Urlaub? Nur mit Pferd, das stand für Shane Adams fest. Und so fuhr er vor acht Jahren mit seiner Frau, seinen beiden kleinen Kindern und Hengst Mongo im Winter nach Utah. Die Familie zeltete in der Westwüste, genoss die Natur. Bis Shane Adams an einem kalten Märzmorgen von donnernden Hufen geweckt wurde. Nur in Unterhosen bekleidet stürzte er aus seinem Zelt und sah eine Herde Wildpferde vorbeiziehen — und mittendrin sein Hengst Mongo.

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"Ich rannte ihm hinterher, dann nahm ich den Wagen, um ihn zu finden. Aber es lag viel Schnee und ich kam nicht weit", erzählt Shane Adams der "Washington Post". Mongo war verschwunden — mit einer der etwa 22 Herden, die in Utah leben. Insgesamt durchstreifen dort rund 71.000 wilde Mustangs fast 2,4 Millionen Hektar Land, so das Bureau of Land Management.

Drei Jahre suchte er jedes Wochenende nach Mongo

Für Shane Adams war das Verschwinden von Mongo unfassbar: "Er war so ein sanfter Hengst, liebte die Familie — und sogar Süßigkeiten." Niemand machte dem Mann aus Fielding Hoffnung, doch der 40-Jährige gab nicht auf. "Ich bin drei Jahre lang jedes Wochenende zurückgekehrt, um zu sehen, ob er da ist. Ich meldete ihn als vermisst, bat jede Person, die ich finden konnte, nach ihm zu sehen. Aber ich habe Mongo nie wieder gesehen." Bis jetzt, acht Jahre später, ein Anruf kam.

Kurz zuvor hatte das Bureau of Land Management entschieden: Durch die große Dürre in Utah werden die Wildpferde nicht genug Wasser und Futter finden. Damit alle überleben können, sollten einige gefangen werden. Und so wurden etwa 700 wilde Mustangs im Cedar Mountain Herdenmanagement-Gebiet zusammengetrieben. Und bei einer Herde in Tooele County fiel den Mitarbeitern ein Hengst sofort auf. Im Gegensatz zu den anderen Pferden zeigte er sich den Menschen gegenüber aufgeschlossen und reagierte sogar auf Kommandos. Und: Er hatte ein Brandzeichen.

Mongo war so sanft wie früher

Durch diesen Hinweis und sein Aussehen wussten die Mitarbeiter schnell: Das muss Mongo sein. Sie riefen Shane Adams an. "Ich hatte mit diesem Anruf nicht mehr gerechnet", gibt Adams zu. Kurz darauf stand Mongo wieder vor ihm. "Es war unglaublich. Mongo war so sanft und ruhig wie früher — als hätte er uns nie verlassen. Ich war überglücklich. Es war wie ein Traum, der wahr wurde."

Mongo, mittlerweile 18 Jahre alt, sah erschreckend aus. "Es gibt nicht viel Essen da draußen in dieser Dürre und die Pferde sehen aus wie der Tod", so Adams. Dazu zeigen Studien, dass Wildpferde oft unter Stress stehen. Doch abgesehen von dem Untergewicht geht es Mongo gut. Und seine Rückkehr wird von der ganzen Familie gefeiert. Denn in der Zeit, die sie getrennt verbracht hatten, war Mongo zu einer Art Legende im Adams-Haushalt geworden. Bilder der schokoladenfarbenen Perser- und Quarter-Horse-Mischung stehen im ganzen Haus. Und Adams Sohn — der erst zwei Jahre alt war, als der Hengst verschwand — hatte sogar Lieder über Mongos Flucht erfunden.

Nach einem Unfall zurück im Sattel

Doch auch wenn Mongo in ihren Gedanken immer bei ihnen war: Das Leben der Familie hatte sich in den vergangenen Jahren dramatisch geändert. Shane Adams hatte 2021 einen schweren Autounfall, erlitt dabei eine Hirnverletzung. Er musste das Gehen wieder lernen und seine Ärzte sagten ihm, die Chancen, dass er jemals wieder zur Arbeit oder in den Sattel zurückkehren würde, seien ziemlich gering. "Sie sagten, es würde wahrscheinlich fünf Jahre dauern bis ich daran denken könnte, auf ein Pferd zu steigen", so Adams. Doch kaum war Mongo wieder da, wollte er es wissen. Und er schaffte es zurück in den Sattel.

Jetzt genießt er es, seine beiden Kinder, einen 11-jährigen Sohn und eine 8-jährige Tochter, auf Ausritte mitzunehmen. Die beiden sitzen dann auf den Ponys der Familie, Captain, Pretty Boy und Sleepy Old John. Für Shane Adams sind das die schönsten Momente. "Jetzt bin ich fest davon überzeugt, dass man immer darauf vertrauen muss, dass die Dinge besser werden. Alles kann passieren, aber man muss den Kopf oben halten. Ich meine, vor einem Monat hätte ich mir nie vorstellen können, dass Mongo zurückkommen würde."

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Dass sein Hengst verschwunden war, kann er verstehen. "Ich verstehe, warum Mongo weggelaufen ist. Pferde sind Herdentiere und werden einander folgen. Aber ich bin froh, dass wir uns jetzt um ihn kümmern und sicherstellen können, dass er genug zu fressen hat." Und er ist nicht der Einzige, der begeistert ist. Seine Tochter, die ein drei Monate altes Baby war, als das Pferd verschwand, überschüttet Mongo bereits mit Küssen. Der Hengst genießt diese zarten Streicheleinheiten, die ihm zeigen: "Ich bin zuhause."  © Pferde.de

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