Wie es in dieser Wiener Wohnung im Ortsteil Favoriten gerochen haben muss, bleibt nur der Vorstellungskraft überlassen. 47 Katzen, viele davon an Durchfall erkrankt, lebten hier auf nur 50 Quadratmetern zusammen mit ihrem Besitzer. Zu seinem Glück hatte der gehörlose, alleinstehende Rentner seit seiner Geburt keinen Geruchs- und Geschmackssinn.
Zwar habe er versucht, die Tiere gut zu versorgen. Doch trotz seiner Bemühungen habe es den Tieren an Hygiene und tierärztlicher Versorgung gefehlt, so die Tierretter von "Gut Aiderbichl". Der Rentner sei mit den vielen Katzen völlig überfordert gewesen. Er selbst stellte sich hinten an und richtete sein Leben nach den Tieren aus. So schlief er im Sommer auf dem Balkon. Für den Winter baute er sich eine provisorische Schlafstelle auf seiner Badewanne, damit die Tiere in seiner Einzimmerwohnung mehr Raum hatten. Trotzdem hatten die Katzen weder Freilauf noch genug Platz.
Krankhafte Tierliebe: "Animal Hoarding"
Alles fing mit lediglich vier Miezen an, dann lief die Sache aus dem Ruder. Sie waren weder kastriert noch sterilisiert und so vermehrten sie sich in Windeseile. Ein Katzenpaar bekommt im Jahr zwei bis vier Mal Nachwuchs. Pro Wurf werden meist im Durchschnitt etwa vier Kätzchen geboren. Der Katzenhalter leide selbst unter einer psychischen Krankheit und sei Animal Hoarder, er "horte" also Tiere, berichten die Tierschützer. Auf den Fall sei das mobile Einsatzteam des Volkshilfe-Projektes "A G‘ spia für‘s Tier" aufmerksam geworden. Das Team bat "Gut Aiderbichl" um Hilfe.
Dann die Erlösung: Ein katzenerfahrenes Tierretter-Team von "Gut Aiderbichl" schritt ein. "Gut Aiderbichl" betreibt mehrere Gnadenhöfe in Bayern und Österreich. Sie lockten die extrem scheuen und traumatisierten Katzen mit viel Geduld und Einfühlungsvermögen aus ihren Verstecken in der Wohnung. Anschließend wurde die Tiere sterilisiert und kastriert. Dabei bekamen die Tierretter Unterstützung von der "Volkshilfe Österreich", einer gemeinnützigen und überkonfessionellen Wohlfahrtsorganisation.
Erleichterung: Katzen werden versorgt
Dem Rentner hätten die Tiere zwar viel bedeutet, er sie aber erleichtert gewesen. Dass es den Tieren in seiner Obhut nicht gut ging und er sie allein nicht richtig versorgen konnte, sei ihm wegen seiner Erkrankung nicht bewusst gewesen. Einige der Tiere seien sehr mager gewesen. Manche von ihnen litten an offenen Wunden und waren mit Giardien infiziert. Diese Dünndarm-Parasiten verursachen starken Durchfall.
Noch sei nicht abzuschätzen, ob die Katzen noch an weiteren Krankheiten leiden. Denn die Untersuchung und Erstversorgung vor Ort habe sich sehr schwierig gestaltet. Die Tierretter brachten die Katzen nach "Gut Aiderbichl Maria Schmolln". Dort sollen sie genauer untersucht, gepflegt und geimpft werden. © Deine Tierwelt
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