Der Grund für die Verunreinigung unzähliger Packungen von Frischmilch ist gefunden. Der Produzent musste sein Produkt zurückrufen. Dessen Entsorgung stellt die Kunden vor ein Problem.

Mehr Verbraucherthemen finden Sie hier

Der Milchproduzent Deutsches Milchkontor (DMK) hat nach eigenen Angaben die Ursache für eine Verunreinigung von fettarmer Frischmilch mit Bakterien der Gattung Aeromonas hydrophila/caviae gefunden und abgestellt.

Milch-Rückruf: Eine undichte Dichtung in der Produktion

Die Erreger, die Durchfall auslösen können, seien über eine undichte Dichtung in die Produktion des Werks Everswinkel im Münsterland in Nordrhein-Westfalen gelangt. Das sagte ein DMK-Sprecher am Freitag in Bremen.

Das DMK mit Sitz in Bremen und die Hamburger Firma Fude & Serrahn Milchprodukte GmbH haben am Freitag Literpackungen mit Frischer Fettarmer Milch (1,5 Prozent) aus der Molkerei Everswinkel und mit bestimmten Mindesthaltbarkeitsdaten im Oktober 2019 zurückgerufen.

Nach Entdeckung des Defekts seien Proben der Produktion an ein externes Labor geschickt worden, sagte der Sprecher. "In einer dieser Proben wurde eine Rekontamination mit einem krankheitserregendem Wasserkeim nachgewiesen."

Es liegt eine Rekontamination vor

Die Laborergebnisse seien am Donnerstag nahezu zeitgleich mit einer ersten Kundenreklamation eingegangen. Darauf sei der Rückruf ergangen.

Unter Rekontamination versteht man eine Verunreinigung eines bereits durcherhitzten Lebensmittels.

Das entdeckte Aeromonas-Bakterium ist stabförmig und kommt in der Regel in Süß- und Brackwasser vor. Das Gefährliche: Kühlschranktemperaturen töten das Bakterium nicht ab, da es eine hohe Temperaturtoleranz besitzt. Diese liegt zwischen einem und 45 Grad Celsius. Nur starkes Erhitzen der Milch hilft.

Bei Verzehr der Milch droht Durchfall

Andernfalls drohen gesundheitliche Beeinträchtigungen wie Durchfall. Wohin also mit der Milch, wenn deren Käuferin oder Käufer auf Nummer sicher gehen möchte?

Scheidet der Verzehr aus, bleibt nur noch die Rückgabe im Markt. Denn selbst, wenn Milch unverdorben und unbelastet ist, gehört sie nicht in den Ausguss.

Über die Kanalisation gelangt die Milch in Kläranlagen und in Gewässer. Das führt zum Ausfall der Anlagen und zum Tod von Fischen, wie das Wasserwirtschaftsamt Kempten bereits vor zehn Jahren im Zuge der illegalen Entsorgung von Milch durch Bauern aus der Region erklärte. Damals protestierte das milchproduzierende Gewerbe auf diese Weise gegen niedrige Absatzpreise.

Milch im Ausguss hat fatale Folgen

Milch entzieht den sie umgebenden Stoffen Sauerstoff. Das wirkt sich auf die Bakterienkultur und in der Folge negativ auf die Reinigungsleistung der Kläranlage aus. Im Fall der Flüsse ist von diesem Effekt die Selbstreinigungskraft des Gewässers betroffen.

Erschwerend kommt hinzu, dass es sich im aktuellen Fall um bakteriell belastete Milch handelt.

Deren Kaufpreis erstatten die Supermärkte und Discounter auch ohne Vorlage des Kassenbons zurück. Betroffen sind Eigenmarken von Ketten wie Aldi, Lidl, Edeka und Rewe.

Die fraglichen Marken tragen das Kennzeichen "DE NW 508" und bestimmte Mindesthaltbarkeitsdaten (MDH) zwischen dem 10. und dem 20. Oktober.

Konkret geht es um die fettarme Frischmilch folgender Marken:

  • Aro-Milch von Metro
  • Milsani von Aldi Nord
  • Milfina von Aldi Süd
  • K-Classic von Kaufland
  • Milbona von Lidl
  • Tip und Hofgut von Bartels-Langness
  • Gut und Günstig von Edeka
  • Gutes Land von Netto
  • Ja von Rewe
  • Tip von Real

Wie am 10. Oktober 2019 bekannt wurde, muss Aldi Nord neben Milch auch Toastbrot zurückrufen. (afp/dpa/mcf/hau/sap)

JTI zertifiziert JTI zertifiziert

"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.