• Jeder kennt sie, kaum jemand würde sie essen: Vogelbeeren, die häufig am Wegesrand wachsen.
  • Doch entgegen der landläufigen Meinung sind sie viel besser als ihr Ruf.

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"Bloß nicht essen, die sind giftig!" Für die meisten fallen Vogelbeeren in dieselbe Kategorie wie Fliegenpilze: Von Kindesbeinen an wurde vor ihnen gewarnt. Die leuchtend korallenroten Früchte prangen von August bis in den Winter hinein an Ebereschen. Das sind Rosengewächse, die sowohl in Wäldern als auch am Straßenrand und in Hecken wachsen.

Wer sie sieht, würde kaum auf die Idee kommen, sie zu essen: "Das hat seinen guten Grund", klärt aktuell das Bundeszentrum (BZfE) für Ernährung auf, "denn probiert man eine frisch gepflückte Beere, möchte man sie am liebsten gleich wieder ausspucken: Sie schmeckt ausgesprochen sauer und bitter."

Grund dafür ist die Parasorbinsäure, die in Vogelbeeren steckt. Sie sorgt nicht nur für den unguten Geschmack, sondern kann auch zu Magen-Darm-Problemen beziehungsweise Unwohlsein führen - wenn man sie in großen Mengen verzehrt. Darauf weist auch Anja Schwengel-Exner, Ernährungsexpertin der Verbraucherzentrale Bayern hin: "Sie liefern viel Vitamin C und Provitamin A."

Beim Giftnotruf der Charité ist die Vogelbeere unter den "gering giftigen" Pflanzen aufgeführt, da sie nur roh und in größeren Mengen Symptome hervorruft. Kinder und Haustiere geraten kaum in Versuchung, da der Geschmack sie in aller Regel sofort abstößt.

Vogelbeeren verarbeiten: Köstlich

Genießbar werden Vogelbeeren, wenn man sie erhitzt. Dabei wird die Parasorbinsäure in Sorbinsäure umgewandelt, die wiederum als zugelassener Konservierungsstoff E 200 bekannt ist. Beim erhitzen werde der bittere in einen aromatisch, süßen Geschmack umgewandelt. "Man kann auch den ersten Frost abwarten, das verringert den Parasorbinsäure-Gehalt ebenfalls. Allerdings: Je länger man wartet, umso mehr Konkurrenz gibt es von Vögeln und Insekten. Und auch der Vitamin C-Gehalt nimmt ab", heißt es vom BZfE.

Was man dann alles aus Vogelbeeren zaubern kann - entweder pur oder in Kombination mit anderen Früchten (zum Beispiel Äpfeln, Quitten oder Birnen):

  • Konfitüre
  • Gelee
  • Chutney
  • Kompott
  • Saft
  • Likör

"Es ist eine gute Idee, die Früchte nach dem Kochen zudem durch ein feines Sieb zu passieren, da die Kerne besonders viel Parasorbinsäure enthalten", raten die Ernährungsexperten.

Doppelt so viel Vitamin C wie in Zitronen

Die kleinen sechs bis zehn Millimeter großen Kugeln, in Doldenrispen angeordnet, haben es übrigens in sich: In Vogelbeeren steckt sehr viel Vitamin C - der Gehalt ist doppelt so hoch wie bei Zitronen. 100 Gramm frische Vogelbeeren enthalten 0,1 Gramm Vitamin C, sechs Gramm Ballaststoffe, der Gesamtzuckergehalt liegt bei annähernd zehn Gramm. Gering sind die Anteile von Proteinen und Fetten, zu den Inhaltsstoffen zählen auch Gerb- und Farbstoffe, Zuckeralkohole und Pektine. In hohen Mengen ist auch Provitamin A enthalten.

Wer Vogelbeeren sammeln will, sollte dies nur an hygienisch unbedenklichen Stellen tun, rät das BZfE. Die Früchte seien nur kurz haltbar, also am besten: frisch gepflückt – frisch verarbeitet.

Tipp für Hobbygärtner

Für Gärten bietet sich die Mährische Eberesche an, auch "Süße Eberesche". Sie wurde Anfang des 19. Jahrhunderts in Nordmähren entdeckt. Von ihrer Art gibt es verschiedene Züchtungen für den Garten. Der Vorteil: Sie hat "doppelt so große Beeren, ist kaum bitter und hat einen höheren Zuckergehalt. Auch der Vitamin C-Gehalt ist höher", heißt es vom BZfE. Somit kann man die Beeren der Süßen Eberesche roh essen, denn sie enthält kaum Parasorbinsäure. Im Geschmack erinnern diese Früchte ein wenig an Preiselbeeren. (af)

Korrektur: In einer früheren Version dieses Artikels haben wir ein Bild verwendet, das einen Feuerdorn gezeigt hat und nicht eine Eberesche. Wir haben das Bild daher getauscht.

Verwendete Quellen:

  • Bundeszentrum für Ernährung
  • Verbraucherzentrale Bayern
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