Zwei Komikerinnen machen Podcast: sonntags, 15 Uhr, bei Käffchen und Kuchen. Statt auf der großen Bühne versuchen die Künstlerinnen Lisa Feller und Gerburg Jahnke ihr Glück vorerst hinter dem Mikro. Am 8. November 2020 veröffentlichten sie ihre erste Folge des Podcasts "Frau Feller & Frau Jahnke". Über die Entstehung der Idee, ihre Freundschaft, Luxus, Wachsmalstifte und Feuerwehr-Bereitschaft.

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Gerburg Jahnke (65) stand etwa 20 Jahre lang als Teil des Frauenkabarettduos "Missfits" auf der Bühne und moderierte von 2007 bis 2018 die TV-Kabarettsendung "Ladies Night" im WDR sowie im Ersten.

Eine ihrer Nachfolgerinnen wurde Schauspielerin und Komikerin Lisa Feller (44). Diese ist derzeit mit ihrem fünften Comedy-Soloprogramm auf Tour. Nun sind die beiden als Duo auf den Podcast-Zug aufgesprungen und wollen vorerst jeden Sonntagnachmittag in jeweils 28 Minuten über Themen sprechen, die ihnen wichtig sind.

Frau Feller, Frau Jahnke, in der ersten Folge Ihres Podcasts deuten Sie an, dass Sie langjährige Freundinnen sind und privat auch gerne mal telefonieren. Wie haben Sie sich kennengelernt?

Lisa Feller: Ich glaube das war, als ich "sehr" schwanger war und Frau Jahnke mich das erste Mal in ihre Live-Show ["Frau Jahnke lädt ein", Anm. d. Red.] eingeladen hat. Das war 2010.

Gerburg Jahnke: Das war noch sehr früh, da warst du noch sehr klein und sehr jung (lacht).

Wie entstand die Idee zu einem gemeinsamen Podcast?

Jahnke: Wir hatten vor einem halben Jahr mal darüber gesprochen. Lisa ist in diesen modernen Plattformen viel "unterwegser" als ich. Als ich zum ersten Mal in ein paar Podcasts reingehört habe, war meine erste Reaktion: "Nee (lacht), das will ich nicht. Die dauern alle so lange." Jetzt habe ich aber ein extremes Arbeitsverbot – ich bin nicht arbeitslos, ich darf nur nicht – und da tauchte die Idee wieder auf. Wir haben das einfach mal angefangen. Von da an hat es nur noch Spaß gemacht.

Wie ist der Podcast konzipiert? Sprechen Sie einfach drauf los?

Feller: Wir wurschteln uns da noch so rein (lacht) …

Jahnke: Aber wir haben schon eine Vorbereitung. Wir treffen uns vorher und überlegen Themen, über die wir in diesen 28 Minuten sprechen wollen. Allerdings verbieten wir uns, bei dieser Vorbereitung schon darüber zu sprechen, da wir beide die Spontaneität vor den Mikros schätzen.

Wie viele Folgen sind momentan geplant?

Jahnke: Wir haben schon ein paar wenige Folgen vorproduziert, damit wir mal gucken können, wie der Podcast funktioniert und ankommt.

Feller: Genau. Wir haben uns erstmal noch keinen Plan gemacht, ob das jetzt zehn oder 100 Folgen werden – oder ob wir in diesem Leben nichts Anderes mehr machen werden.

Was kann das Format "Podcast" im Gegensatz zu einem Bühnenprogramm?

Feller: Der große Unterschied ist, dass bei einem Bühnenprogramm der Text vorbereitet ist und es sich um eine Kunstform handelt. Im Podcast reden wir hingegen als echte Gerburg und echte Lisa miteinander.

Jahnke: Das heißt, wir werden etwas privater. Außerdem ist ein Podcast nicht so auf Pointe gestrickt.

Ein zentrales Thema in Ihrer ersten Podcast-Folge ist die Corona-Pandemie beziehungsweise der Lockdown. Sie sprechen davon, dass man sich mit der Situation nun "irgendwie arrangieren" muss – klingt sehr zuversichtlich. Wie gut hat das bei Ihnen bisher geklappt?

Jahnke: Privat bin ich sehr überzeugt von den Corona-Maßnahmen [gemeint sind vor allem die AHA-Regeln, Anm. d. Red.]. Deshalb erschrecke ich mich über die Menschen, die diese ignorieren. Ich empfinde solche Menschen als Gefahr für die anderen. Beruflich gesehen, musste ich viele Auftritte verlegen lassen. Ich wollte diese Zeit aber sinnvoll für mich nutzen. So ist der Podcast ein Mittel, ein bisschen Sinn und Öffentlichkeit in das Leben zu bringen. Außerdem können wir dadurch Unterhaltung produzieren und eine gewisse Gelassenheit sowie Einsicht vermitteln. Für mich ist unser Podcast ein Luxus: Ich kann in diesen Zeiten mit einer befreundeten Kollegin gibbeln und über Mädchengeschichten reden.

Feller: Es ist ein ständiges Auf und Ab. Allerdings bin ich durch meine beiden Kinder gezwungen, einen Rhythmus beizubehalten. Mir ist es wichtig, dass sie nicht plötzlich in eine Panik geraten. Das heißt: Auf der einen Seite versuche ich, ihnen klar zu machen, dass es eine ernste Lage ist. Auf der anderen Seite möchte ich sie aber auch weiterhin mit Fröhlichkeit durchs Leben gehen lassen. Genau das zwingt mich selber, zwischendurch auf die positiven Sachen zu blicken.

Dennoch ist es sicherlich frustrierend, die geplanten Tour-Termine coronabedingt verschieben oder absagen zu müssen ...

Feller: Ja, natürlich frustriert das. Aber es gibt keine Alternative und ich denke mir immer: "Es gibt keine Situation in meinem Leben, in der ich so sehr mit all den anderen in einem Boot gesessen habe." Es muss jeder irgendwo Abstriche machen und wir wünschen uns alle in der Kulturbranche wieder volle Säle. Ganz ohne Kreativität geht es allerdings nicht. Sonst drehe ich durch. Nur die Wände meiner Kinder mit Wachsmalstiften anmalen, kann ich auch nicht.

Jahnke: Bei mir war das bei dem ersten Lockdown ab März so, dass ich mich wie eine Feuerwehrfrau gefühlt habe: in ständiger Bereitschaft. Das hat dazu geführt, dass ich zunächst wie gelähmt war und gar nichts gemacht habe, bis wir im August durch die Open-Air-Veranstaltungen das erste Mal wieder spielen konnten. Ich habe auch mit anderen Kolleginnen telefoniert, die empfanden das häufig auch. Aber jetzt ist es anders: Bis Ende März wurden alle Auftritte verschoben. Das heißt, ich habe jetzt ein Zeitfenster von ungefähr vier Monaten, in denen ich "Auftritts-frei" habe. Das verändert meine Situation, ich kann planen. Ich möchte gerne aus dieser Fremdbestimmung heraus und wieder in eine Selbstbestimmung.

Sie beide gehören auch zu den Mitunterzeichnenden des offenen Briefs an die Regierung, in dem ihr vorgeworfen wird, dass sie die Kulturschaffenden in der Corona-Pandemie im Stich lässt. Worin liegt Ihrer Meinung nach das Problem?

Feller: Es hat sich vorher viel Frust aufgestaut, der sich durch den Brief Bahn gebrochen hat. Die Kultur hat die ganze Zeit das Gefühl bekommen, keine sonderlich große Rolle zu spielen und kaum erwähnt zu werden. Zum Beispiel gab es eine Pressekonferenz von Frau Merkel, bei der sie von diesem "Veranstaltungsdings" spricht [betreffende Stelle bei 01:02:22 Std., Anm. d. Red.]. Ich schätze sie sehr, aber ich denke mir: "Von dem Flugbranchendings hat sie noch nie geredet."

Jahnke: Es ist vor allem die Betitelung "systemirrelevant". Das Wort stört mich sehr. Wieso die freie Kultur? Wir haben keine Lobby oder Gewerkschaft, mit der wir Druck machen können. Das ist unser Problem. Wir können einfach nur leise vor uns hinsterben.

Dabei sind Sie es als Komikerinnen und Schauspielerinnen gewohnt, physisch vor vielen Menschen zu stehen. Wie fühlt es sich jetzt an, "nur" neben dem jeweils anderen vor dem Mikrofon zu sprechen?

Jahnke: (lacht) Wir hängen uns Fotos von Auftritten auf.

Feller: Das Gute ist, dass es ein komplett anderes Format ist. Aber natürlich – und ich denke, ich rede auch für alle anderen – vermisse ich das Publikum. Das fehlt. Und selbst wenn die Leute sehr verteilt viral sitzen, ist das immer noch kein Vergleich. Aber glücklicherweise haben wir mit dem Podcast etwas gefunden, was uns ein bisschen bei Laune hält.

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