Immer wieder kursieren über Messenger-Dienste wie WhatsApp gefährliche Kettenbriefe, die vor allem Kinder und Jugendliche verängstigen. Eine Medienpädagogin erklärt, was dahintersteckt und wie man mit solchen Nachrichten umgehen sollte.

Mehr Themen aus der digitalen Welt finden Sie hier

Mal sind es Todesdrohungen, mal gefährliche Halbwahrheiten, die per Messenger verschickt werden und bei den Empfängern für Angst sorgen. Gerade auf Schulhöfen kursieren diese Nachrichten derzeit häufig.

Wir haben mit der Medienpädagogin Stefanie Rack gesprochen, was es mit den Nachrichten auf sich hat und wie vor allem Eltern darauf reagieren sollten.

Frau Rack, warum werden WhatsApp-Kettenbriefe verschickt und von wem?

Stefanie Rack: Die Urheberschaft eines Kettenbriefs lässt sich in den meisten Fällen nicht so einfach zurückverfolgen, da der Ursprung aufgrund des Weiterleitungsprinzips kaum ausfindig gemacht werden kann.

In gar nicht so wenigen Fällen erhält man einen Kettenbrief von einer Person, die man kennt, was die Glaubwürdigkeit der Botschaften im Vergleich zu Nachrichten von Fremden erhöht und zu einer höheren Weiterleitungsquote führt.

Über die Gründe für das Versenden können wir nichts Eindeutiges sagen, jedoch liegen einige Motive auf der Hand.

Zum einen der Wunsch nach Aufmerksamkeit, wenn beispielsweise über den Kettenbrief geredet wird, zum anderen Spaß daran, andere zu verunsichern oder zu verängstigen.

Welche Auswirkungen hat das auf Kinder?

Kinder sind häufig verängstigt und besonders jüngere Kinder glauben, dass der Inhalt wahr ist.

Sie reichen von Drohungen wie "Wenn du den Kettenbrief nicht an 20 Leute weiterschickst, wird deine Mutter noch heute sterben" über Abzocke bis hin zu pornografischen Inhalten oder Gräuelbildern.

Häufig sind Drohnachrichten auch mit einer Computerstimme aufgenommen, was den Inhalt noch bedrohlicher erscheinen lässt.

Wie können Eltern dagegen vorgehen oder vorbeugen?

Nehmen Sie die Ängste der Kinder wahr, erklären Sie, dass die Drohung des Kettenbriefes nicht eintreten wird. Löschen Sie gemeinsam mit dem Kind den Kettenbrief.

Informieren Sie gegebenenfalls andere Eltern aus der Klasse oder die Klassenlehrerin, damit alle Kinder den Kettenbrief löschen. Vermitteln Sie Ihrem Kind präventiv, dass Kettenbriefe in vielen Fällen einen strafbaren Inhalt haben.

Dazu gehören unter anderem Urheberrechtsverletzungen und verfassungsfeindliche Symboliken. Durch die Weiterleitung machen sich Jugendliche bereits selbst strafbar.

Viele Kettenbriefe erfüllen auch den Tatbestand der Nötigung oder der Drohung und können damit zur Anzeige gebracht werden.

Wie kann ich meinem Kind helfen, wenn es so eine Nachricht erhalten hat?

Legen Sie mit Ihrem Kind klare Regeln fest: Die Aufforderung "an X Leute weiterleiten" sollte die Alarmglocken läuten lassen. Nicht weiterleiten!

Kettenbriefe mit unangenehmem Inhalt – egal, ob per Post, Mail oder Messenger – sollten sofort vernichten werden.

Gehen Sie auch nicht auf mögliche Forderungen ein und überweisen Sie auf gar keinen Fall Geld. Geben Sie keine persönlichen Daten preis und öffnen Sie keine Anhänge – es besteht Virengefahr!

Ist der Absender ein Freund oder eine Freundin, weisen Sie die Person darauf hin, dass Kettenbriefe andere ängstigen und diese nicht weitergeleitet werden sollten.

Stefanie Rack ist Medienpädagogin und als Referentin bei der Landeszentrale für Medien und Kommunikation (LMK) Rheinland-Pfalz und in der EU-Initiative "klicksafe" für mehr Sicherheit im Netz tätig.
JTI zertifiziert JTI zertifiziert

"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.