Eins sollte man gleich vorweg sagen: Wer bei "Beyond: Two Souls" ein Videospiel im traditionellen Sinn erwartet, der wird enttäuscht sein.

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Wer hingegen Fan filmreifer Computeranimationen und spannender Geschichten ist, der wird seine wahre Freude an diesem Experiment haben, das der französische Videogames-Designer David Cage und sein Studio Quantic Dream (die Macher von "Heavy Rain" und "Fahrenheit") nun für PlayStation3 auf den Markt gebracht haben. Billig war der interaktive Mystery-Thriller nicht, so viel steht fest: Auf rund 20 Millionen Dollar summierten sich die Produktionskosten. Ein Teil davon ging an zwei bekannte Holywood-Schauspieler.

Willem Dafoe ("Spider-Man") und Ellen Page ("Juno") konnten für das außergewöhnliche Game gewonnen werden. Sie standen rund ein Jahr lang immer wieder vor den Motion-Capturing-Kameras – über und über versehen mit Sensoren – und liehen ihren Figuren Nathan und Jodie Aussehen, Mimik, Stimme und nicht zuletzt die emotionale Glaubwürdigkeit. Das ist tatsächlich beeindruckend gut gelungen: In Jodies Gesicht, vor allem aber in ihren Augen, die in Großaufnahme so echt wie bislang in keinem anderen Spiel wirken, kann man in manchen Situationen ihre Hoffnungslosigkeit, ihre Nervosität und Angst ablesen. Über ihre Haut rinnen Schweißperlen...

Sensoren im Gesicht: die Schauspieler Willem Dafoe (links) und Ellen Page mit Autor David Cage.
Sensoren im Gesicht: die Schauspieler Willem Dafoe (links) und Ellen Page mit Autor David Cage.: Sensoren im Gesicht: die Schauspieler Willem Dafoe (links) und Ellen Page mit Autor David Cage. © Sony

Sprünge durch die Geschichte

Grundsätzlich geht es in "Beyond: Two Souls" um Jodie und ihren dunklen Begleiter Aiden. Ein Geist, der an sie gebunden ist, sie begleitet, schützt, ärgert, isoliert. Der Spieler geht mit Jodie – allerdings nicht chronologisch! – durch ihr Leben. Als kleines Mädchen, wenn sie von ihren überforderten Eltern an eine psychiatrische Forschungseinrichtung übergeben wird und wie sie den Wissenschaftler Nathan, ihren späteren Mentor, kennenlernt. Als Teenie, wie sie zum ersten Mal einem Jungen näherkommt, aber auch von anderen Jugendlichen fertig gemacht wird. Als junge Frau, wie sie von der CIA angeheuert wird, aber auch wie sie als Obdachlose auf der Straße lebt. Nur langsam fügen sich für den Gamer die Puzzlestücke der ganzen Geschichte und das Geheimnis um Aidens Existenz zusammen.

David Cage inszenierte "Beyond: Two Souls" sehr cineastisch: Es wirkt eher wie großes Mystery-Gefühlskino, in dessen Handlung Gamer nur selten und minimalistisch eingreifen kann. Aber Cage hat ein anderes Ziel: Er will fesseln und das Publikum emotional berühren. Das gelingt ihm bestens. Man fühlt mit Jodie, ist begeistert von der Geschichte, von der schauspielerischen Leistung und davon, wie Film und Spiel hier miteinander verschmelzen. Es ist schon beeindruckend, wie realistisch die Emotionen von Ellen Page und Willem Dafoe auf den Computer übertragen wurden.  © 1&1 Mail & Media/teleschau

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