Im spanischen Sevilla ist ein Kutschpferd zusammengebrochen und gestorben. Jetzt fordert der Deutsche Tierschutzbund auch in Deutschland mehr Schutz für die Tiere.

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Es waren schreckliche Szenen, die sich in Sevilla abspielten: Während des Volksfestes "Feria de Abril" zogen zwei Pferde bei Temperaturen von bis zu 36 Grad eine Kutsche durch die Innenstadt. Plötzlich brach ein Pferd zusammen. Der Kutscher und Passanten versuchten, den Schimmel noch mit Wasser zu kühlen – ohne Erfolg.

Gegen den Kutscher ermittelt jetzt die Polizei. Denn die Obduktion ergab: Das verstorbene Kutschpferd litt an akuter Piroplasmose, so berichten spanische Medien. Das ist eine durch Zeckenbisse verursachte Infektion, die zu Fieberschüben führt. Jetzt soll geklärt werden: Hat der Besitzer das Tier eingesetzt, obwohl er wusste, dass es krank war und obwohl die Temperaturen vor Ort für eine Kutschfahrt ohnehin zu hoch waren?

Der Vorfall alarmiert auch den Deutschen Tierschutzbund: "Kutschfahrten für Touristen, die in vielen Orten angeboten werden, gehen oft zulasten der Pferde. Neben langen Einsatzzeiten mit zu kurzen Pausen und einer ungenügenden Bereitstellung von Wasser und Futter, kann auch das Klima den Tieren zu schaffen machen", so Andrea Mihali, Fachexpertin für Pferde beim Deutschen Tierschutzbund. "Bergige oder steinige Wege erschweren das Ziehen der Kutsche zusätzlich. Die Pferde sind durch Großstadtlärm und Abgase gestresst", Mihali weiter. Die Pferde müssen sich massiv anstrengen, um große Wagen mit vielen Personen zu ziehen. Auch kommt es zu überfüllten Kutschen. Teilweise passt den Tieren auch das nötige Zuggeschirr nicht richtig und verursacht Druck- oder Scheuerstellen.

Tierschützer fordern Verbot gewerblicher Kutschfahrten

Innerhalb von Städten, die beispielsweise durch enge Gassen unfallträchtig sind, oder in Städten mit Straßenverkehr, wo Pferde den Autoabgasen ausgesetzt sind, fordert der Deutsche Tierschutzbund ein konsequentes Verbot gewerblicher Kutschfahrten. Die Tiere müssen den ganzen Tag über harten Asphalt oder Pflaster laufen und dies oft in unnatürlich hohem Tempo. Im Sommer kann gerade in den Städten die Hitze zur zusätzlichen Belastung werden. Das Laufen im Straßenverkehr bedeutet Stress und birgt ein erhöhtes Unfallrisiko, da Pferde Fluchttiere sind und in Gefahrensituationen entsprechend agieren: Sie können sich erschrecken und dadurch für sich selbst und andere zur Gefahr werden.

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Der Deutsche Tierschutzbund empfiehlt Touristen, während ihres Urlaubs auf Kutschfahrten oder Reitausflüge zu verzichten. Nur so können sie dazu beitragen, dem Leid der Tiere dauerhaft ein Ende zu setzen. Mancherorts, etwa in Palma de Mallorca, hat die Politik bereits reagiert und ein Verbot von Pferdekutschen beschlossen. In der Hauptstadt der Baleareninsel sind ab 2024 nur noch elektrisch betriebene Kutschen zugelassen.  © Pferde.de

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