Nach dem schweren Busunglück in Italien, bei dem mindestens 38 Menschen starben, stellt sich die Frage: Wie sicher sind Reisen mit dem Bus eigentlich? In der Tat gibt es viele Möglichkeiten, das Risiko zu minimieren. Jeder Reisende kann in dieser Hinsicht auch selbst aktiv werden.

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2012 kamen in Deutschland 3.600 Menschen im Straßenverkehr ums Leben, 66 davon bei Unfällen mit Beteiligung eines Busses. Das ist den aktuellen Erhebungen des Statistischen Bundesamts zu entnehmen. Während sich die Gesamtzahl der Verkehrstoten im Vergleich zum Vorjahr deutlich verringert hat (4.009 in 2011), starben in beiden Jahren ähnlich viele Menschen bei Busunglücken (64 in 2011).

Wie sieht es bei anderen Verkehrsmitteln aus? 2011 starben 152 Menschen im Eisenbahnverkehr, neun davon waren Reisende (Daten von 2012 liegen noch nicht vor). Im Luftverkehr kamen über Deutschland 36 Personen im Jahr 2011 beziehungsweise 62 im Jahr 2012 ums Leben.

Die Daten zeigen: Gleich welches Verkehrsmittel, überall bleibt eine Restgefahr. Diese Gefahr ist ähnlich, unabhängig davon, ob man mit Bus, Bahn oder Flugzeug reist.

Sicherheitsgurte sind Pflicht

In puncto Sicherheit, gibt es für Reisebusse gesetzliche Vorgaben, aber nach wie vor auch einige Schwachstellen. So sind bereits seit 1999 Sicherheitsgurte für neue Busse vorgeschrieben. Ist ein Bus mit Gurten ausgestattet, müssen Reisende diese hierzulande anlegen. Mittlerweile fahre in Deutschland kaum ein Reisebus mehr ohne Gurte, sagt Sicherheitsexperte Hubert Paulus vom ADAC. Das große Risiko seien aber die Fahrgäste selbst. Obwohl es in Deutschland Pflicht ist, die Gurte - wenn vorhanden - anzulegen, halten sich viele Busreisende nicht daran.

Während man sich an Gurte im Flugzeug gewöhnt hat, nehmen viele Busreisende die Gurtpflicht nicht Ernst. Das ist grob fahrlässig, denn sie ist keine Schikane, sondern im Fall der Fälle oft lebensrettend. Wenn der Bus abrupt bremsen muss oder auf ein Hindernis aufprallt, können Kräfte auf die Passagiere einwirken, die ein Mehrfaches ihres Körpergewichts betragen. Der Hüftgurt kann verhindern, aus dem Sitzgeschleudert zu werden. Optimal wären Dreipunktgurte wie im Pkw, die sind aber leider in den wenigsten Bussen verbaut. Wer seine Sicherheit erhöhen will, sollte also dringend den Gurt während der gesamten Fahrt anbehalten und nicht durch die Gänge laufen.

Reisebusse sind in Deutschland hohen Sicherheitsauflagen unterworfen. So müssen sie jedes Jahr zur Hauptuntersuchung und alle drei Monate zu einem Sicherheitscheck, die ein Tüv-Sachverständiger durchführt.

Busfahrer sind der größte Risikofaktor

"Der größte Schwachpunkt ist aber der Fahrer", sagt Paulus. Aus diesem Grund gibt es genaue Vorschriften, wie lange ein Fahrer hinter dem Steuer sitzen darf. Das sind maximal neun Stunden. Nach 4,5 Stunden muss er mindestens 45 Minuten Pause machen. Wichtig sind darüber hinaus regelmäßige Fahrsicherheitstrainings.

Dennoch kommt es oft genug zu brenzligen Situationen, Menschen sind schließlich keine fehlerfreien Maschinen. Deshalb erhöhen Fahrerassistenzsysteme die Sicherheit von Busreisen enorm. Am wichtigsten seien Notbrems- und Spurhalteassistent, erklärt Paulus. So meldet sich beispielsweise der Notbremsassistent bei zu geringem Abstand zum Vordermann mit einem akustischen Warnsignal und bremst im Notfall das Fahrzeug sogar automatisch.

Bisher investieren leider nur wenige Busunternehmen freiwillig in diese sinnvollen Hilfssysteme. Gut, dass sie bald gezwungen werden, Geld dafür in die Hand zu nehmen. Denn ab November 2013 werden diese Systeme Pflicht für neu genehmigte Fahrzeugtypen, ab November 2015 müssen alle erstmals zugelassenen Busse sie verbaut haben.

So kann ich selbst meine Sicherheit erhöhen

Wer selbst etwas für seine Sicherheit tun möchte, hat einige Möglichkeiten. So sollte man vor Buchen der Reise beim Reiseunternehmen nach Alter und Ausstattung der Fahrzeuge fragen. Wer auf Nummer sicher gehen will, bucht erst gar keine Reise in einem Bus, der keine Sicherheitsgurte und Fahrerassistenzsysteme hat. Außerdem kann man erfragen, ob ein zweiter Busfahrer an Bord ist und ob es einen eigenen Reisebegleiter gibt, der zum Beispiel die Fragen der Reisenden beantwortet und Getränke verkauft. Muss ein Busfahrer all diese Aufgaben zusätzlich erledigen, geht das natürlich auf Kosten seiner Konzentration. Auch die Frage nach der Qualifikation der Busfahrer ist durchaus legitim. Nehmen die Fahrer etwa regelmäßig Schulungen und Sicherheitstrainings teil?

Während der Fahrt kann man darauf achten, dass der Fahrer nicht von Mitreisenden abgelenkt wird und dass er seine Ruhepausen einhält. Abschließend sei daran erinnert: Sicherheit kostet nun mal Geld. So rät auch Sicherheitsexperte Paulus, von Schnäppchenreisen mit alten Bussen ohne Gurte und Fahrerassistenzsysteme besser die Finger zu lassen.

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