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In Japan und auch in den USA ist Functional Food seit Jahrzehnten auf dem Markt: Das sind Lebensmittel, die mit zusätzlichen Nährstoffen wie Vitaminen, gesunden Fettsäuren, Probiotika oder Mineralien angereichert werden. Dort werden diese Produkte auch als "Brain Food" oder "Beauty Food" deklariert. Doch was steckt hinter diesen funktionellen Lebensmitteln und wie gesund oder effektiv sind sie wirklich?
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Zu den bekanntesten funktionellen Lebensmitteln zählen probiotische Drinks oder Joghurts, die mit zusätzlichen Bakterienkulturen versehen und auch in Deutschland seit den 1990er Jahren erhältlich sind. Ihr Versprechen: Eine unterstützende Wirkung auf die Darmflora und Darmschleimhaut sowie auf das Immunsystem. Doch wissenschaftlich belegt sind die vermeintlich positiven Effekte noch nicht.
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Probiotische Joghurt-Drinks werden oft dafür kritisiert, nicht mehr gesundheitlichen Nutzen zu haben als herkömmlicher Joghurt. Zudem steckt eine große Menge an Zucker in den Functional-Food-Produkten. Für die Darmgesundheit ist Zucker aber nicht sehr förderlich. Zudem: Probiotika wie Milchsäurebakterien oder Hefen kommen auch in natürlichen Lebensmitteln vor - ohne Anreicherungen.
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Zu den natürlich fermentierten, probiotischen Lebensmitteln zählen unter anderem: Joghurt, Kefir, Buttermilch, Käse, Tempeh aus fermentierten Sojabohnen, Miso, Kombucha, Apfelessig sowie milchsauer eingemachtes Gemüse wie Sauerkraut, Pickles oder Kimchi. Sie sollten regelmäßig auf dem Speiseplan stehen, damit sie die Darmflora positiv beeinflussen und auch das Immunsystem nachhaltig stärken.
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Für Functional Food gibt es in Europa keine klar definierten Richtlinien. Viele Firmen und Marken betonen zusätzliche Nährstoffe in ihren Produkten und deren positive Effekte - aber ohne wissenschaftliche Belege. So werden ACE-Drinks als besonders gesundheitsfördernd oder Gummibärchen und andere Süßigkeiten mit Vitaminen als natürliche Nascherei vermarktet. Prüfen Sie vor dem Kauf daher immer die Nährwertangaben.
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Fruchtsäfte werden mit dem Zusatz von Vitaminen A, C und E zu funktionellen Getränken. Diese Vitamine zählen zu den starken Antioxidantien, die präventiv gegen Zellschäden wirken und auch vor Krebserkrankungen schützen sollen. Doch auch Fruchtsäfte dürfen wegen ihres hohen Fructosegehalts nur in Maßen konsumiert werden - das gilt auch für ACE-Säfte.
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Zudem ist fraglich, ob ein Zusatz an Vitaminen, Aminosäuren und anderen Nährstoffen überhaupt nötig ist. Denn durch eine ausgewogene, abwechslungsreiche Ernährung mit frischem Obst und Gemüse sowie vollwertigen Ballaststoffen, gesunden Fetten und Proteinen ist eine zusätzliche Zufuhr an Wirkstoffen in Form von funktionellen Lebensmitteln eigentlich nicht nötig.
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Auch Wellness-Drinks sowie Malzgetränke, Sportgetränke, Energy-Drinks und Instantgetränke zählen als funktionelle Lebensmittel, die mit gesunden Inhaltsstoffen wie Ginseng, Aloe vera, Kurkuma, Ingwer, Matcha, Ginkgo oder Isomaltulose beworben werden. Viele dieser Zutaten stammen ursprünglich aber aus dem medizinischen Bereich (TCM) und haben eine lange Tradition als Heilmittel.
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Den Zusatz von Arzneipflanzen lehnen aber vor allem die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) und die Verbraucherzentralen ab. Denn Wellness-Drinks, die mit Zusatzstoffen wie Ginkgo, Ginseng oder auch Echinacea bereichert werden, können mit einer möglichen Überdosierung zu gesundheitlichen Schäden führen. Viele der Getränke enthalten zudem zu viel Zucker und künstliche Aromastoffe.
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Ebenfalls auf dem Markt erhältlich sind Relaxation-Drinks, die mit Zusatzstoffen wie der Aminosäure L-Theanin, dem Schlafhormon Melatonin, beruhigender Baldrianwurzel, Melisse oder Passionsblume gegen innere Unruhe und Anspannung angereichert werden. Auch hier ist die Wirkung umstritten und die beigefügten Mengen oft viel zu gering, um einen nachhaltigen Effekt zu erzielen.
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Alternativ zu Relaxation-Drinks gibt es Lebensmittel, die diese Stoffe von Natur aus beinhalten, wie das L-Theanin in grünem Tee. Laut Studien soll die Aminosäure Stress reduzieren und die Konzentrationsfähigkeit steigern. Der hohe Anteil an Catechinen, die vor allem im grünen Schattentee aus Japan zu finden sind, sollen vor koronaren Herzkrankheiten schützen sowie eine krebshemmende Wirkung besitzen.
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Pistazien oder Cranberrys hingegen weisen einen relativ hohen Gehalt an Melatonin auf und haben einen natürlichen, gesunden Einfluss auf den Schlaf-Wach-Rhythmus im Körper. Auch Melisse, Minze, Rosmarin und andere Heilkräuter müssen nicht in Form von Functional Food verspeist, sondern können sogar im Garten oder auf dem Balkon gepflanzt werden.
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Im Bereich der funktionellen Getränke sind auch Mineralwasser zu finden, die spezielle Zusätze wie Kräuter, Vitamine oder auch Sauerstoff beinhalten. Doch die Liste der Zutaten ist oft länger als erwünscht - mit bedenklichen Zusatzstoffen und Zucker. Sie können funktionale Getränke auch selbst mixen: mit Wasser, frischen Kräutern, Gurkenscheiben oder Obst wie Himbeeren sowie Ingwer und Zitrone.
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Isomaltulose findet sich als funktionaler Zucker nicht nur in Sportgetränken, sondern auch in Backwaren, Müsliriegeln, Milchprodukten, Süßigkeiten, Fruchtsaftgetränken und Malzgetränken wieder. Seine Vorteile: Der Zucker wird als zahnfreundlich deklariert, er hält den Blutzucker niedrig und soll die gelieferte Energie aus Kohlenhydraten stabiler und länger nutzbar machen.
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Neben den Vorteilen von funktionalem Zucker, aufgrund des niedrigen glykämischen Index im Vergleich zu gebräuchlichem Haushaltszucker, bleibt aber zu bedenken: Jeder Zucker sollte nur in Maßen verzehrt werden. Nur weil ein Sportlergetränk mit Isomaltulose versetzt wird, ist das Produkt nicht automatisch gesund. Denn auch zu viel Isomaltulose bringt zu viele Kalorien auf die Waage.
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Auch das alltägliche Lebensmittel Brot soll, mit Omega-3-Fettsäuren und Iod angereichert, eine gesundheitsfördernde Wirkung haben. Solche funktionellen Lebensmittel sollen langfristig gegen Erkrankungen wie etwa Krebs vorbeugen. Der Wissenschaft zufolge sind Krankheiten aber immer das Ergebnis vom Zusammenspiel mehrerer Faktoren und lassen sich mit einem angereicherten Lebensmittel nicht verhindern.
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Lebensmittel haben einen großen Effekt auf die Gesundheit. Immerhin wird der Körper damit im Durchschnitt dreimal am Tag versorgt. Deshalb trägt ein gesunder Lebensstil mit vollwertiger Ernährung in großem Maße zur Stärkung des Immunsystems bei - und das klappt auch ohne Functional Food. Denn natürliche Zutaten sind meist gesünder als künstlich angereichertes Industrie-Essen.
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Zu den natürlichen Lebensmitteln, die reich an Nährstoffen sind, zählen Algen. Sie sind reich an essenziellen Mineralstoffen und Spurenelementen, vor allem an Jod, Kalium, Eisen und Kalzium sowie an Proteinen, Eiweißsäuren, Vitaminen und Ballaststoffen. Auch Pilze wie etwa Shiitake sind reich an Lentinan - ein komplexes Zuckermolekül, dem eine krebshemmende Eigenschaft zugesprochen wird.
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Zu den Lebensmitteln, die reich an entzündungshemmenden Omega-3-Fettsäuren sind, zählen vor allem Leinsamen, die in vielen Gerichten stecken: im Brot, Müsli, Salat oder als Aufstrich. Leinsamen weisen aber auch eine hohe Menge an Phytoöstrogenen auf. Die sekundären Pflanzenstoffe haben einen gesundheitlichen Nutzen als Krebsprävention und sollen in ihrer Hormonwirkung sogar durch die Wechseljahre helfen.
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Phytoöstrogene kommen ebenfalls in der Sojabohne vor. Die gesunden sekundären Pflanzenstoffe können somit auch über den Verzehr von Edamame, Tofu, Miso-Suppen oder gerösteten Sojabohnen als Snack für zwischendurch verzehrt werden und ganz nebenbei dem Körper etwas Gutes tun. Denn der Konsum von Soja soll das Risiko von Brustkrebs senken. Das zeigen Studien aus Asien, wo Soja sehr beliebt ist.
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Als Functional Food wird auch Margarine mit zusätzlichen Nährstoffen verkauft. Dann werden pflanzliche Sterine hinzugefügt, die den Cholesterinspiegel im Blut senken sollen. Diese Produkte sind jedoch nur für Personen mit einem erhöhten Cholesterinspiegel und nicht zur Vorbeugung geeignet. Doch auch für die Betroffenen gilt: Functional Food ist kein Ersatz für eine ausgewogene Ernährung.