Das 2022 präsentierte Elektromodell basiert auf einem BMW i4 M50, der nicht nur technisch, sondern auch optisch modifiziert werden musste. So zeigt sich das elektrische Coupé, dessen Entwicklung etwa drei Jahre gedauert hat, mit weit ausgestellten Radhäusern, damit die neuen Vorder- und Hinterachskonstruktionen Platz finden. Außerdem wurde vorne das Karosseriestrebenkonzept aus dem BMW M3/M4 adaptiert, wovon sich BMW eine besonders hohe Torsionssteifigkeit verspricht. Die Kühlereinheiten orientieren sich an aktuellen Modellen.

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Den Kern bildet der elektrische BMW-X-Drive-Allradantrieb mit vier Elektromotoren an jedem Rad. Er ermöglicht also ein echtes Torque-Vectoring. Die Motoren sind mit einem zentralen Steuergerät (intern bei BMW "Hand of God", übersetzt "Hand Gottes") verbunden, das über einen eigens entwickelten, integrierten Regelungsalgorithmus innerhalb von Millisekunden die richtige Kraftübertragung errechnet. Dabei werden Parameter wie Pedalstellung, Lenkwinkel, Längs- und Querbeschleunigung sowie die Drehzahl des Rades analysiert. Über eine Lamellenkupplung und Differenziale erreichten die Signale des Steuergeräts die vier E-Motoren.

Im Teaservideo ist zudem zu erkennen, dass das Modell einen Tank-Turn (ähnlich dem G-Turn der kommenden elektrischen G-Klasse EQG) vollführt. Jedoch sieht der Stunt im Video nach einer per Computer generierten Sequenz aus.

"Präziser, schneller und unabhängiger"

Nach Aussage von BMW soll der neue Allradantrieb den Grenzbereich für ein kontrolliertes Handling verschieben. "Wir können damit den Fahrerwunsch präziser, schneller und unabhängiger voneinander umsetzen als je zuvor", sagt Dirk Häcker, Entwicklungschef bei der BMW M GmbH. Zudem könnten bei "regennasser Fahrbahn oder verschneiten Straßen deutlich höhere Kurvengeschwindigkeiten erzielt werden", so BMW weiter, da parallel zum Lenkeinschlag das Antriebsmoment für das kurvenäußere Hinterrad erhöht wird. "Mit einer konventionellen Antriebstechnologie ist so etwas einfach nicht möglich", ergänzt Häcker.

Elektro-M3 ab 2027

Frank Weber, Entwicklungsvorstand von BMW, ergänzt in einem Gespräch mit dem BMW-Blog: "Was Sie von dieser Neue-Klasse-Architektur erwarten können, ist nicht nur Flexibilität innerhalb Ihrer Hochvoltbatterie. Sie können auch eine supereffiziente Architektur mit einem Motor, eine Architektur mit zwei Motoren haben und diese kann sogar eine Architektur mit vier Motoren bis zu einem Megawatt liefern." Das wäre dann umgerechnet ein Leistungswert von bis zu 1.360 PS. Bei einer Fahrveranstaltung im Sommer 2023 in Portugal bestätigte Weber gegenüber dem australischen Magazin Carsales, dass ein Sportmodell auf Basis des elektrischen "3er" voraussichtlich im Jahr 2027 kommen wird. Die Neue Klasse an sich startet bereits 2025.

Höhere Rekuperationsleistung

Die vier Elektromotoren erlauben innerhalb des neuen Antriebskonzeptes auch die Rekuperation der Bremsenergie. Sie fungieren beim Anbremsen vor einer Kurve als Generator und speisen die Hochvoltbatterie. Diese muss also in der Lage sein, nicht nur besonders schnell Energie abzugeben, sondern auch aufzunehmen, "denn die Rekuperationsleistung der vier Motoren wird bedeutend höher sein als die aktueller E-Fahrzeuge", sagt Dirk Häcker. Damit der Versuchsträger diese Power bei der Bremsenergie-Rückgewinnung überhaupt nutzen kann, haben die Ingenieure der M GmbH eine neue Zelltechnologie im Batteriegehäuse des i4 M50 untergebracht.

Im Gespräch mit der britischen Autocar konkretisiert M CEO Frank van Meel die Technik rund um den elektrischen Performance-Allrad-Antrieb. Ausgehened vom BMW M5 X-Drive (F90) mit der angetriebenen Vorderachse sagte der M-Boss: "Das Geheimnis dahinter ist ein zentrales Steuergerät oder eine zentrale Logik, die alles steuert: das Hinterachsdifferenzial, aber auch das Vorderachsdifferenzial und das DCS-System (Dynamische Stabilitäts Control)." Dieses zentrale Steuergerät oder die "Hand Gottes" ist das einzige System, dass die vier Systeme zusammen führt. "wenn man vier Systeme hat, die versuchen, zusammenzuarbeiten, fährt das Auto wie ein Auto mit vier Systemen, die zusammenarbeiten wollen". Die "Hand Gottes", so van Meel, wurde für die M GmbH entwickelt und erstmals im i8 implementiert.

Performance-Allrad kommt

"Wenn man einen Schritt weiter geht und sich Elektroautos mit vier Elektromotoren ansieht, wie wir sie in unserem sehr frühen Entwicklungsauto haben, dann kann man natürlich immer noch dieselbe Logik verwenden, um das Auto so zu steuern, dass es wie ein M fährt", sagte er. "Ich würde aber sagen, dass man damit noch mehr Möglichkeiten hat." So nennt er explizit die größere Energierückgewinnung durch eine angetriebene Vorderachse bei der Verzögerung. Auch will BMW weiter an den Beschleunigungswerten arbeiten. Und in welchem elektrischen M-Modell wird der Performance-Allradantrieb dann zum Einsatz kommen?

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Sicher ist die Implementierung dieser Technik in bereits bestehende Modelle schwierig. Vor allem, da die Entwicklung noch in den Kinderschuhen steckt. "Man muss sehr früh mit der Entwicklung beginnen, weil es Jahre dauert, bis alles fertig ist", so van Meel.   © auto motor und sport

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