Die Coronakrise hat dazu geführt, dass viele Arbeitnehmer ihren Arbeitsplatz nach Hause verlegen mussten. Wir werfen einen Blick auf das Thema: Was spricht für, was gegen Homeoffice?

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Laut einer Umfrage des Bayerischen Forschungsinstituts für Digitale Transformation (bidt) waren vor der Coronakrise rund 35 Prozent der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in Deutschland zumindest ab und zu im Homeoffice; jetzt sind es rund 43 Prozent.

Auch die Intensität der Homeoffice-Nutzung hat zugenommen. Arbeiteten vor der Pandemie 23 Prozent der Befragten zumindest einmal pro Woche zu Hause, nutzten während der Krise 39 Prozent mehrmals pro Woche Heimarbeit. Rund 26 Prozent bleiben derzeit sogar komplett ihrem regulären Arbeitsplatz fern.

Arbeitnehmer, die es bereits gewohnt waren, in den eigenen vier Wänden zu arbeiten, sind zufriedener mit der neuen Situation: 83 Prozent gaben in der Studie an, eher oder sehr zufrieden zu sein. Wohingegen dieser Anteil bei den Homeoffice-Neulingen lediglich 75 Prozent beträgt.

Gründe hierfür sind: Vielen Neulingen dürfte beispielsweise noch die notwendige Erfahrung im Umgang mit den technischen Möglichkeiten im Homeoffice gefehlt haben. Andere wollen schlichtweg nicht zu Hause arbeiten.

Weniger Stress und bessere Work-Life-Balance

Eine DAK-Sonderanalyse untersuchte Gesundheitsaspekte und Work-Life-Balance in der Coronakrise. Das Ergebnis: Mitarbeiter erlangen durch das Arbeiten zu Hause eine bessere Work-Life-Balance, weil ihnen das Pendeln zwischen Wohn- und Arbeitsort erspart bleibt. Überdies können sie zu Hause ungestört und konzentriert arbeiten, was sich wiederum positiv auf ihre Produktivität auswirkt. Für viele Erwerbstätige lassen sich durch das Homeoffice außerdem Beruf und Familie besser miteinander vereinbaren.

Auch die psychische Gesundheit scheint von der Heimarbeit zu profitieren. Der Anteil der täglich gestressten Arbeitnehmer ging der Untersuchung zufolge um 29 Prozent zurück.

Waren im Dezember 2019 noch mehr als ein Fünftel der Befragten meistens oder die ganze Zeit gestresst, so ging es im April lediglich 15 Prozent der Teilnehmenden so. "Von zu Hause aus zu arbeiten, senkt nicht nur die Ansteckungsgefahr vor Virusinfektionen, sondern zahlt sich auch für das seelische Gleichgewicht aus", sagt Andreas Storm, Vorstandschef der DAK-Gesundheit.

Homeoffice begünstigt traditionelle Rollenverteilung

Einer Untersuchung des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts der Böckler-Stiftung zufolge sorgt das Homeoffice jedoch nicht zwangsläufig für mehr Freizeit und weniger Stress, sondern birgt außerdem die Gefahr einer Vermischung von Arbeit und Privatleben. Das gilt insbesondere für Eltern.

Demnach machen Väter bis zu vier Überstunden pro Woche mehr im Job, wenn sie zu Hause arbeiten, während sich die daheimgebliebenen Mütter häufig länger um die Kinder kümmern. Sie bringen laut der Untersuchung drei Stunden pro Woche mehr für die Kinderbetreuung auf als Mütter, die im Unternehmen arbeiten. Gleichzeitig fällt bei ihnen eine zusätzliche Überstunde in der Woche an.

In puncto Arbeitsplatzsicherheit müssen auch im heimischen Büro mögliche Gefährdungen und Belastungen am Arbeitsplatz in einer Gefährdungsbeurteilung ermittelt werden. Denn hier gelten laut dem TÜV Rheinland die gleichen sicherheitstechnischen und ergonomischen Standards wie im herkömmlichen Office. Um die Gefährdungsbeurteilung zu erstellen, benötigt entweder der Arbeitgeber, eine Fachkraft für Arbeitssicherheit oder der Betriebsarzt ein Zutrittsrecht zur Wohnung des Arbeitnehmers.

"Arbeitsmittel wie Drucker oder Aktenvernichter müssten in geeigneten Intervallen geprüft und gewartet werden", so Werner Lüth, Fachgebietsleiter für Arbeitssicherheit bei TÜV Rheinland. Hieraus ergibt sich allerdings eine praktische Schwierigkeit: Der Arbeitgeber hat kein Zugangsrecht zu den privaten Räumlichkeiten des Arbeitnehmers.

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Achtung, Grauzonen beim Versicherungsschutz

Ein weiteres Thema, das gesetzlich geregelt werden muss: der Versicherungsschutz. Heimarbeiter genießen dem TÜV Rheinland zufolge grundsätzlich den vollen Schutz der gesetzlichen Unfallversicherung bei der Ausführung ihrer beruflichen Tätigkeit. Allerdings sollte man wissen, dass es hier auch Grauzonen gibt.

Wer sich beispielsweise im Homeoffice auf dem Weg vom Schreibtisch in die Küche verletzt, weil er sich etwas zum Essen holen will, kann nicht mit einer Anerkennung als Arbeitsunfall rechnen. Das hat mit Urteil vom 5. Juli 2016 das Bundessozialgericht (BSG) entschieden. Es ist daher ratsam, eine private Unfallversicherung für den Fall der Fälle abzuschließen.

Lässt sich das Arbeitszimmer steuerlich absetzen?

Zu guter Letzt werfen wir noch einen Blick auf das Thema Steuern. Mitarbeiter, die keinen eigenen Arbeitsplatz bei ihrem Arbeitgeber haben, können die Kosten des heimischen Arbeitszimmers von der Steuer absetzen – allerdings nur bis zu einem Höchstbetrag von 1.250 Euro pro Jahr. Voraussetzung ist, dass der Raum über eine Büroausstattung verfügt und ausschließlich für berufliche Zwecke genutzt wird.

Definition: Home-Office vs. mobiles Arbeiten

Übrigens ist Home-Office nicht gleich mobiles Arbeiten. Denn während Ersteres bedeutet, dass man seine Arbeit an einem fest eingerichteten Arbeitsplatz, idealerweise in den eigenen vier Wänden, ausübt, heißt Letzteres, dass Arbeitnehmer an wechselnden Orten arbeiten können, beispielsweise im Zug oder im Hotel, aber auch auf dem heimischen Sofa.

Verwendete Quellen:

  • Bidt.digital: Digitalisierung durch Corona?
  • Dak.de: Digitalisierung und Homeoffice entlasten Arbeitnehmer in der Coronakrise
  • Boeckler.de: Weniger Arbeit, mehr Freizeit?
  • Tagesschau.de: Heil will Recht auf 24 Tage Homeoffice
  • Presseportal.de: Homeoffice: Gleiche Richtlinien für Arbeitssicherheit wie im Büro
  • Arbeitschutz-portal.de: Rutschunfall im Homeoffice ist kein Arbeitsunfall
  • Vlh.de: Arbeitszimmer: Kosten für das Homeoffice absetzen
  • Haufe.de: Arbeitszeit, Arbeitsschutz, Datenschutz: Was Mobilarbeit von Homeoffice unterscheidet
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