Wer heutzutage nicht als völliger Vollidiot dastehen will, sollte in jedem Gespräch mindestens einmal den Satz "Ich bin ja auch ein Serienjunkie!" fallen lassen. Damit das bei Ihnen nicht nur eine leere Phrase ist, sondern Sie auch wirklich auf ein reichhaltiges Arsenal an TV-Munition zurückgreifen können, bekommen Sie von uns an dieser Stelle Tipps für die besten Serien der Welt - oder das, was die Redaktion dafür hält.

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Teil 2: "The Walking Dead"

Ich bin ein ziemlicher Schisser. Ich fürchte mich schon, wenn ein süßes Katzenbaby böse schaut. Und wenn in der Redaktion jemand ruft "Das musst du dir unbedingt anschauen!", dann weiß ich schon, dass wieder irgendjemand irgendein Video gefunden hat, in dem eine Spinne in eine OP-Narbe gekrabbelt ist, dort Eier gelegt hat und die kleinen Spinnen den bemitleidenswerten Wirtskörper jetzt von innen auffressen. Ich schau mir das dann lieber nicht an. Aber "The Walking Dead", wo regelmäßig Zombieköpfe platzen, ist eine meiner absoluten Lieblingsserien - wie passt das zusammen?

Die sechste Staffel von "The Walking Dead" ist am 11. Oktober in den USA gestartet, einen Tag später kommen hierzulande zumindest die Abonnenten des Pay-TV-Senders Fox auf ihre blutigen Kosten. Alle Free-TV-Gucker können sich ab dem 12. Oktober über einen "Walking Dead"-Marathon freuen: Los geht's mit der ersten Staffel, die fünfte soll im November als Free-TV-Premiere kommen.

Die besten Serien und Filme sind ja entweder die, die einem zum Nachdenken über sich selbst anregen, oder in denen man sich selbst wiedererkennt. Das funktioniert für jedes Genre. Bei "How I Met your Mother" kann sich jeder überlegen, ob er - je nach Beziehungsstatus - lieber der ewig suchende Ted Mosby, der ewig treue Marshall Eriksen oder der ewig kopulierende Barney Stinson sein will. Und bei "The Walking Dead" kann man sich in jeder einzelnen Folge wieder fragen: Was hätte ich in dieser Situation getan?

Menschen gegen Zombies - Menschen gegen Menschen

Für alle, die weder die Original-Comics von Robert Kirkman noch die Serie kennen, eine kurze Zusammenfassung der Ausgangssituation: Polizist Rick Grimes (Andrew Lincoln) wird bei einem Einsatz angeschossen und fällt ins Koma. Als er wieder erwacht, ist das Krankenhaus menschenleer, dafür aber voller Zombies. Genauso wie die Welt außerhalb der Klinik. Für Rick und seine Familie beginnt der blutige Kampf ums Überleben. Und wie sich herausstellt, sind dabei nicht nur die Untoten die Gegner.

Bei allem Gemetzel, und davon gibt es eine Menge, geht es nämlich nicht nur darum, wie sich die verbliebenen Menschen am besten der immer größer werdenden Zombiehorden erwehren und ihr Leben neu organisieren. Vielmehr ist die große Frage: Wie gehen sie angesichts der Zombiekalypse miteinander um, wie entscheiden sie sich, wenn die Wahl lautet: Rette ich nur meine eigene Haut oder bewahre ich mir auch in dieser unmenschlichen Situation einen Rest Menschlichkeit und versuche meinen Nächsten zu retten? Das darf sich dann auch jeder Zuschauer fragen, der daran im Alltag ohne Zombies scheitert.

Die Gescheiterten schlagen zurück

Und überhaupt: Wie lebenswert ist diese Welt in "The Walking Dead" überhaupt noch? Kann es eine schlimmere Welt geben als die, in der man tagtäglich mit der hässlichen Fratze derjenigen Menschen konfrontiert ist, die es nicht geschafft haben? Nicht mehr nur der einzelne Obdachlose an der Ecke, den man noch ziemlich gut ignorieren kann. In der Welt von Rick und Co. aber ist das Leid nicht nur allgegenwärtig, es schlägt auch noch zurück. Genau das passiert, wenn man die Gescheiterten zu lange außen vor lässt: Es endet blutig. Das ist es, was "The Walking Dead" so erschreckend aktuell macht. Im Grunde lässt sich jeder Konflikt, jede soziale Ungerechtigkeit in die Story hineinprojizieren.

Aber kann man sich die Serie auch als Schisser anschauen? Eigentlich nicht. Da werden ständig Schädel eingeschlagen, Hälse durchgebissen und Gedärme rausgezerrt. Aber manchmal muss man da einfach durch. Man kann ja nicht immer wegschauen.


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