort keines. Ebenso gab es keine Straßen und auch keine Latrinen. Das waren die alltäglichen Herausforderungen, vor denen wir standen", erzählt Barns von dieser Zeit.

Als sich die Flüchtlingslager rasant ausdehnten, kam ein neues, unerwartetes Hindernis hinzu: Denn eine der neu entstandenen Siedlungen lag nun unglücklicherweise auf einer bestehenden Wanderroute von Elefanten. Ende 2018 drang einer der Dickhäuter mitten in der Nacht in das Lager ein und zertrampelte mehrere der notdürftigen Bambus-Unterkünfte.

Vier Menschen kamen dabei ums Leben. Peta Barns hat daraufhin zusammen mit Lager-Bewohnern und anderen Helfern Elefanten-Einsatzteams organisiert und Wachtürme gebaut. Von den Wachtürmen aus können die Tiere schon aus der Ferne entdeckt und rechtzeitig umgeleitet werden, bevor sie das Flüchtlingslager erreichen.

Situation ist bis heute ungelöst

Mit einem Umsiedelungsprogramm möchte Bangladeschs Regierung einen Teil der Flüchtlinge auf eine vorgelagerte Insel bringen, um die überfüllten Camps zu entlasten. Menschenrechtsorganisationen hinterfragen die Freiwilligkeit der Umsiedlung. Die Insel liegt über 30 Kilometer vom Festland entfernt, gilt als unsicher und überschwemmungsgefährdet.

Die Corona-Pandemie hat auch vor den Rohingya-Flüchtlingscamps in Bangladesch nicht halt gemacht. In den provisorischen Hütten ist Abstand halten nahezu unmöglich. Die hygienischen Verhältnisse sind teils katastrophal, es gibt nicht immer ausreichende medizinische Versorgung.

Bei einem Großbrand im März 2021 wurden zudem mehrere Tausend Unterkünfte in einem der Lager zerstört, mehrere Menschen kamen ums Leben. Auch Anfang Januar brannte es wieder im Camp. In der Monsunzeit zwischen Juni und Oktober machen heftige Regenfälle und Stürme die Lage noch einmal schwieriger.

UNICEF-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter versuchen, den Kindern so gut es geht zu helfen. Sie schaffen Bereiche, in denen Kinder spielen, basteln, malen, zur Schule gehen können – und geben den Mädchen und Jungen dadurch Hoffnung. (sus/unicef)

JTI zertifiziert JTI zertifiziert

"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.