• Fasten hat sich in der alternativen Medizin als Heilmethode etabliert.
  • Der freiwillige Verzicht aufs Essen verbessert die Gesundheit nachweislich und wirkt wie eine Verjüngungskur, bestätigt ein Ernährungsexperte.
  • Jeder sollte regelmäßig Essenspausen in seinen Alltag integrieren. Doch es gibt Einiges zu beachten.

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Wir essen ständig, oft aus Gewohnheit und nicht aus Hunger. "Unser Organismus funktioniert aber so, dass wir uns satt essen sollten", sagt Diabetologe und Ernährungsmediziner Matthias Riedl, ärztlicher Direktor am Medicum Hamburg, Deutschlands größter Spezialpraxis für Diabetes, Ernährungsmedizin und angrenzende Fachgebiete.

Da Lebensmittel heute immer und überall verfügbar sind, haben wir das gesunde Zusammenspiel aus Hungerphasen und Sattessen verlernt.

Die Folgen: Diabetes, Übergewicht, ein erhöhtes Krebsrisiko. Auch hohe Entzündungswerte kommen durch Snacken zustande. Sie fördern Erkrankungen, wie Rheuma, Multiple Sklerose oder Demenz und lassen uns schneller altern.

Intermittierendes Fasten: Essenspausen halten gesund

"Jeder sollte Pausen vom Essen machen", sagt Riedl im Gespräch mit unserer Redaktion. Egal ob man fit bleiben, einer Erkrankung vorbeugen oder sie lindern möchte. Denn Fasten regt heilsame Prozesse an.

Das Immunsystem muss keine Energie für die Verdauung aufbringen, sondern kann sich mit der Zellreinigung beschäftigen. Bei dieser sogenannten Autophagie werden die Zellen von Abfallprodukten gesäubert. "Davon profitieren alle Menschen, Gesunde und Kranke," sagt der Ernährungsmediziner.

Gleichzeitig entlastet Fasten die Bauchspeicheldrüse, hält den Blutzuckerspiegel unten und lässt die Entzündungswerte sinken. Untersuchungen zeigen unter anderem, dass viele Diabetiker nach einer Fastenkur kein Insulin mehr benötigen oder Rheumatiker beschwerdefrei werden können.

Schon 16 Stunden Fasten reichen

Ob Basen-, Saft- oder Heilfasten – wichtig ist, für einen bestimmten Zeitraum auf feste Nahrung zu verzichten. Am verbreitetsten ist das Heilfasten nach Buchinger, bei dem man für mindestens ein bis zwei Wochen nichts isst. Das funktioniert am besten unter ärztlicher Betreuung in einer Fastenklinik.

Doch auch kürzere Enthaltsamkeit wirkt positiv auf die Gesundheit. Leicht zu Hause umsetzen lässt sich das Intervallfasten oder Intermittierendes Fasten nach der 16:8-Methode. Hierbei isst man 16 Stunden nichts und nimmt während der restlichen acht Stunden zwei bis drei reguläre Mahlzeiten zu sich, am besten mit jeweils drei bis vier Stunden Abstand.

Beispiel: Abendessen um 18:00 Uhr, Frühstück um 10:00 Uhr. Dann kommt der Stoffwechsel bereits in den Säuberungsmodus.

"Damit kann man sofort starten und das täglich so fortführen", sagt Riedl. Erste Effekte spürt man schnell, wenn nach wenigen Tagen die Laune steigt und man sich fitter fühlt.

Jeder kann sich selbst gesund heilen

Prinzipiell kann jeder fasten, der nicht untergewichtig oder schwanger ist. Wer eine Erkrankung hat, bespricht sich vorab mit einem Arzt. Da sich ältere Menschen oftmals weniger bewegen, sollten sie nicht länger als zwei Tage fasten, da sonst ein möglicher Muskelabbau für körperliche Instabilität sorgen könnte.

Wer allerdings gesund ist, für den gilt: "Falsch machen kann man beim Fasten nichts. Wer es nicht verträgt, sollte es lassen. Da muss man einfach in sich reinhören", rät Riedl.

Nebenwirkungen wie Schwindel oder Kopfschmerzen können auftreten, vergehen aber, wenn man sich ans Fasten gewöhnt hat. Wichtig ist, viel zu trinken, damit Abfallprodukte ausgeschieden werden können.

Dass man durchs Fasten ein paar Pfunde verliert, ist ein schöner Nebeneffekt – im Fokus steht aber die Umstellung des Stoffwechsels. Wer langfristig schlank bleiben möchte, sollte sich gesund ernähren und viel bewegen.

Verwendete Quelle:

  • Interview mit Matthias Riedl, ärztlicher Direktor am Medicum Hamburg
  • Ärztegesellschaft Heilfasten & Ernährung e.V.
  • Bundesverband Deutscher Ernährungsmediziner e.V.

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