Wenn ein geliebtes Haustier stirbt, ist der Verlust für viele Tierbesitzer groß – genau wie die Trauer. Für Sonja Hesselmann ist diese Ausnahmesituation "Alltag", sie ist nämlich seit elf Jahren Tierbestatterin bei "Rosengarten Tierbestattung". Wir haben ihr die Fragen gestellt, die sich sonst niemand traut zu fragen – und sie hat geantwortet.

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Sonja Hesselmann steht im parkähnlichen Garten hinter dem Firmensitz von "Rosengarten-Tierbestattung" im niedersächsischen Badbergen. Gepflegte Wege, viel Grün – und natürlich Rosen. Es ist friedlich. Hesselmann arbeitet seit elf Jahren als Tierbestatterin für das Familienunternehmen. Als Filialleiterin ist sie vor allem in Nordrhein-Westfalen im Einsatz.

Hesselmann trägt eine helle Bluse und eine blaue Handtasche. Sie sei ein bisschen aufgeregt und gespannt auf die Fragen, sagt sie. Wenn sie redet, klingt sie ruhig und überlegt. Man merkt: mit Menschen sprechen, das liegt ihr. Welche Fragen wir der Tierbestatterin gestellt haben – und was sie geantwortet hat, das liest Du hier.

Hast Du schonmal bei der Arbeit geweint, weil es so emotional war?

"Ja, tatsächlich öfter. Es sind kleine Situationen, die einen einholen, die einen an selbst Erlebtes zurückerinnern. Das berührt mich dann doch."

Warum wolltest Du mit toten Tieren arbeiten?

"Ich habe mir nie vorgenommen, mit toten Tieren zu arbeiten. Damals habe ich im Tierheim den Aushang gesehen, dass ein Mitarbeiter für ein Krematorium gesucht wird und habe ihn mir mitgenommen. Ich wusste gar nicht, dass es sowas bei uns gibt – dass es sowas überhaupt gibt – und habe das erst mal ein paar Tage mit mir rumgetragen."

Findest Du Deine Arbeit manchmal eklig?

"Nein, nicht ein einziges Mal."

Wie viel Asche bleibt von einem Hund eigentlich übrig?

"Das ist unterschiedlich. Es kommt darauf an, wie groß ein Hund ist. Bei einem kleinen Hund zwischen drei und fünf Kilo sprechen wir von einem Aschevolumen von 0,3 Liter. Wenn es um ein Tier geht, das zehn Kilogramm wiegt, sind es schon 0,5 bis 0,8 Liter Volumen – und so steigert sich das je nach Größe des Tieres."

Tierbestatterin: Das größte Tier, das ich bestattet habe, wog 124 Kilo

Was sagen andere, wenn Du von Deinem Job erzählst?

"Die Meisten sind sehr überrascht darüber, dass es sowas überhaupt gibt – haben sich da auch nie Gedanken drum gemacht. Wenn es Leute sind, die keine Haustiere haben, haben sie sowieso keinen Bezug dazu. Und dann geht natürlich die Fragerei los. Manchmal auch ein bisschen provokativ – das versuche ich dann sehr diplomatisch zu umschiffen."

Was war das außergewöhnlichste Tier, das Du jemals bestattet hast?

"Ich hatte tatsächlich ein mal ein Krokodil. Das war dann auch seine 1,80 Meter lang. Da habe ich fasziniert davor gestanden."

Und was war das größte Tier?

"Das größte Tier, das ich je bestattet habe, ist tatsächlich auch mit einer sehr faszinierenden Geschichte verbunden. Wir haben Heiligabend einen Anruf aus einer Tierarztpraxis bekommen und sollten einen Hund abholen, der 124 Kilogramm wiegt. Er ist an dem Tag verstorben und dann haben wir ihn abgeholt und er hatte noch 96 Kilo. Aber die Geschichte dahinter fand ich sehr spannend: Die Leute haben ihn damals in der Türkei gefunden und ihn als Baby mit nach Hause genommen. Der hat einfach nicht aufgehört zu wachsen und dann hatten sie einen 124 Kilogramm schweren Hund zu Hause."

Sonja Hesselmann hat sich den Fragen gestellt.
Sonja Hesselmann hat sich den Fragen gestellt. © Foto: Janina Cordes

Trauernden begegnet man am besten mit viel Fingerspitzengefühl

Warum ist der Job des Tierbestatters so wichtig?

"Es ist sehr wichtig, weil viele Leute mit verstorbenen Tieren einfach nicht so das Verständnis im eigenen Umfeld erfahren dürfen. Unglücklicherweise haben nicht viele Menschen Verständnis für das, was wir tun: dass man für ein verstorbenes Tier noch so viel möglich machen möchte. Und dieses Verständnis, das bekommen die trauernden Menschen auf jeden Fall bei uns. Wir sind dann da, haben die Ruhe und die Zeit. Wir hören uns Geschichten über die verstorbenen Tiere an. Oft sind es recht skurrile Geschichten, wie Halter und Tier zusammen gefunden haben zum Beispiel – und das müssen sie in dem Zusammenhang einfach mal loswerden."

Wie begegnet man einem trauernden Menschen am besten?

"Das hat mit viel Fingerspitzengefühl zu tun. Man trifft aufeinander und muss in dem Moment schalten: Wie reagiert mein Gegenüber? Das ist immer unterschiedlich. Manche sind sehr verschlossen, andere haben großen Redebedarf, wieder andere sind wütend. Wut und Trauer liegen oft nah beieinander. Da muss man sich von jetzt auf gleich darauf einstellen können."

Wie gehst Du selbst damit um, dass Du ständig mit trauernden Menschen Kontakt hast?

"Ganz normal. Ich kann das gar nicht beschreiben. Manches berührt mich, aber es ist niemals eine Art Abstumpfung da gewesen – auf gar keinen Fall. Jede Geschichte ist wichtig, jede Geschichte ist interessant. Und über einiges denkt man immer wieder nach, aber irgendwann kann ich mein eigenes Leben weiterführen und es belastet mich überhaupt nicht."

Macht es bei der Trauer wirklich keinen Unterschied, ob ein menschliches Familienmitglied gestorben ist oder ein tierisches?

"Ich würde mir nicht anmaßen, das in irgendeiner Form zu beurteilen. Ich persönlich finde, dass es ganz egal ist, wer oder was gestorben ist – wenn ich ein tolles Verhältnis dazu hatte, dann macht das unglaublich traurig. Viele Menschen haben auch nur die Tiere, die sind dann alleine. Und wenn ein Tier verstirbt, sind diese Menschen dann furchtbar traurig, genauso traurig, wie wenn ein Partner oder die Mutter verstorben ist."

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Übrigens: Ein Video-Interview mit Sonja Hesselmann findest Du im DeineTierwelt-Magazin und auf dem YouTube-Kanal von DeineTierwelt.

Dieser Text ist im Rahmen der Kooperation zwischen DeineTierwelt und Rosengarten-Tierbestattung entstanden.  © Deine Tierwelt

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