Schlaf ist die beste Medizin – dieses Sprichwort kennt jeder. Und tatsächlich ist Schlaf lebenswichtig. Doch wie sieht es bei unseren Partnern auf vier Hufen aus? Haben Pferde eine Tiefschlafphase? Träumen sie? Pferde.de präsentiert sieben aufgeweckte Fakten zum Pferdeschlaf…

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Wir können zwar auch mal ohne Schlaf überleben – grundsätzlich gilt aber: Schlaf ist für uns Menschen lebenswichtig. Denn in dieser Zeit entspannt sich der Körper nicht nur: Immunsystem und Stoffwechsel "tanken" neue Kraft. Dazu verarbeitet unser Gehirn im Schlaf die Eindrücke des Tages. Kurz: Wer nachts gut schläft, ist tagsüber fit und leistungsfähig.

Und unsere Partner auf vier Hufen? Auch sie brauchen genügend Pferdeschlaf. Hier die wichtigsten Fakten:

1. Pferdeschlaf – vier Phasen für die Erholung

Schlaf ist nicht gleich Schlaf: Wenn wir schlummern, dann durchlaufen wir vier wesentliche Schlafphasen. Und das gibt es auch bei Pferden. Auch sie haben:

  • Einschlafphase
  • leichter Schlaf
  • Tiefschlafphase
  • Traum- oder REM-Schlaf

In der Phase des Einschlafens ist der Schlaf sehr leicht und die Muskulatur zeigt noch ein gewisses Maß an Anspannung. Beim Übergang in den leichten Schlaf entspannt das Pferd dann seine Muskeln. Dazu sinken Herz- und Atemfrequenz bereits. In der Tiefschlafphase ist die Muskulatur noch weiter entspannt und die Augen sind ganz ruhig. Herzschlag und Atmung verlangsamen sich weiter und der Blutdruck fällt.

In der REM-Phase bewegen sich die Augen unter den Lidern schnell hin und her, was auch von außen gut erkennbar ist. Daher übrigens auch der Name: REM steht für Rapid Eye Movement, also schnelle Augenbewegung. Das Pferdegehirn ist in dieser Phase sehr aktiv. Und auch wenn die Muskeln entspannt sind, kann es zu unwillkürlichen Zuckungen kommen.

2. Schlafen? Das geht auch im Stehen!

Pferde sind wahre Schlafkünstler – sie können nämlich auch im Stehen richtig tief schlafen. Und dabei entspannen auch die Muskeln. Wie das geht ohne umzufallen? Dafür sorgt die sogenannte Spannsägenkonstruktion der Hinterhand. Das heißt: Das Pferd kann seine Kniescheibe über den Oberschenkelknochen schieben und dort "aufhängen". Dadurch blockiert das Kniegelenk und das Pferd kann ohne Muskelanspannung stehen. Gleichzeitig fixieren und stabilisieren die Sehnen das Sprunggelenk. Bei dem Standschlaf wird immer ein Hinterbein entlastet. Etwa alle zehn Minuten wechselt das Pferd das Standbein.

Übrigens: Der REM-Schlaf ist im Stehen nicht möglich.

Pferde können im Liegen und im Stehen schlafen.
Pferde können im Liegen und im Stehen schlafen. © Foto: unsplash.com/Fabien Maurin (Symbolfoto)

3. Pferde mögen Mitternachtsschlaf

Zwar schlafen Pferde auch am Tag – aber die meiste Schlafzeit verbringen sie in der Nacht. Und schlafen dabei im Prinzip in Etappen. Warum? Weil sie so stets fluchtbereit sein können. Zwischen fünf und 20 Minuten dauert eine Schlafperiode. Aber: Die Tiefschlafphasen dauern dabei nur ein bis zwei Minuten.

Pro Nacht hat der Pferdeschlaf im Schnitt drei bis vier Schlafperioden. Dabei gibt es, wie bei uns Menschen, unterschiedliche Schlaftypen. Die Unruhigen schlafen in mehreren kurzen Phasen hintereinander. Die Langschläfer können durchaus 20 Minuten am Stück durchschlafen. Und: Am liebsten legen sich Pferde ab Mitternacht bis in die frühen Morgenstunden zum Schlafen hin.

Übrigens: Fohlen brauchen mehr Schlaf als erwachsene Pferde. Rund zehn Stunden täglich verbringen sie mit Schlafen – natürlich immer im Schutze der Mutter. Dieses große Schlafbedürfnis nimmt aber schon im Alter von drei Monaten ab.

4. Auch Pferde träumen im Schlaf

Schlafforschungen haben gezeigt: Auch Pferde haben die sogenannte REM-Phase. Dafür liegen sie in der eingerollten Bauchlage mit eingeschlagenen Beinen und aufgestütztem Kopf oder auf der Seite. Während der REM-Phasen ist das Gehirn sehr aktiv. Die von Schlafforschern gemessenen Hirnströme gleichen denen des Menschen – das spricht dafür, dass auch Pferde träumen. Und: Schlafforscher beobachteten bei Pferden auch Laufbewegungen im Schlaf, die Menschen in der der Traumphase machen.

Der REM-Schlaf ist für Pferde extrem wichtig. Zum einen verarbeiten sie, wie wir Menschen, in dieser Phase die Erlebnisse des Tages. Dazu laufen nervliche Regenerationsprozesse ab, die essenziell für das Pferd und seine Gesundheit sind.

5. Pferde haben eine Lieblingsposition

Auf dem Rücken, der Seite oder dem Bauch – wir Menschen haben viele Schlafpositionen. Und wir haben eine mit Abstand beliebteste Schlafposition: Auf der Seite, den Kopf auf dem Kissen, die Hände entspannt unter dem Kopf oder an der Seite. Deutlich mehr als die Hälfte aller Menschen schläft so am liebsten.

Und auch unsere Partner auf vier Hufen haben beim Schlafen im Liegen die Wahl. Sie können sich flach auf der Seite auf den Boden legen und die Beine dabei ausstrecken. Diese Variante wählen Pferde nur, wenn sie sich wirklich sicher fühlen. Denn: Für das Aufstehen brauchen Pferde dann mehr Zeit als bei den anderen Schlafstellungen.

Die andere Möglichkeit ist die Bauchlage mit angezogenen Beinen. Dabei gibt es zwei Variationen: Das Pferd trägt den Kopf oder es stützt den Kopf auf dem Boden auf. Experten sagen: Diese letzte Position, also die Brustlage mit aufgestütztem Kopf, ist die beliebteste Schlafposition unter Pferden.

Pferde haben eine Lieblingsschlafposition.
Pferde haben eine Lieblingsschlafposition. © Foto: unsplash.com/Annie Spratt (Symbolfoto)

6. Pferdeschlaf ist ansteckend

Bei uns Menschen ist gähnen ansteckend, bei Pferden der Schlaf. Genauer: Leben Pferde in einer Gruppe und eins legt sich hin, dauert es oft nicht lange und auch andere Herdenmitglieder legen sich hin. Das aber alle gleichzeitig liegen – das ist eine große Ausnahme. Denn als Fluchttiere brauchen Pferde "Aufpasser". Und so übernehmen meist ein bis zwei tierische Kumpel die Wache.

Dabei bekommen über den Tag verteilt fast alle Pferde gleich viel Schlaf. Nur die Rangniederen müssen oft mit weniger Liegezeit auskommen, weil sie von den Schlafplätzen verdrängt werden.

7. Auch bei Pferden gibt es Schlafmangel

Tatsächlich können auch Pferde an Schlafmangel leiden. Und der kann gesundheitliche Folgen haben. Erste Anzeichen für zu wenig Schlaf: Pferde reagieren dann gereizt, gestresst oder apathisch. Auch plötzliches Scheuen kann ein Zeichen für Schlafmangel sein. Müde Pferde legen ihren Kopf häufiger ab, zum Beispiel auf den Stalltüren oder Futterkrippen.

Weitere mögliche Folgen: Magengeschwüre, Kolikneigung und massiver Leistungsabfall. Pferde, die sich zwei oder drei Tage überhaupt nicht hingelegt haben, brechen dann plötzlich zusammen.

Ursachen für Schlafmangel sind zum Beispiel:

  • eine zu kleine Liegefläche in der Box oder im Offenstall
  • falsche Einstreu, zum Beispiel zu wenig oder zu feucht
  • Stress, etwa durch Lärm im Stall oder eine ungünstige Rangordnung bei Gruppenhaltung
  • unruhige Nächte
  • zu häufige und lange Reisen

Dazu gibt es auch bei Pferden Narkolepsie, also die Schlafkrankheit. Aber: Sie tritt nur äußerst selten auf. Narkolepsie ist eine angeborene Erkrankung, genauer ein Enzymdefekt, der den Wach-Schlaf-Rhythmus aus dem Gleichgewicht bringt. Die Krankheit tritt bereits im Fohlenalter auf. Betroffene Fohlen schlafen im Gehen, beim Trinken oder Spielen plötzlich ein und können kaum geweckt werden.

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Bei erwachsenen Pferden sprechen Experten von Pseudo-Narkolepsie. Es ist meist eine Schlafstörung, die sogenannte "sleep deprivation". Betroffene Pferde bekommen entweder nicht genügend Schlaf oder sie durchlaufen die einzelnen Schlafphasen nicht richtig. Die Folge: Sie sind am Rande der Erschöpfung. Dadurch schlafen die betroffenen Pferde plötzlich ein, verlieren an Muskelspannung und kollabieren.   © Pferde.de

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