Einen Gebrauchtwagenkauf sollten Sie niemals überstürzt tätigen. Nehmen Sie sich Zeit – sowohl für die Recherche im Vorfeld als auch für die Begutachtung Ihres Wunschfahrzeugs. So bleiben Ihnen böse Überraschungen nach dem Kauf erspart.

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Viele potenzielle Autokäufer investieren zunächst viel Zeit in die Suche nach dem richtigen Gebrauchtwagen – und das ist gut so. Allerdings lassen sie nicht die gleiche Sorgfalt walten, wenn es um die Begutachtung ihres Wunschautos geht. Das liegt oft daran, dass es an Erfahrung oder technischem Verständnis fehlt. Machen Sie diesen Fehler nicht, denn: Gewiefte Gebrauchtwagenverkäufer merken so etwas und versuchen im schlimmsten Fall, einen Vorteil für sich daraus zu schlagen.

Mithilfe einer Checkliste können aber auch Unerfahrene beim Gebrauchtwagenkauf sichergehen, dass sie auf alle wichtigen Punkte achten und den Verkäufer richtig einschätzen. So minimieren Sie das Risiko, einem Betrüger aufzusitzen.

Tipps für die Kontaktaufnahme mit dem Verkäufer

Seien Sie schon bei der Kontaktaufnahme mit dem Autoverkäufer aufmerksam. Mit wem haben Sie es zu tun: mit einer Privatperson oder einem offiziellen Händler? Nicht selten inserieren verkappte Händler ihre Autos "von privat". Ein Indiz dafür kann zum Beispiel sein, wenn am Telefon nachgefragt wird, für welches Auto Sie sich interessieren. Privatleute verkaufen selten mehrere Wagen gleichzeitig.

Autohändler bauen außerdem gern Zeitdruck auf. Oft gibt es angeblich "viele andere Interessenten für diesen Wagen". Manchmal hat der Verkäufer sogar "schon morgen einen Termin" mit einem möglichen Käufer. Lassen Sie sich davon nicht unter Druck setzen. Besonders hellhörig sollten Sie werden, wenn das Wunschauto "für einen Freund" (alternativ: Bekannten, Verwandten) verkauft wird. Das könnte darauf hindeuten, dass ein professioneller Verkäufer die für Händler strenger ausgelegte Sachmängelhaftung zu umgehen versucht.

Den Wagen gründlich begutachten

Haben Sie ein gutes Gefühl beim Verkäufer Ihres Wunschautos, machen Sie einen Termin für eine Begutachtung des Fahrzeugs. Generell ist es eine gute Idee, eine Begleitung mitzunehmen. Vier Augen sehen schließlich mehr als zwei. Tageslicht und trockenes Wetter sind ebenfalls von Vorteil: Sie erleichtern die Einschätzung des Fahrzeugzustands erheblich. Ist es bereits düster oder regnet es, lassen sich beispielsweise Lackschäden und Roststellen deutlich schlechter erkennen. Auch kleinere Verformungen, Farbunterschiede oder matte Stellen fallen an trockenen, hellen Tagen eher auf. Das gilt auch für Spuren von Lackspray an den Reifen oder Türdichtungen – damit wird gern Rostbefall verschleiert.

Prüfen Sie, ob die Felgenränder beschädigt sind. Denn das kann teure Folgeschäden an der Radaufhängung bzw. den Spurstangen nach sich ziehen. Werfen Sie einen genauen Blick auf die schmalen Spalten der Karosserie (etwa an den Türen oder der Motorhaube). Sind sie ungleichmäßig breit, könnte es sich um einen Unfallwagen handeln. Kontrollieren Sie auch die Windschutzscheibe und die Scheinwerfer. Sind Risse vorhanden, sollten Sie dies zumindest bei der Preisverhandlung einwerfen, denn die Reparaturen können teuer sein.

Der Blick unters Auto ist meist nicht oder nur eingeschränkt möglich. Im Zweifel empfiehlt sich hier ein professioneller Gebrauchtwagen-Check in einer Werkstatt. Mehr dazu lesen Sie weiter unten.

Der Blick unter die Motorhaube

Werfen Sie auf jeden Fall auch einen Blick in den Motorraum. Wenn alles blitzeblank sauber ist und glänzt, kann das auf ein sehr pfleglich behandeltes Fahrzeug hinweisen. Oder der Verkäufer versucht, undichte Stellen zu verheimlichen. Lassen Sie sich in diesem Fall nicht blenden. Prüfen Sie die Pegelstände der verschiedenen Betriebsflüssigkeiten. Dazu gehören Motoröl, Getriebeöl, Servo-Öl, Bremsflüssigkeit und Kühlwasser.

Besonders aufmerksam sollten Sie bei "getunten" Gebrauchtwagen sein. Denn bei getunten Motoren können zum Beispiel Ergänzungen zur ABE (Allgemeinen Betriebserlaubnis) erforderlich sein. Sämtliche Umbauten müssen außerdem verkehrssicher sein, wie etwa ein tiefergelegtes Fahrwerk. Wichtig für den Hinterkopf: Ein getuntes Fahrzeug wurde eventuell auch schneller bewegt und ist dadurch stärker verschlissen. Schauen Sie also ganz genau hin.

Unbedingt eine Probefahrt machen

Bevor Sie einen Gebrauchtwagen kaufen, sollten Sie unbedingt eine Probefahrt machen. Achten Sie dabei auf folgende Dinge: Wie verhält es sich mit dem Fahrersitz? Ist er durchgesessen? Wackelt er in den Führungsschienen? Dann hat der Wagen möglicherweise deutlich mehr als 100.000 Kilometer hinter sich. Passt das zu den Angaben des Verkäufers? Der Motor sollte sofort anspringen und nicht erst lange „stottern“, das Getriebe leicht und leise schaltbar sein. Die Lenkung sollte spontan reagieren und bei niedrigem Tempo nicht knacken, auch wenn Sie voll einlenken. Prüfen Sie zu guter Letzt auf jeden Fall die Bremsen. Führen Sie mindestens eine harte Bremsung durch, um die Bremskraft zu testen – tun Sie dies allerdings nur in sicherer Umgebung, nicht im fließenden Verkehr.

Vor dem Kauf: Professionellen Gebrauchtwagen-Check machen

Wenn Ihnen das Auto richtig gut gefällt und Sie über einen Kauf nachdenken, sollten Sie (vor allem bei Privatverkäufern) einen professionellen Gebrauchtwagen-Check vorschlagen, zum Beispiel beim ADAC oder einer Fachwerkstatt. Die Profis entdecken auch versteckte Mängel und werfen außerdem einen ausführlichen Blick unter das Auto. Lehnt der Verkäufer diesen Check kategorisch ab, könnte das ein Hinweis darauf sein, dass er etwas zu verbergen versucht. Bieten Sie ihm an, die Kosten zu übernehmen, wenn der Wagen keine gravierenden Mängel aufweist. Lehnt er weiterhin ab, sollten Sie vom Kauf besser Abstand nehmen. Das gilt übrigens auch, wenn Ihr Bauchgefühl Ihnen sagt, dass etwas nicht stimmt. Treffen Sie nur eine Kaufentscheidung, wenn Sie sich 100%ig sicher sind.

Ebenfalls wichtig: Zusicherungen ("Das wird noch repariert.") sollten Sie sich schriftlich bestätigen lassen, da mündliche Zusagen im Streitfall wenig wert sind.

Wichtige Dokumente beim Gebrauchtwagenkauf

Um den Gebrauchtwagenkauf durchzuführen, müssen Sie einen Kaufvertrag aufsetzen. Der Verkäufer muss Ihnen außerdem die Zulassungsbescheinigungen I und II (ehemals Fahrzeugschein und Fahrzeugbrief) aushändigen. Ebenfalls wichtig oder zumindest hilfreich sind der TÜV-Bericht der letzten Hauptuntersuchung, das Inspektions-Scheckheft, die Bedienungsanleitung des Wagens und das EU-weit gültige COC-Papier (Konformitätsbescheinigung). Nach erfolgtem Kauf müssen Sie Ihren neuen Wagen nur noch auf sich an- bzw. ummelden.  © 1&1 Mail & Media/ContentFleet

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