Dass Kaffee am Morgen kleine Wunder bewirkt, wissen wir alle. Doch wie viel davon ist tatsächlich auf das Koffein zurückzuführen? Eine neue Studie zeigt, dass auch der Placebo-Effekt eine Rolle spielen könnte.

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Wirkt unser morgendlicher Kaffee tatsächlich? Sehr viele Menschen greifen für den frischen Start in den Tag auf ein Kaffeegetränk zurück. Das im Kaffee enthaltene Koffein soll dafür sorgen, dass man sich wacher und konzentrierter fühlt – zumindest ist das die weitverbreitete Annahme. Eine neue Studie portugiesischer Forschender, die im Wissenschaftsmagazin "Frontiers in Behavioral Neuroscience" veröffentlicht wurde, legt nun nahe, dass der Kaffeekonsum lediglich einen Placebo-Effekt hervorrufen könnte.

Im Rahmen der Studie wurden zwei Gruppen untersucht. In der ersten waren 47 Testpersonen, 31 Frauen und 16 Männer. In einer zweiten Gruppe wurden 36 Menschen untersucht, 27 davon weiblich, neun männlich. Durchschnittlich waren die Testpersonen Anfang 30 Jahre alt.

Kaffee kann Energie aufladen

Je nach Gruppe tranken die Testpersonen entweder eine Tasse Kaffee oder nur heißes Wasser mit Koffein. Während des Konsums wurden die Hirnströme gemessen. Wie erwartet zeigten sowohl Kaffee als auch pures Koffein die gleiche anregende Wirkung. Die Forschenden stellten fest, dass sowohl bei den Kaffee-Konsumenten als auch bei denjenigen, die nur Wasser mit Koffein tranken, die Bereiche im Gehirn, die unter anderem für Schläfrigkeit verantwortlich sind, weniger aktiv wurden.

Ein Unterschied zwischen den beiden Gruppen fiel allerdings auf: Laut Studie waren bei den Teilnehmenden, die einen Kaffee tranken, auch weitere Areale im Hirn aktiv – etwa jene, die für zielgerichtetes Verhalten und das Arbeitsgedächtnis zuständig sind. Beim Koffein-Wasser blieb dieser Effekt hingegen aus.

Das heißt, dass die Testpersonen die "echten" Kaffee tranken, insgesamt wacher oder zumindest empfänglicher für äußere Reize waren, als diejenigen, die Koffeinwasser tranken.

Lässt sich der Mensch von seinen Sinnen täuschen?

Woran das liegt, wird in der Studie nicht genauer erörtert. Doch für die Forschenden ist naheliegend, dass schon der Anblick von Kaffee, sein Geruch, seine Farbe und sein Geschmack eine Art Wachmacher-Effekt auf Menschen haben. Diese Sinneseindrücke sollen im Gehirn bestimmte Mechanismen in Gang setzen, die den Menschen "wachrütteln". Selbst die bloße die Vorstellung oder Erwartungshaltung vor dem Kaffeekonsum könne dazu führen, dass sich der Mensch konzentrierter fühlt.

Ist das gute, wach machende Gefühl, das Kaffee in so vielen auslöst, letztlich auch ein Stück weit auf einen Placebo-Effekt zurückzuführen? Diese Studie, die erste Hinweise darauf gibt, muss jedenfalls mit Vorsicht genossen werden. Denn die unterschiedlichen Stoffwechsel-Prozesse der Probanden, die auch bei der Wirkung von Koffein eine Rolle spielen, wurden hier nicht berücksichtigt. Ferner blieb auch ein Test mit koffeinfreiem Kaffee ganz aus. (Spot On News/tar)  © 1&1 Mail & Media/spot on news

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