Noch immer greifen die Hersteller vermehrt zum Ford Transit als Basisfahrzeug. Ebenfalls im Kommen sind Kastenwagen in der Sechs-Meter-Variante mit Einzelbetten. Innenräume werden schmucker und immer vernetzter, denn in einigen Fahrzeugen lässt sich die Bordtechnik inzwischen Per App steuern. Zum Schluss: Manch Unternehmen überrascht mit einer moderaten Preisgestaltung.

Mehr zum Thema Reise

1. Einzelbetten im 6-Meter-Kastenwagen

Einzelbetten im Reisemobil haben viele Vorteile. Sie sind bequem zugänglich, und speziell in Kastenwagen wird nützlicher Stauraum frei, wenn man die Liegeflächen der Länge nach hochklappt. Mitunter kann auch nur eine aufgestellt und die zweite parallel zum Schlafen genutzt werden. Ansonsten bieten Einzelbetten jedem Schläfer seinen eigenen Bereich, und mit eingesetztem Mittelstück entsteht dennoch eine Kuschelwiese. Das Problem mit der Längsanordnung der Betten ist ihr großer Platzbedarf, der bei Kastenwagen bis sechs Meter Länge die übrige Raumplanung erschwert.

Inzwischen wagen sich aber immer mehr Hersteller an die Herausforderung, Einzelbetten im Sechs-Meter-Bus unterzubringen. Um den Raum optimal zu nutzen, bedarf es planerischer Finesse. Oft verpassen die Hersteller ihren Bädern platzsparende Klappwaschbecken, etwa Karmann Mobil im Davis 600 LS oder LMC im Innovan 592. So entsteht mit wenigen Handgriffen eine Dusche. Effizient ist auch die Küchenzeile im LMC, dort lässt sich die Arbeitsplatte in Teilen über das rechte Einzelbett schieben. Zu Pilote V 600 J, Westfalia Columbus 600 E und Yucon 6.0 kommen mit Pössl Summit Shine 600 LR, Rimor Horus 198, Roller Team Livingstone 6 und Dethleffs Globetrail 600 ER weitere neue Modelle hinzu.

"Immer mehr Hersteller wagen sich in Sechs-Meter-Fahrzeugen an Längsbetten. Um den Raum optimal zu nutzen, bedarf es dabei manch planerischer Finesse." – Philip Teleu

2. Natürlichere Interieurs

Es fühlt sich an wie ein kleiner Umbruch, der sich gerade in Reisemobilen vollzieht. Es wäre nicht der Erste. Denn wie die vergangenen Jahrzehnte zeigen, entwickelt sich das Interieur in Epochen. Die Gefährte der 70er beispielsweise prägten dunkle, oft nussbaumfurnierte Möbel und mit Cordsamt bezogene Polster in Ockerbraun. In den 90ern und frühen 2000erJahren dominierten bunt gemusterte Bezüge, gerne in knalligem Orange oder Blau. Abgelöst wurde das quietschige Design von den heute vorherrschenden Formen und Farben: Grau- und Beigetöne, häufig gepaart mit weißen Schrankfronten, brachten mehr Ruhe in die Mobile.

Nachdem lange nur marginale Veränderungen am Interieur vorgenommen wurden, finden sich nun immer häufiger neue Farbkombinationen, Materialien und noch geradlinigere Formen. Farblich orientieren sich die Designer dabei gerne an den Nuancen der Natur. Holz liegt wieder im Trend, allerdings weniger flächig, mehr um Akzente zu setzen. So zieren die Wände des Carthago C-Tourer Superior neuerdings Holzpaneele mit Schattenfugen. Weinsberg verkleidet sogar den Himmel des Caralife-Campingbusses mit Latten. Eura Mobil stellte just das Interieur "Natural Heritage" vor, das zwei Holztöne und Wände im Filz-Look kombiniert.

"Naturbelassene Holztöne, schlichtes Weiß und markante Akzente in Schwarz: Diese Farbkombination steht stellvertretend wie keine andere für den neuen Interieur-Trend. – Saskia Hörmann"

3. Noch mehr Ford-Transit-Modelle

Der Ford Transit als Basis bleibt weiter im Trend. Er taucht bei immer mehr Herstellern in der Modellpalette auf. Zudem hat Ford für das nächste Jahr einige Technik-Updates angekündigt, die den Transit nochmals attraktiver machen sollen. So wird neben überarbeiteten und teils serienmäßigen Assistenzsystemen eine Acht-Gang-Automatik für die vorderradgetriebene Version erhältlich sein. Giottiline startet mit zwei neuen Ford-Modellen in die Saison 2024.

Neben dem Teilintegrierten Siena 386 kommt auch der Giottivan 60 FT zu den Händlern. Itineo hat mit dem Teilintegrierten Cozi PS 700 erstmals einen Transit als Basis im Einsatz. LMC versucht sich an einem Einzelbetten-Grundriss im sechs Meter langen Transit (Innovan 592). Daneben gibt es nun auch den Tourer Lift H 644 G auf dem Ford. Ganze sechs neue Modelle kommen bei Weinsberg in den Baureihen Caraloft und Carasuite dazu. Der Transit macht sich langsam, aber sicher breit auf dem Markt.

"Nachdem zum aktuellen Modelljahr vor allem Kastenwagen präsentiert wurden, sind jetzt auch die Teilintegrierten in den Fokus der Hersteller gerückt. Der Transit als Basis-Fahrzeug war also kein Strohfeuer." – Christian Becker

4. Stabilere Preise

Für eine völlige Entwarnung ist es noch zu früh. Weder die Inflation noch die Lieferkettenkrise ist komplett von der Bildfläche verschwunden. Doch aus der Sicht aller Neufahrzeugkäufer mehren sich die positiven Anzeichen. Viele Reisemobilhersteller verzeichnen zwar immer noch eine lebhafte Nachfrage, aber nicht mehr den großen Ansturm vergangener Monate. Gleichzeitig wurden die Produktionskapazitäten in jüngster Vergangenheit stark erweitert. Wer seine Werke also auch in Zukunft auslasten will, darf die Preisschraube nicht überdrehen.

Das ist den Herstellern durchaus bewusst, und so startet die Saison 2024 nicht gleich mit dem nächsten Kostenschock. Manche Hersteller verzichten ganz auf Preiserhöhungen, einige verbessern durch mehr Ausstattung das Preis-Leistungs-Verhältnis, andere begnügen sich mit einem Aufschlag, wie er auch in Vor-Corona-Jahren stets üblich und akzeptiert war. Hinzu kommt, dass Rabatte offenbar kein Tabuthema mehr sind. Viele Händler blicken vor Ankunft der Modelle 2024 auf gut gefüllte Höfe – was die Preiselastizität erfahrungsgemäß erhöht.

"Mit starken und ständigen Preiserhöhungen ist aktuell nicht mehr zu rechnen. Die Anschaffungskosten von Reisemobilen sind gebremst – wenn auch auf hohem Niveau. So wird der Neukauf wieder vernünftig kalkulierbar." – Ulrich Kohstall

5. Reisemobile mit Hecksitzgruppe

Bis in die 1980er-Jahre waren Hecksitzgruppen in Reisemobilen nahezu Standard. Aus gutem Grund, denn rund um den Tisch gibt es meist viel Platz zum gemütlichen Essen, Spielen oder Lesen – nicht selten passen fünf, sechs oder noch mehr Personen auf die Plätze im Heck. Und das meist mit schöner Rundumsicht. Doch dieser Grundrisstyp hat auch Nachteile. Oft gibt es an diesen Plätzen keine Gurte für die Nutzung während der Fahrt. Zudem bleibt bei einer Hecksitzgruppe häufig kein oder nur wenig Platz für eine fahrradtaugliche Garage.

Das führte dazu, dass Grundrisse mit den Betten im Heck und Sitzgruppe vorn immer populärer wurden. Erst in den 2010er-Jahren tauchten wieder vermehrt Mobile mit Rundsitzgruppen im Heck auf. Für 2024 zeigen gleich mehrere Hersteller neue Modelle mit Hecksitzgruppe – etwa die neue italienische Marke Atlantis in ihrem Modell Compact 595 oder La Marca im neuen 65, einem Teilintegrierten mit 6,60 Meter Länge, der auf dem Caravan Salon vorgestellt werden soll. Auch Kastenwagen kommen mit Sitzgruppen im Heck, wie etwa die neuen Modelle der jungen Marke Südbaden Van oder die bereits erhältlichen Busse Laika Ecovip 645 und Bürstner Eliseo C 644.

"Das große Plus von Hecksitzgruppen: Sie sind gemütlich und bieten viel Platz. Etwas unpraktisch ist es, wenn man sie abends zum Schlafplatz und morgens wieder zurück bauen muss." – Holger Schwarz

6.Mehr Ausstattung

Sondermodelle sind eine gängige Möglichkeit, die Nachfrage anzukurbeln. Doch Hobby, Knaus und Weinsberg haben gezeigt, dass man auch in Zeiten starker Konjunktur mit Komplett-Fahrzeugen ohne viele Extras oder Pakete bei Käufern landen kann. Kunden, die rechnen können und nicht zu preissensibel sind, profitieren vom Kostenvorteil, weil solche Modelle oft subventioniert sind. Für Hersteller lohnt sich das, weil die Produktion besser planbar ist und mehr Fahrzeuge am Stück mit demselben Ausstattungsgrad gebaut werden können. Der neue Reisemobil-Jahrgang sieht einige neue Sondermodelle. So gibt es auch den neuen Weinsberg X-Cursion in einer Pepper-Version.

Knaus bietet ganze fünf Baureihen als Sondermodell an. Im Campingbussegment startet Carado mit der Unlimited Edition in eine neue Klasse. Hymer bringt den Free S als Campus inklusive Aufstelldach und vielem mehr. Yucon krönt seine Modellreihe auf Mercedes Sprinter mit der K-Peak-Edition samt Allradantrieb, 190 PS, Geländereifen und Lithium-Bordbatterie. In der Oberklasse beim Cruiser Daily von Concorde zählen sogar Hubstützen- und Sat-Anlage zum Umfang der gehobenen Ausstattung. Besonderen Wert auf Autarkie legt Frankia beim Platin, dem neuen Topmodell unter den Integrierten der Marke.

"Sondermodelle mit viel Ausstattung haben wieder Konjunktur. Kunden bieten sie handfeste Preisvorteile, auch wenn die Anschaffungskosten zunächst ein wenig höher auszufallen scheinen." – Anne Mandel

7. Ungewöhnliche Grundrisse

Ein Grundriss setzt sich durch: Immer mehr Teilintegrierte setzen nur auf das Hubbett, das über einer großzügigen Längsbanksitzgruppe hängt. Das Heck teilen sich meist ein üppiges Raumbad, die Garage und der Kleiderschrank. Neue Modelle kommen aktuell von Bürstner, Pilote und Rapido hinzu. Ahorn Camp hingegen beweist mit dem neuen A 640, dass diese Raumaufteilung auch in einem Alkovenmobil seine Vorzüge ausspielen kann. Und die Vorreitermarken dieser Aufteilung, Challenger und Chausson, bespielen neuerdings dieses Thema zusätzlich noch mit einem integrierten Modell.

Die französischen Schwestermarken sind in diesem Trend aber gleich nochmal vertreten: Ihr neuer Teilinte- grierter, Modell 384 bzw. 724, baut auf eine höchstflexible Heckaufteilung. Das Querbettschlafzimmer verwandelt sich flugs in ein Büro, ein Spiel- oder Ankleidezimmer. Weinsberg geht dagegen bei den ausgebauten Kastenwagen neue Wege, verzichtet auf den Durchgang ins Fahrerhaus und nutzt den Platz für eine große L-Küche, gefolgt von einer Längsbanksitzgruppe – mutiger Ansatz.

"Manche Entwicklung braucht einfach etwas länger – so sind die Nur-Hubbett-Teilintegrierten inzwischen wirklich angekommen. Auch sonst gibt es spannende Grundrissideen zu entdecken." – Jürgen Bartosch

8.Digitale Bedienung

Dominic Vierneisel

Die bordtechnische Einrichtung wird zunehmend digital. Damit halten auch neue Bedienmöglichkeiten Einzug. Neue Kontrollbords (und damit verknüpfte Apps) liefern nicht nur klassische Informationen über die Füllstände von Batterien und Tanks, sondern können auch Kühlschrank, Licht oder Heizung ansteuern. Im besten Fall ersetzt ein Panel mehrere verschiedene für unterschiedliche Geräte. Weinsberg etwa setzt bei neuen Modellen das iNet-X-System von Truma ein, das zur neuen Saison in wesentlichen Punkten weiterentwickelt wird. Ahorn arbeitet mit dem jungen Tech-Unternehmen Revotion zusammen, das in sein frei konfigurierbares Panel auch Multimedia-Anwendungen einbindet.

Video: Vorstellung: Ahorn Camp Van 620 by Irmscher

Hymer setzt bereits die Connect-App ein, die Schwestermarke Bürstner hat vergangenes Jahr die My-Bürstner-App im Elegance eingeführt, je nach Akzeptanz folgen weitere Baureihen – beide Systeme basieren auf derselben Plattform. Nutzer können mit ihrem Smartphone auch aus der Ferne auf das Fahrzeug zugreifen. Besitzer eines Marco Polo können sich via Bluetooth, also im Nahbereich, über die Mercedes-me-App mit dem KontrollSystem (MBAC) verbinden und so zum Beispiel das Aufstelldach und die Heizung steuern. 2020 eingeführt, präsentiert Daimler auf dem Caravan Salon erweiterte Funktionen. Die California-on-Tour-App verzichtet auf die Heizungssteuerung, findet aber beispielsweise bestimmte Stellplätze. Die neue Digital-Welt bietet viele Möglichkeiten – solange sie zuverlässig funktioniert.

Promobil werbefrei lesen
Lesen Sie alle Inhalte auf promobil.de werbefrei und ohne Werbetracking.

"Die Qualität der konventionellen Kontrollbords hat sich in den letzten Jahren eher seitwärts bewegt. Wer sich mit den digitalen Möglichkeiten anfreundet, entdeckt schnell den Komfortgewinn." – Dominic Vierneisel

  © Promobil

JTI zertifiziert JTI zertifiziert

"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.